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Gefangenschaft mit dem Ziel, Menschen umzubringen

Sie waren eingepfercht und starben zu Abermillionen, den Nazis galten sie als Untermenschen: sowjetische Kriegsgefangene. Bis heute sind Überlebende dieses braunen Terrors nicht ausreichend entschädigt - weil ihre Gefangenschaft bisher nicht als Nazi-Unrecht anerkannt ist.

Von Thilo Schmidt | 06.06.2013
    Die Gedenkstätte "Ehrenhain Zeithain", nur ein paar Kilometer vom sächsischen Riesa entfernt. Ein kleines Häuschen, dahinter eine Holzbaracke, umgeben von Birken. Während des Zweiten Weltkriegs sperrten die Nationalsozialisten hier Kriegsgefangene ein, vor allem sowjetische. Als 1941 der erste Transport mit etwa 2000 sowjetischen Soldaten eintrifft, ist das Lager nicht mehr als ein stacheldrahtumzäunter Pferch. Die Gefangenen graben mit bloßen Händen Löcher in die Erde, um sich vor Regen und Kälte zu schützen. Nur nach und nach wurden Baracken gebaut, erzählt Jens Nagel, der die Gedenkstätte leitet. Doch es sind viel zu wenige für die vielen Gefangenen.

    "Ein Offizier, der später Kompaniechef war, der berichtet, dass bis zu 300 sich im Herbst, Winter '41/'42 in so eine Baracke nachts einfach reingestellt haben, um irgendwie Schutz vor der Witterung zu bekommen. Und das war natürlich nicht so, dass die hier noch irgendwie hier auf dem Boden liegen konnten, sondern die standen einfach. Und da beschreibt er eben auch in seinem Wachdienst, wie er dann da dieses Stampfen, um sich selber vor der Kälte zu schützen, hörte, dass sie aber nur ihrem Tode weiter zuarbeiteten durch weitere Entkräftung. Also, denen war schon bewusst, was da los war."

    Es gibt kaum Wasser, die Häftlinge trinken aus Regenpfützen. Es grassieren Ruhr, Typhus, Fleckfieber. Die brutalen Haftbedingungen im Kriegsgefangenenlager Zeithain, damals auch Stammlager oder Stalag genannt, bedeuten für etliche Inhaftierte den Tod.

    "Also, irgendwo zwischen 25- und 30.000 wird die Wahrheit liegen, was die Opferzahlen angeht, also wir haben alleine jetzt schon knapp 25.000 Namen. Und das sind Dimensionen, die man sonst nur aus Konzentrationslagern kennt."

    Dimensionen wie im Konzentrationslager: Die völkerrechtlich verbrieften Rechte von Kriegsgefangenen sind im Dritten Reich nicht viel wert – und vor allem die sowjetischen Militärangehörigen gelten bei den Nazis als Untermenschen. Mehr als fünf Millionen von ihnen nehmen die Deutschen während des Zweiten Weltkriegs gefangen, über drei Millionen sterben in der Gefangenschaft. An Krankheiten, Kälte, Hunger und Entkräftung.

    "Die Behandlung der sowjetischen Kriegsgefangenen, nicht der Kriegsgefangenen im Zweiten Weltkrieg überhaupt, sondern der sowjetischen Kriegsgefangenen, ist, nach allem, was man weiß, eine solche Sache der besonderen Grausamkeit und Sache der rassischen und ideologischen Verfolgung einer bestimmten Gruppe."

    Sagt Sibylle Suchan-Floss, die sich imBerliner Verein "Kontakte Kontakty" engagiert. Der Verein kümmert sich um die Opfer des Zweiten Weltkriegs im früheren Ostblock und besonders um die sowjetischen Kriegsgefangenen. Denn obwohl sie in deutscher Gefangenschaft zum Teil schweres Unrecht erfahren haben, erhalten sie – anders als die zivilen Zwangsarbeiter – keine Entschädigung von der Bundesrepublik. 20.000 ehemalige Kriegsgefangene aus den Nachfolgestaaten der Sowjetunion stellten in den Jahren 2000 bis 2003 Anträge an die Stiftung "Erinnerung, Verantwortung und Zukunft", kurz EVZ, die für die Auszahlung der Zwangsarbeiterentschädigung zuständig ist. Ihre Anträge wurden aber mit Verweis auf das Kriegsrecht abgelehnt. Nicht nachvollziehbar für Eberhard Radczuweit vom Verein "Kontakte-Kontakty":

    "All diese 20.000, die Anträge gestellt hatten auf Kompensation für geleistete Zwangsarbeit, ja? Die bekamen ein bürokratisches Ablehnungsschreiben, dass sie tief getroffen hatte, ja? 'Nicht leistungsberechtigt' zu sein."

    Nach dem EVZ-Stiftungsgesetz sind nur solche Kriegsgefangene leistungsberechtigt, die Zwangsarbeit in einem Konzentrationslager leisten mussten. Diejenigen aber, die in den Stalags vegetierten, gehen leer aus. Der Verein "Kontakte-Kontakty" wandte sich mit einer Petition an den Bundestag, doch die blieb erfolglos. Auch der Rechtsweg half den ehemaligen Kriegsgefangenen nicht:

    "2003 verklagten sowjetische Kriegsgefangene die Bundesrepublik Deutschland; der Präsident des Berliner Oberverwaltungsgerichts bei seinem abschlägigen Urteil meinte, er sähe einen Unterschied hier zwischen Recht und Gerechtigkeit. Also auch ihm ging es nahe, an das Stiftungsgesetz gebunden zu sein und also die Klage abzuweisen."

    Jetzt hoffen die Mitarbeiter des Vereins und die noch lebenden ehemaligen Kriegsgefangenen auf eine weitere Chance – denn die Bundestagsfraktionen von SPD und Grünen haben das Thema auf die Agenda gesetzt. Gerade haben sie sich auf einen gemeinsamen Antrag geeinigt: Sie wollen, dass die Bundesrepublik die Verbrechen an den sowjetischen Kriegsgefangenen als nationalsozialistisches Unrecht anerkennt. (PDF-Dokument des vorläufigen Antrags) Nach ihrem Willen soll der Bundestag noch in diesem Monat darüber abstimmen. Initiiert hat den Vorstoß Volker Beck, der Parlamentarische Geschäftsführer der Grünen-Bundestagsfraktion:

    "Grundsätzlich ist es so, dass Kriegsgefangene versorgt werden müssen von dem Land, das sie in den Krieg geschickt hat. Aber bei den sowjetischen Kriegsgefangenen gibt es eine Besonderheit: Sie wurden eben nicht nach Kriegsvölkerrecht von den Nazis in Kriegsgefangenenlager gesteckt, sondern in spezielle Russenlager, wo die Lebensmittelversorgung und die hygienischen Bedingungen so waren, dass eindeutig gesagt werden kann, die Gefangenschaft war darauf ausgerichtet, diese Menschen umzubringen."

    Der Antrag von SPD und Grünen sieht auch eine finanzielle Entschädigung von 2500 Euro für jeden Betroffenen vor.

    "Für einen sowjetischen Kriegsgefangenen, der heute eben zwangsläufig entsprechend alt ist - das ist für den eine Menge Geld, ob diese Summe tatsächlich dem Schadenstatbestand gerecht wird, darüber könnten wir streiten, aber wir müssen uns da natürlich auch orientieren an dem, was wir den anderen Zwangsarbeitern gegeben haben, und das war halt auch nicht so fürstlich."

    Rund 5000 ehemalige sowjetische Kriegsgefangene leben heute noch.

    Einer von ihnen ist Boris Antonowitsch Popov, der im weißrussischen Minsk lebt. Im Juli 1941 geriet er in deutsche Kriegsgefangenschaft und landete im Stalag IV B im brandenburgischen Mühlberg an der Elbe.

    "Die Russen waren von den Gefangenen aus anderen Ländern getrennt, in einem separaten Bereich, mit Stacheldraht abgezäunt. Kontakt zu den Ausländern war verboten. Es kam sogar vor, dass die Wachen geschossen haben, wenn wir dem Tor zum Bereich mit den anderen Gefangenen zu nahe kamen. Die Bedingungen für die Russen waren andere. Die Nicht-Russen bekamen wöchentlich Pakete vom Deutschen Roten Kreuz, die Russen nicht. Zu den Nicht-Russen kamen regelmäßig Delegationen, die die Einhaltung der Genfer Konventionen kontrollierten. Der Bereich der Russen wurde nie kontrolliert."

    Popov arbeitete im lagerinternen Gemüsegarten. 1945 wird er von sowjetischen Truppen aus dem Lager Mühlberg befreit. Er geht dann zunächst nach Leningrad, wo seine Mutter wohnt. Er will sein Studium fortsetzen, das er 1940 wegen des Krieges hatte unterbrechen müssen. Doch dafür muss er jetzt nach Minsk ziehen, denn in Leningrad darf er als ehemaliger Kriegsgefangener nicht studieren.

    "In den ersten Jahren nach dem Krieg gab es noch Kontakt zu anderen Kriegsgefangenen, später nicht mehr. In meinem näheren Umfeld gab es keine Kriegsgefangenen, und selbst wenn, so verschwiegen sie die Gefangenschaft. So habe ich erst vor Kurzem erfahren, dass ein guter Freund von mir auch in Kriegsgefangenschaft war. Er hat mir nie davon erzählt, erst nach seinem Tod habe ich es zufällig erfahren. Wozu soll man über die Kriegsgefangenschaft sprechen, wenn man doch nur einen negativen Stempel dafür erhält?"

    Die deutsche Kriegsgefangenschaft war ein Tabu in der sowjetischen Gesellschaft. Wer die brutalen Haftbedingungen überlebt hatte und in die Heimat zurückkehrte, erlebte dort oft weitere Schikanen. Ehemalige Kriegsgefangene galten als Verräter, weil sie in die Hände des Feindes gefallen waren. Stalin verlangte von den Rotarmisten den Kampf bis zuletzt – selbst in einer ausweglosen Situation. Wer gefangen genommen wurde, war also nicht mehr Teil des "heldenhaften Kampfes" gegen die Nazis. Stalin schickte viele von ihnen in Strafbataillone oder in den Gulag. Der Historiker und gebürtige Ukrainer Dmitri Stratievski engagiert sich ebenfalls beim Verein "Kontakte-Kontakty".

    "Es gab massenhafte Diskriminierungen dieser Menschen auf unterschiedlicher Ebene. Zum Beispiel also beim Karriereaufstieg am Arbeitsplatz, was die Ausbildung angeht, insbesondere bei solchen Berufen, die in der Sowjetunion als ideologisch wichtig galten. Zum Beispiel als Geschichtslehrer, das war für diese Menschen in der Regel unmöglich."

    Ehemalige Kriegsgefangene durften auch nicht Mitglied in Veteranenräten sein oder an militärischen Ehrenparaden teilnehmen – das blieb so, auch nach Stalins Tod. Boris Antonowitsch Popov:

    "Was Weißrussland betrifft, so kann ich nicht sagen, dass sich danach irgendetwas gegenüber den Kriegsgefangenen änderte. Die Parteiorganisation diskriminierte uns weiterhin. So verwehrte man mir 1969 die Teilnahme an einem Kongress in London. Die Parteiorganisation lehnte dies ab und ich war von der Delegation ausgeschlossen."

    Neuburxdorf in Brandenburg, ein Nachbarort von Mühlberg. Hier lebt Bernd-Jürgen Fritsch. Schon seit Jahren engagiert sich der 68-Jährige für das Gedenken an die sowjetischen Kriegsgefangenen. Das Stalag IV B in Mühlberg war ein "Vorzeigelager", in dem die Genfer Konventionen galten – allerdings nicht in den Bereichen, in denen die sowjetischen Kriegsgefangenen untergebracht waren. Wenn Bernd-Jürgen Fritsch aus seinem Wohnzimmerfenster schaut, kann er das ehemalige Lagergelände sehen.

    "Sie müssen sich bücken, ja, sie müssen sich hier, setzen sie sich dort hin ... und da sehen sie dort diese Pappelstrünke, über diesen Fichten. Da ist die Zufahrt schon, ja?"

    "Wie viel habe ich gesehen und überlebt. Aber warum?"
    Das ehemalige Lager liegt direkt vor der Haustür, in der eigenen Region: Auch deshalb war es für Bernd-Jürgen Fritsch wohl ein Herzensanliegen, Kontakt zu suchen zu einem ehemaligen Kriegsgefangenen – und das gelang ihm auch, mit Michail Schidkow, der bis zu seinem Tod im Jahr 2002 in Lipezk lebte, 400 Kilometer südöstlich von Moskau. Während des Zweiten Weltkriegs war Schidkow bei einer Familie in Fritschs Nachbarschaft zur Landarbeit gezwungen worden. Die Familie behandelte den Soldaten aber gut, sie erkannte offenbar unter der Uniform den Menschen. Fritsch bedauert, dass er Schidkow niemals persönlich getroffen hat.

    "So. Das is ja das Schreckliche. Ich hab mit ihm gesprochen. Am Telefon. Ich bin ja viel jünger als er. Wir kannten aber denselben Hund noch. Lumpi. Der hatte drei Läufe, drei Beine. Deswegen erinnert man sich, so ein gelber war das, ja?"

    Schidkow konnte 1944 aus dem Lager fliehen. Der Bauernfamilie, mit der er sich verbunden fühlte, schrieb er während der Flucht Briefe. Fritsch liest aus einem vergilbten Dokument.

    "Im zweiten Monat meiner Flucht befinde ich mich nordöstlich von Lodz. Mein Tisch ist die Feldflasche, mein Arbeitszimmer der Wald und mit Fenster nach dem Süden. Dort ist der See. Ich bin auch menschenscheu geworden, ich fürchte mich vor allem, und daher kehrte ich nicht zu ihnen zurück. Wie viel habe ich gesehen und überlebt. Aber warum? Um den Schandfleck zu tilgen und die Ehre wieder herzustellen. Dann werde ich nicht um meine Mädchen Angst haben. Leider weiß ich nichts mehr zu schreiben. Alles Gute, 9.10.44. Lodz, Schidkow."

    Fritsch und der örtliche Heimatverein haben Schidkow eine Stele in dem ehemaligen Lager gewidmet – dort, wo 3000 Kriegsgefangene starben, davon über 2000 Russen.

    "Der Herr Schidkow gilt ja in Russland – oder galt – ja noch als Held! Er ist ja zurückgeflüchtet. Während die anderen hier umkamen. Und die galten in Russland als - nichts!"

    Erst seit ein paar Jahren kommen die Angehörigen der früheren Kriegsgefangenen in das ehemalige Lager, um ihrer Väter und Großväter zu gedenken. Die Sowjetunion und ihre Nachfolgestaaten tabuisierten das Thema Kriegsgefangenschaft jahrzehntelang, hielten die Namen der Verstorbenen geheim. Erst 2008 richtete die russische Regierung ein Online-Archiv ein, das die Namen der in den Russenlagern gestorbenen Kriegsgefangenen nennt. Eine kleine Entschädigung wollte auch der Berliner Verein "Kontakte-Kontakty" leisten und sammelte Spenden für ehemalige Kriegsgefangene. Namen und Adressen bekam der Verein von der Stiftung "Erinnerung, Verantwortung und Zukunft", die die Anträge der ehemaligen Gefangenen auf Entschädigung abgelehnt hatte. Jeweils immerhin 300 Euro konnte der Verein diesen noch lebenden ehemaligen Kriegsgefangenen schicken. Es ist eine Geste, sagt Dmitri Stratievski.

    "Diese Menschen zeigen stolz Briefe aus Deutschland, also diese Stimme aus Deutschland ist für ehemalige sowjetische Kriegsgefangene besonders wichtig."

    Auch Boris Antonowitsch Popov aus Minsk freute sich über den Brief aus Deutschland.

    "Am meisten hat mich die materielle Hilfe von 300 Euro und der Brief des Vereins Kontakte-Kontakty berührt. Das hat mich erstaunt und derart tief in meiner Seele berührt, es war die erste Anerkennung der ungerechten Behandlung und der Vernichtung der russischen Kriegsgefangenen."

    Ob die Kriegsgefangenen bald auch mit einer offiziellen Anerkennung und Entschädigung seitens der Bundesrepublik rechnen können? Volker Beck, der auch menschenrechtspolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion ist, bezweifelt, dass der Bundestag dem Antrag von SPD und Grünen zustimmen wird.

    "Also, die Hoffnung, dass wir das noch in dieser Legislaturperiode zu einer breiten Mehrheit verhelfen, die ist bei mir leider nicht sehr ausgeprägt, aber ich finde wichtig, dass man das Thema überhaupt setzt, wichtig ist, dass die Gesellschaft davon erfährt, dass wir hier eine Gruppe haben, der wir eigentlich nicht gerecht geworden sind."

    Seitens der Regierungsfraktionen von Union und FDP war keine Stellungnahme zu diesem Thema zu bekommen. Anfragen des Deutschlandfunks wurden von verschiedenen Stellen abgelehnt. Die Pressestelle der Unionsfraktion erklärte, man sei in Beratungen und wolle sich noch nicht dazu äußern.

    "Die größte Opfergruppe neben den Juden sind die Menschen aus den slawischen Völkern, und es erstaunt vor diesem Hintergrund schon, dass wir hier zum Beispiel in Berlin ein Denkmal für die Juden haben, mittlerweile gottseidank auch ein Denkmal für die Sinti und Roma, aber für die Opfer des Krieges und der Gewaltherrschaft in Osteuropa haben wir eigentlich nichts."

    Wenn jeder der etwa 5000 noch lebenden sowjetischen Kriegsgefangenen eine Entschädigung von 2500 Euro erhalten würde, wie es der Antrag von SPD und Grünen vorsieht, dann würde das die Bundesrepublik rund 12,5 Millionen Euro kosten.

    "Deshalb hoffe ich darauf, dass man sich da bewegt, so lange noch einige leben, es wird sowieso nicht mehr sehr teuer, weil die meisten haben sozusagen ihr Leben verloren in der Zeit, in der wir sie sträflich vernachlässigt und vergessen haben."

    Gegen das Vergessen kämpft auch Jens Nagel, der Leiter der Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain in Sachsen. Er will den Toten einen Namen geben:

    "Sie sehen ja draußen, auf dem Friedhof hier, wir haben ja hier symbolisch, also 5100 Namen sind das hier, also alleine auf diesem Friedhof bestatteten sowjetischen Kriegsgefangenen. Das war also unser Versuch, deutlich zu machen, dass das hier keine anonyme Masse ist. Denn das ihre Namen hier nicht verzeichnet waren, oder nach wie vor nicht sind, war auch eine Folge der stalinistischen Verfolgung."

    Auch Jens Nagel plädiert für die - wenn auch späte - Entschädigung. Für ihn wäre das nicht nur eine finanzielle Geste, sondern auch ein notwendiger Akt deutscher Geschichtspolitik.

    "Die sowjetischen Kriegsgefangenen als Gruppe, die sind eine zunächst mal tabuisierte und bis heute marginalisierte Gruppe. Da merkt man natürlich auch, dass so etwas möglich war, weil natürlich diese Opfergruppe im kollektiven Gedächtnis auch heute noch keine wirklich große Rolle spielt. Und man muss auch sagen, dass der Bund bis heute in seiner Gedenkstättenkonzeption zur Förderung der Gedenkstätten in Deutschland diese Opfergruppe nicht erwähnt."