Urban: Guten Tag, Frau Maleike.
Maleike: Warum wollen Sie denn keinen Regelbachelor?
Urban: Ja, zunächst möchte ich sagen, dass die Deutsche Physikalische Gesellschaft, wie auch andere Fachgesellschaften in Deutschland die gestuften Studiengänge nach dem Bolognaprozess begrüßen, das heißt, wir sind grundsätzlich für Bachelor und Master. Die Kultusministerkonferenz hat aber im vergangenen Oktober Richtlinien für die Akkreditierung der Studiengänge erlassen, die jetzt Gesetz geworden sind für die Akkreditierung nach dieser Sitzung der Kultusminister am Freitag. Und in diesen Richtlinien ist festgelegt, dass der Bachelor der Regelabschluss sein soll und dass damit die Mehrzahl der Studierenden damit von der Universität geht. Und nun kann man nicht erwarten, dass wenn man ein Kurzstudium zur Regel macht, was deutlich kürzer ist als das seitherige Diplomstudium und auch als das Masterstudium, dass das die gleiche Qualität für die Studierenden bringen würde wie das volle Studium.
Maleike: Was heißt das denn jetzt für die Praxis, wird es keinen Bachelor an deutschen Hochschulen für Physik geben?
Urban: Ich denke, dass es natürlich einen Bachelor an deutschen Hochschulen für Physik geben wird, da führt auch kein Weg dran vorbei, weil es die europäischen Bildungsminister nun mehrfach festgelegt und beschlossen haben. Nur wird nicht davon auszugehen sein, dass die Mehrheit der Studenten und Studentinnen vom Bachelor anschließend zum Masterstudium geht.
Maleike: Andersrum bleibt natürlich dann die Frage, warum schafft es denn die Physik nicht, berufsqualifizierend im Bachelor auszubilden, andere Disziplinen schaffen es ja?
Urban: Nun gut, es kommt darauf an, was man als berufsqualifizierend bezeichnet. Wir gehen davon aus, dass der Bachelor eine gute Sache ist für Kombinationsstudiengänge zum Beispiel wenn Sie ein Physikstudium mit einem Jurastudium kombinieren wollen, um Patentanwalt zu werden. Ich glaube auch in sofern ist der Bachelor eine moderne Sache, als man ja in Zukunft davon ausgeht, dass man mehr Kombinationsstudiengänge haben wird, mehr interdisziplinäre Studiengänge haben wird, dafür ist der Bachelor der richtige Abschluss. Aber entscheidend ist bei einem fertigen Physiker oder bei einer Physikerin, dass sie auch noch eine fachliche Vertiefungsphase hat, wie wir es dann später im Masterstudium haben und vor allem, dass eine insgesamt einjährige Übergangsphase zur Praxis da ist. Das heißt, wenn wir die Studiengänge nun konzentrieren, um zu kürzeren Studienzeiten zu kommen, dann muss man sehr das Studium straffen, und dann wird die Brücke zur Praxis, die man dann im Masterstudium im zweiten Jahr haben wird von ganz großer Bedeutung. Und deshalb legen wir Wert, dass in Zukunft Deutschland Masterstudenten hat, deren Qualifikation etwa so gut ist, wie die, die wir seither im recht bekannten oder akzeptierten Diplomstudiengang hatten.
Maleike: Eine der Studentinnen hatte ja angesprochen, dass der Master möglicherweise schwierig wird hinten draufzusatteln, weil es vielleicht Finanzierungsprobleme gibt, weil viele Studierende ja auch nebenher noch arbeiten müssen. Sehen Sie das auch als Problem?
Urban: Ich denke, dass es vielleicht in der Übergangsphase strukturelle Probleme geben könnte, weil die entsprechenden Fördereinrichtungen und –maßnahmen dafür noch nicht zugeschnitten sind, aber sie können zum Beispiel, wenn Sie es aus finanziellen Gründen für notwendig erachten, nach dem Bachelorstudium gezielt ein bis zwei Jahre in die Industrie gehen und können anschließend ein Masterstudium beginnen. Das heißt, ein Vorteil dieser gestuften Studiengänge ist gerade, dass man in dieser Richtung mehr Flexibilität gewinnt.
Maleike: Aber besteht denn nicht auch die Gefahr, dass man eine Zweiklassengesellschaft herstellt zwischen den Bachelorphysikern und den Mastern?
Urban: Ich denke eine Zweiklassengesellschaft würde implizit bedeuten, dass man in beiden Ausbildungsgraden etwa dieselbe Menge Leute hätte. Dazu wird es glaube ich nicht kommen. Die deutschen Physiker und Physikerinnen erfreuen sich heute einer sehr sehr geringen Arbeitslosigkeit. Wir haben eine Arbeitslosigkeit in der Gegend von etwa drei bis 3,5 Prozent. Und das bedeutet, dass diese hohe Qualifikation, die heute das Diplom mit sich bringt, in der Industrie auch nachgefragt wird. Das heißt, die Industrie würde von sich aus einen Nachfragedruck auf den Masterstudiengang ausüben und ich gehe davon aus, dass die Studentinnen und Studenten diesem Druck entsprechen werden und bis zum Master gehen werden.
Maleike: Wie sicher ist es denn, dass jemand, der den Bachelor gemacht hat auch dann den Master machen kann. Also wird es da diese Durchlässigkeit geben?
Urban: Man glaubt heute, dass es wohl nicht möglich sein wird, jeden Bachelor anschließend zum Masterstudiengang zuzulassen. Das heißt, ein Bachelor könnte zum Beispiel mit der Note ausreichend abschließen und damit noch einen gültigen Abschluss haben. Aber wir glauben, dass die Universitäten alle Mindestnoten einführen werden, sagen wir mal, eine Drei oder gar eine Zwei. Aber entscheidend ist, dass diese Mindestqualifikationen, die eine Universität gerne haben möchte, um einen bestimmten Masterstudiengang zu führen, dass diese Qualifikation von den Universitäten festgelegt wird und nicht irgendwo am grünen Tisch von einer Kultusbürokratie.
Maleike: Herr Urban, die internationalen Abschlüsse Bachelor und Master sollen ja auch dazu dienen, dass das Ausland weiß, was hier in Deutschland studiert wird und was da an Inhalten mit verbunden wird. Glauben Sie, dass Sie mit Ihrer Entscheidung genug Transparenz auch nach außen schaffen können, dass das klar ist, warum Sie sich gegen den Regelabschluss Bachelor entschieden haben?
Urban: Ja in der vergangenen Woche gingen ja Meldungen durch die Presse, dass der deutsche Bachelor in Amerika nicht anerkannt würde. Da muss man verschiedene Dinge in Betracht ziehen, zunächst einmal hat es sich herausgestellt, dass diese ja eigentlich eher panikmachende Meldung nicht gerechtfertigt ist. Die Akkreditierungsagenturen in den USA haben dem deutlich widersprochen. Jetzt kommt auch noch, dass auch heute jemand, der im Ausland studieren möchte dort kein gemachtes Bett vorfindet. Auch in den USA ist es heute mit dem Diplomstudiengang nicht etwa automatisch so, dass man damit an jeder Universität eine Weiterstudiumsberechtigung hätte. Der entscheidende Punkt ist, dass die Akkreditierungsagenturen in Deutschland, die diese Studiengänge nach Qualität prüfen und dann zulassen, dass diese Agenturen Partnerschaften mit Agenturen zum Beispiel in den USA eingehen, um auf diese Weise diese Qualitäten, die man hier in das Studium einbringt, dort zu vermitteln und dann wird es sicherlich keine Probleme mit Bachelor und Master im Ausland geben, im nichteuropäischen Ausland geben.
Maleike: Einen Bachelor wird es in Physik zumindest nicht als Regelabschluss geben, das hat die Physikalische Gesellschaft jetzt entschieden. In Campus & Karriere war das ihr Präsident Knut Urban. Vielen Dank.
Maleike: Warum wollen Sie denn keinen Regelbachelor?
Urban: Ja, zunächst möchte ich sagen, dass die Deutsche Physikalische Gesellschaft, wie auch andere Fachgesellschaften in Deutschland die gestuften Studiengänge nach dem Bolognaprozess begrüßen, das heißt, wir sind grundsätzlich für Bachelor und Master. Die Kultusministerkonferenz hat aber im vergangenen Oktober Richtlinien für die Akkreditierung der Studiengänge erlassen, die jetzt Gesetz geworden sind für die Akkreditierung nach dieser Sitzung der Kultusminister am Freitag. Und in diesen Richtlinien ist festgelegt, dass der Bachelor der Regelabschluss sein soll und dass damit die Mehrzahl der Studierenden damit von der Universität geht. Und nun kann man nicht erwarten, dass wenn man ein Kurzstudium zur Regel macht, was deutlich kürzer ist als das seitherige Diplomstudium und auch als das Masterstudium, dass das die gleiche Qualität für die Studierenden bringen würde wie das volle Studium.
Maleike: Was heißt das denn jetzt für die Praxis, wird es keinen Bachelor an deutschen Hochschulen für Physik geben?
Urban: Ich denke, dass es natürlich einen Bachelor an deutschen Hochschulen für Physik geben wird, da führt auch kein Weg dran vorbei, weil es die europäischen Bildungsminister nun mehrfach festgelegt und beschlossen haben. Nur wird nicht davon auszugehen sein, dass die Mehrheit der Studenten und Studentinnen vom Bachelor anschließend zum Masterstudium geht.
Maleike: Andersrum bleibt natürlich dann die Frage, warum schafft es denn die Physik nicht, berufsqualifizierend im Bachelor auszubilden, andere Disziplinen schaffen es ja?
Urban: Nun gut, es kommt darauf an, was man als berufsqualifizierend bezeichnet. Wir gehen davon aus, dass der Bachelor eine gute Sache ist für Kombinationsstudiengänge zum Beispiel wenn Sie ein Physikstudium mit einem Jurastudium kombinieren wollen, um Patentanwalt zu werden. Ich glaube auch in sofern ist der Bachelor eine moderne Sache, als man ja in Zukunft davon ausgeht, dass man mehr Kombinationsstudiengänge haben wird, mehr interdisziplinäre Studiengänge haben wird, dafür ist der Bachelor der richtige Abschluss. Aber entscheidend ist bei einem fertigen Physiker oder bei einer Physikerin, dass sie auch noch eine fachliche Vertiefungsphase hat, wie wir es dann später im Masterstudium haben und vor allem, dass eine insgesamt einjährige Übergangsphase zur Praxis da ist. Das heißt, wenn wir die Studiengänge nun konzentrieren, um zu kürzeren Studienzeiten zu kommen, dann muss man sehr das Studium straffen, und dann wird die Brücke zur Praxis, die man dann im Masterstudium im zweiten Jahr haben wird von ganz großer Bedeutung. Und deshalb legen wir Wert, dass in Zukunft Deutschland Masterstudenten hat, deren Qualifikation etwa so gut ist, wie die, die wir seither im recht bekannten oder akzeptierten Diplomstudiengang hatten.
Maleike: Eine der Studentinnen hatte ja angesprochen, dass der Master möglicherweise schwierig wird hinten draufzusatteln, weil es vielleicht Finanzierungsprobleme gibt, weil viele Studierende ja auch nebenher noch arbeiten müssen. Sehen Sie das auch als Problem?
Urban: Ich denke, dass es vielleicht in der Übergangsphase strukturelle Probleme geben könnte, weil die entsprechenden Fördereinrichtungen und –maßnahmen dafür noch nicht zugeschnitten sind, aber sie können zum Beispiel, wenn Sie es aus finanziellen Gründen für notwendig erachten, nach dem Bachelorstudium gezielt ein bis zwei Jahre in die Industrie gehen und können anschließend ein Masterstudium beginnen. Das heißt, ein Vorteil dieser gestuften Studiengänge ist gerade, dass man in dieser Richtung mehr Flexibilität gewinnt.
Maleike: Aber besteht denn nicht auch die Gefahr, dass man eine Zweiklassengesellschaft herstellt zwischen den Bachelorphysikern und den Mastern?
Urban: Ich denke eine Zweiklassengesellschaft würde implizit bedeuten, dass man in beiden Ausbildungsgraden etwa dieselbe Menge Leute hätte. Dazu wird es glaube ich nicht kommen. Die deutschen Physiker und Physikerinnen erfreuen sich heute einer sehr sehr geringen Arbeitslosigkeit. Wir haben eine Arbeitslosigkeit in der Gegend von etwa drei bis 3,5 Prozent. Und das bedeutet, dass diese hohe Qualifikation, die heute das Diplom mit sich bringt, in der Industrie auch nachgefragt wird. Das heißt, die Industrie würde von sich aus einen Nachfragedruck auf den Masterstudiengang ausüben und ich gehe davon aus, dass die Studentinnen und Studenten diesem Druck entsprechen werden und bis zum Master gehen werden.
Maleike: Wie sicher ist es denn, dass jemand, der den Bachelor gemacht hat auch dann den Master machen kann. Also wird es da diese Durchlässigkeit geben?
Urban: Man glaubt heute, dass es wohl nicht möglich sein wird, jeden Bachelor anschließend zum Masterstudiengang zuzulassen. Das heißt, ein Bachelor könnte zum Beispiel mit der Note ausreichend abschließen und damit noch einen gültigen Abschluss haben. Aber wir glauben, dass die Universitäten alle Mindestnoten einführen werden, sagen wir mal, eine Drei oder gar eine Zwei. Aber entscheidend ist, dass diese Mindestqualifikationen, die eine Universität gerne haben möchte, um einen bestimmten Masterstudiengang zu führen, dass diese Qualifikation von den Universitäten festgelegt wird und nicht irgendwo am grünen Tisch von einer Kultusbürokratie.
Maleike: Herr Urban, die internationalen Abschlüsse Bachelor und Master sollen ja auch dazu dienen, dass das Ausland weiß, was hier in Deutschland studiert wird und was da an Inhalten mit verbunden wird. Glauben Sie, dass Sie mit Ihrer Entscheidung genug Transparenz auch nach außen schaffen können, dass das klar ist, warum Sie sich gegen den Regelabschluss Bachelor entschieden haben?
Urban: Ja in der vergangenen Woche gingen ja Meldungen durch die Presse, dass der deutsche Bachelor in Amerika nicht anerkannt würde. Da muss man verschiedene Dinge in Betracht ziehen, zunächst einmal hat es sich herausgestellt, dass diese ja eigentlich eher panikmachende Meldung nicht gerechtfertigt ist. Die Akkreditierungsagenturen in den USA haben dem deutlich widersprochen. Jetzt kommt auch noch, dass auch heute jemand, der im Ausland studieren möchte dort kein gemachtes Bett vorfindet. Auch in den USA ist es heute mit dem Diplomstudiengang nicht etwa automatisch so, dass man damit an jeder Universität eine Weiterstudiumsberechtigung hätte. Der entscheidende Punkt ist, dass die Akkreditierungsagenturen in Deutschland, die diese Studiengänge nach Qualität prüfen und dann zulassen, dass diese Agenturen Partnerschaften mit Agenturen zum Beispiel in den USA eingehen, um auf diese Weise diese Qualitäten, die man hier in das Studium einbringt, dort zu vermitteln und dann wird es sicherlich keine Probleme mit Bachelor und Master im Ausland geben, im nichteuropäischen Ausland geben.
Maleike: Einen Bachelor wird es in Physik zumindest nicht als Regelabschluss geben, das hat die Physikalische Gesellschaft jetzt entschieden. In Campus & Karriere war das ihr Präsident Knut Urban. Vielen Dank.