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Gegen den Leistungsdruck
Eine Show über das Scheitern

Schneller, weiter, schöner - der Mensch steht unter Druck. Das Kollektiv "Henrike Iglesias" zeigt eine Wettbewerbsshow zum Mitmachen. Doch eigentlich geht es ums Scheitern. "Wie machen wir ein Stück über Scheitern, das dann doch total gut wird?", fragte Performerin Laura Neumann.

Laura Neumann und Anna Fries im Gespräch mit Sören Brinkmann |
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Wer ist die Schönste im ganzen Land? Bei "Under Pressure" kann der Zuschauer Druck ausüben. (Dorothea Tuch )
"Under Pressure" ist eine Wettbewerbsshow, in der drei Performerinnen gegeneinander antreten. Während des Livestreams können die Zuschauer per Smartphone ihre Meinung abgeben "Wer ist die Beste, darum soll es gehen", so Performerin Laua Neumann im Dlf. Doch eigentlich geht es um Versagen. Die Show stelle die Frage nach dem eigenen Leistungsdruck. Das Ziel sei gewesen, eine Show über das Scheitern zu machen. Zugleich seien aber die Performer alle Streberinnen, die überhaupt nicht scheitern möchten. "Wie machen wir ein Stück über Scheitern, was dann doch total gut wird?", fragte Laura Neumann.

Erfolg verlernen

Das Kollektiv versteht Scheitern auch als feministische Praxis. "Zu verlernen, dass wir die ganze Zeit Erfolg haben müssen, ist ja eine total wichtige Lektion", so Laura Neumann. Damit müssten sich alle mehr auseinandersetzen.
"Wo kommt der Leistungsdruck her? Beugen wir uns da einem turbokapitalistischen System und das wollen wir vielleicht gar nicht?", fragt Anna Fries. In der Leistungsgesellschaft müsse man sich nicht immer diesem Leistungsdruck beugen. Allerdings käme das auch auf das Set von Privilegien an, von dem aus der Mensch startet.

Ehrgeiz und Drang

Leistungsdruck bringe einen aber auch an Orte, an die man sonst nicht käme. "Es ist auch ein Motor", betonte Laura Neumann. Ehrgeiz oder Drang bräuchte man, um beim Theater zu landen. Lähmenden, destruktiven Leistungsdruck, den untersuche das Kollektiv. Auch im Alltag kennt das Kollektiv Leistungsdruck. "Alles an der Kunst ist ja auch Wettbewerb", so Anna Fries. Gerade im Theater würde der Widerspruch sehr deutlich. "Letzen Endes befinden wir uns auch in einem konkurrenzgetriebenen System und beugen uns dem auch", so Anna Fries. In kleinem Rahmen könne man eigene Strukturen schaffen, aber nur sehr bedingt.

"Eklige Faszination"

Shows über Schönheitsideale, in denen Fotos verteilt werden, guckt Laura Neumann aber doch: "Es gibt da so eine eklige Faszination, die macht, dass ich denke, da muss ich jetzt hängen bleiben, ich muss das jetzt zu Ende gucken." Kritik an der Glitzerwelt sei allerdings berechtigt. "Aber das fasziniert mich auch", sagte Anna Fries "Es geht darum das zu hinterfragen und vielleicht auch diesen Widerspruch anzuerkennen". Und vielleicht auch mal eine Bremse einzulegen