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Geflügelpest:

Über 80 Menschen haben sich in den Niederlanden bereits durch die Geflügelpest infiziert, die Seuche hat bereits ein Todesopfer gefordert. Das ist ein Novum. Bislang hatten die Viren nur Tiere getötet. Braut sich da neben SARS vielleicht eine neue Katastrophe zusammen? Bei den Experten schrillen die Alarmglocken. Es gibt Gemeinsamkeiten zwischen SARS und der Geflügelpest. In beiden Fällen droht den Menschen Gefahr, weil sich die genetischen Informationen dieser Viren schnell verändern. So warnt die Wissenschaft bereits, auch aus der Geflügelpest könnte eine neue Bedrohung für den Menschen werden.

William Vorsatz |
    Er hatte an vorderster Front gegen die Seuche gekämpft und nicht damit gerechnet, dass sie auch ihn töten könnte. Dann hat die Geflügelpest den niederländischen Tierarzt vor zwei Wochen umgebracht. Ein Novum. Denn bisher waren diese Viren für Menschen ungefährlich. Dr. Hans Stöhr von der Weltgesundheitsorganisation WHO in Genf:

    Normalerweise sieht man beim Menschen keine Geflügelpest. Die Erkrankung, die in den Niederlanden beobachtet wurde, hat begonnen mit einer Konjunktivitis, das ist einen Schleimhautentzündung an den Augen, Augenausfluss, gerötete Augen, später kommen dann auch bakterielle Infektionen dazu, so dass man dann Eiter auch in den Augen sieht. Normalerweise können ja diese Aviären, diese Geflügelviren den Menschen nichts anhaben. Wir waren also sehr überrascht, sie aus den Augen dieser Menschen zu isolieren, und später gab es ja auch schwerere Infektionen.

    Warum der Virenangriff gerade für den Tierarzt tödlich endete, wissen die Forscher noch nicht genau. Schon 1997 hat ein ähnliches Virus in Hongkong 18 Personen befallen und sechs davon getötet. Es waren widerstandfähige Menschen ohne chronische Erkrankungen, die plötzlich einer aggressiven Vogelgrippe zum Opfer fielen. Fazit: Wie schwer die Krankheit verläuft, hängt offensichtlich von allem von der Dosis der Viren ab. Und der niederländische Tierarzt war bei seinem Kampf gegen die Geflügelpest in etlichen Ställen einem besonders großen Ansturm von Viren ausgesetzt. Aber niemand hielt einen Schutz für nötig:

    Wir sind deswegen so beunruhigt über diese sogenannten H7 und H5 Infektionen beim Menschen, weil kein Mensch auf der Welt Antikörper gegen diese Viren besitzt, wenn es dieses Viren schaffen sollten, beim Menschen Fuß zu fassen, und gleichzeitig auch noch schnell und effizient verbreitet zu werden, dann haben wir im Prinzip diese Situation einer Pandemie, einer weltweiten Verbreitung von neuen Viren, und die letzten Pandemien haben Millionen Tote innerhalb kürzester Zeit gefordert, 1918 sind 50 Millionen Menschen an der Influenza gestorben, deshalb sind wir so beunruhigt, wir können nicht warten, bis diese Geflügelviren sich an den Menschen angepasst haben und dann ausgebreitet werden.

    Entsprechend rigoros sind die Gegenmaßnahmen. Millionenfach wird das Geflügel derzeit in den Niederlanden und Belgien geschlachtet. Aber nur noch vier Kilometer trennen die betroffenen Ställe von Deutschland. So hat das Verbraucher-ministerium bereits eine Eilverordnung erlassen: überall hierzulande müssen die Tierbestände jetzt beobachtet werden. Derweil schlägt auch die WHO globalen Seuchenalarm und arbeitet mit Hochdruck an Diagnosetests, die dann allen Ländern kostenlos zur Verfügung stehen sollen.

    Entscheidend ist, das dass Virus keine Chance bekommt, beim Menschen Fuß zu fassen, sich dort an den Menschen anzupassen, oder, noch schlimmer, vielleicht sich in einem Menschen zu vermehren, in dem ein humanes Influenzavirus sich gerade ausbreitet, dann können diese beiden Viren sich vereinigen zu einem neuen Virus, dass dann immunologisch unbekannt ist für die Menschen, aber sich sehr schnell ausbreiten kann.

    Die Folge: von dem neuen Killervirus würde eine erheblich größere Bedrohung ausgehen als heute vorn SARS. So bittet das Agrarministerium in Nordrhein-Westfalen bereits jeden, der im Grenzgebiet zu Belgien und Holland mit Geflügel zu tun hat, sich wenigstens prophylaktisch gegen Grippe impfen zu lassen. Er könnte damit auch der Allgemeinheit einen unschätzbaren Dienst erweisen, in dem er das Ausbrüten gefährlicher neuer Viren verhindert. Wer mit erkranktem Federvieh zu tun hat sollte nach den jüngsten Erkenntnissen zudem auf alle Fälle Atemmaske, Schutzbrille, Handschuhe und Schutzkleidung tragen. Noch ist es glücklicherweise, genau wie bei der Vogelgrippe in Hongkong, nicht zu einer Übertragung von einem erkrankten Menschen auf den nächsten gekommen. Und Für die Allgemeinheit in Deutschland gibt es noch keine Verhaltenseinschränkungen. So könne das Federvieh immer noch unbedenklich verzehrt werden, versichert der WHO-Mann Stöhr.

    Prinzipiell muss man sagen Influenzaviren sind sehr sehr empfindliche Viren, die auch schnell abgetötet werden, in Hongkong mit diesem gefährlichen H5-Virus waren offensichtlich alle Infektionen verbunden mit dem Einatmen der Erreger, Personen hatten Kontakt mit Lebendgeflügel, dann wurden die Tiere also gerupft zu Hause oder man war halt auf Geflügelmärkten gewesen – das Lebensmittelgeflügel stellt im Prinzip kein Risiko da.

    Nach dem jetzigen Stand der Dinge. Der kann sich aber, wie wir erfahren haben, schnell ändern.

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