Archiv

Gegen die Austrocknung
Petition für den Edersee

In den Sommermonaten wird aus dem Edersee oft viel Wasser abgelassen, um die Weser aufzufüllen. Weil ein leerer See aber schlecht für den Tourismus ist, haben Wassersportler und Gastronomen eine Online-Petition gestartet. Nun gab es eine Infoveranstaltung der Behörden zu dem Thema.

Von Ludger Fittkau |
    Touristen gehen am 14.10.2016 über die alte, etwa 60 Meter lange "Aseler Brücke" im Edersee (Landkreis Waldeck-Frankenberg, Hessen). Bei niedrigem Wasserstand im Edersee tauchen regelmäßig Reste alter Siedlungen auf.
    Im Sommer ist oft nur wenig Wasser im Edersee (picture alliance/ dpa/Swen Pförtner)
    Ein rauschender Bach am Südrand der Edertalsperre. Im Nationalpark Kellerwald, der sich hier bis an die Ufer des Stausees schiebt, hat es in den zurückliegenden Wintermonaten genug geregnet, um die Talsperre zu füllen. Die Touristen, die die ersten warmen Frühlingstage am See genießen, sind begeistert:
    "Es ist wunderschön, ich finde es hier sehr idyllisch, ich bin zum ersten Mal am Edersee und es gefällt mir wirklich sehr gut hier." - "Es ist eigentlich das blaue Auge von Waldeck. Zu Fuß bin ich rundum schon gelaufen. Und man hat immer das Wasser im Blick." - "Ich habe aber auch mal gehört, es soll aber auch spannend sein, wenn er nicht gefüllt ist und wenn man das Dorf wieder sehen kann, das alte, ganz verschollene. Aber optisch ist es natürlich ein Highlight, wenn der See ganz gefüllt ist", sagt Anja Bokel, die aus Frankfurt am Main an den See gereist ist.
    Horst-Helmut Henke kommt aus Kassel und war früher mal Binnenschiffer. Deswegen kennt er auch die Nöte derjenigen, die in der Weser und auf anderen Wasserstraßen auch im Sommer genügend Tiefgang brauchen, um mit ihren Lastschiffen nicht auf Grund zu laufen:
    "Es hängt ja so viel dran, die ganze Schifffahrt dort. Es fahren ja auch Tankschiffe. Und wenn die irgendwann auflaufen und das gibt es ein Leck, dann ist der Umweltschaden enorm hoch."
    Austrocknung soll verhindert werden
    Wenige Stunden später in Affoldern, ein paar Kilometer unterhalb der Staumauer. Verschiedene Behörden haben in die örtliche Festhalle eingeladen, um über die Wasserbewirtschaftung des Edersees zu informieren. Rund 200 Menschen sind gekommen. Es geht um die Frage, wie man vielleicht verhindern kann, dass der Stausee so stark austrocknet wie im vergangenen Jahr. 2017 war der See im Spätsommer an vielen Stellen ohne Wasser. Für Segler wie Klaus Heinemann, der an diesem Abend aus Baunatal bei Kassel zur Infoveranstaltung gekommen ist, war das natürlich frustrierend:
    "Wir sind Segler, haben unser Schiffchen da am See liegen und waren in den letzten Jahren nicht ganz so zufrieden mit der Bewirtschaftung. Wobei man auch sagen muss: Am Regen kann selbst das Wasserschifffahrtsamt nichts ändern."
    Für den Edersee ist das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt des Bundes in Hannoversch-Münden zuständig. Es muss mit Wasser aus dem Stausee garantieren, dass am dortigen Fluss-Pegel das ganze Jahr über ein Wasserstand von 1,20 Meter gemessen wird. Nur dann können Binnenschiffe auf der Oberweser fahren, erklärt Katrin Urbitsch, die Leiterin des Schifffahrtsamtes:
    "Ja, man denkt immer, auf der Weser fährt nichts, nur weil man da hin fährt und kein Schiff sieht. So ist es aber nicht. Wir haben im Bereich von Hameln Kiestransport. Da ist ein Unternehmer, der fährt also 500.000 Tonnen Kies pro Jahr. Das ist relativ viel. Und zusätzlich haben wir die Stückguttransporte, wo wir in diesem Jahr auch schon einen hatten, die aus Nordhessen, zum Beispiel aus Kassel dann eben teile abtransportieren oder auch Teile hinbringen. Manchmal so Synthesegas-Kühler oder irgendwelche großvolumigen Einzelteile. Und das passiert ein paarmal im Jahr. Doch der Kiestransport läuft eben ganzjährig und der braucht 1,20 Meter."
    Talsperre dient auch dem Hochwasserschutz
    Zusätzlich zur Schifffahrt auf der Oberweser dient die Edertalsperre auch dem Hochwasserschutz und dem Betrieb von Kraftwerken an der sogenannten "Unteren Eder". Das ist der Flussabschnitt zwischen der Staumauer des Edersees und der Mündung in die Fulda südlich von Kassel. Winfried Hausmann ist im Regierungspräsidium Kassel für den Umweltschutz zuständig. Er betonte, wie wichtig der Edersee nicht nur für die Weserschifffahrt, sondern auch für den Hochwasserschutz in Nordhessen sei:
    "Eben um ein Auflaufbecken zu haben, für extreme Wetterereignisse. Und das dritte eben die Energiegewinnung, der er dient. Das sind die Hauptzwecke, zu der damals die Edertalsperre errichtet worden ist und wie es letztlich auch im Wasserstraßengesetz festgeschrieben ist."
    Lediglich in trockenen Wintermonaten im Zeitraum von November bis Februar könne die Mindestabgabe aus dem Edersee in Zukunft noch einmal gesenkt werden, um den See nicht zu leerlaufen zu lassen, wurde bei der Infoveranstaltung in Affoldern klar. Doch der Mindestpegel für die Weserschifffahrt müsse gewährleistet bleiben.
    Wassersportler sind enttäuscht
    Enttäuschung bei den Wassersportlern – sie werden wohl auch künftig gerade nach schneearmen Wintern mit einem möglicherweise halbleeren Edersee leben müssen. Doch Katrin Urbitsch verspricht, dass das Schifffahrtsamt die Interessen des Wassertourismus am Stausee soweit berücksichtigen werde, wie es eben gehe:
    "Ja, das ist ein Kompromiss. Es gibt einfach diese Zweckbestimmung und die Schifffahrt auf der Oberweser, die müssen wir sicherstellen. Wir sind aber seit Jahren und jedes Jahr wieder im Gespräch und versuchen, so weit wie es möglich ist und so steht es auch schon in der Betriebsvorschrift, die Belange des Tourismus zu berücksichtigen."