Archiv


Gegen Pilzbefall und für mehr Wachstum

Deutscher Zukunftspreis. - Am Freitagabend wird in Berlin der Deutsche Zukunftspreis 2005 verliehen. Diese Auszeichnung des Bundespräsidenten soll, so Horst Köhler, ein Wegweiser in das "Land der Ideen" sein. Vier Teams sind nominiert, darunter die Chemiker der BASF aus Ludwigshafen, die mit dem Fungizid F 500 einen biologischen Wirkstoff zur Pilzbekämpfung entwickelt haben, der zudem das Pflanzenwachstum ankurbelt.

Von Klaus Herbst |
    Das Pilzmittel F 500 ist Ergebnis einer systematischen Forschungs- und Entwicklungsarbeit bei der BASF. Ausgangspunkt war Mitte der 80er Jahre eine natürliche Substanz, mit der sich der Kiefernzapfenrübling, ein kleiner Waldpilz gegen Fresskonkurrenten verteidigte. Daraus sollte ein Exportschlager auf dem Gebiet der Pilzbekämpfung werden, dessen Entwickler für den Deutschen Zukunftspreis nominiert worden sind.

    " Wenn Sie auf so ein Feld schauen, das kann man den Pflanzen schon von weitem ansehen. Die mit F 500 behandelten Parzellen, die leuchteten richtiggehend sattgrün,"

    sagt Hubert Sauter. Der Freiburger BASF-Chemiker ist mit seiner Entwicklung für den Deutschen Zukunftspreis nominiert worden. F 500 ist ein Fungizid. Es schützt also Pflanzen vor Pilzbefall. Es bekämpft Krankheiten, wie zum Beispiel Rost in Sojabohnen, Spelzenbräune im Getreide und Mehltau in Reben.

    " F 500 ist ein Fungizid mit einer sehr, sehr breiten Wirkung, einer starken Wirkung, auch gegen praktisch alle Pilzkrankheiten in allen wichtigen Kulturpflanzen über die Welt verteilt. Es leitet sich ab von einem natürlichen Vorbild, einem Naturstoff, dem Strobilurin A. Wir haben dann in der Industrie Varianten dieses instabilen und für die Praxis nicht tauglichen Naturstoffs gemacht, synthetisiert, über 18.000."

    Der Kiefernzapfenrübling, ein kleiner im Wald lebender Pilz hält sich mit Strobilurin A Nahrungskonkurrenten vom Leib. Das hatten Biologen der Universität Kaiserslautern schon Mitte der 70er Jahre erkannt. Gleichzeitig stärkt F 500 auch die Vitalität und Gesundheit von Kulturpflanzen. Der Wirkstoff beeinflusst ihren Stoffwechsel positiv. Das Ergebnis: Getreide, Äpfel und Erdnüsse wachsen besser.

    " Das heißt, es wirkt direkt auch auf die Pflanze selbst, nicht nur auf den Pilz, und beeinflusst den Pflanzenstoffwechsel in positiver Weise, so dass die Erträge in die Höhe gehen, zum Beispiel, und auch gegen Viren- und Bakterienbefall die Pflanze besser geschützt ist."

    Die sattgrünen Blätter sind ein deutliches Zeichen für Vitalität. F 500 reduziert Sauerstoffradikale und passt die Pflanzen besser an Stressfaktoren an. Die Fähigkeit, Stickstoff verstärkt aufzunehmen, einen wichtigen Nährstoff, macht sie noch widerstandsfähiger. Hubert Sauter:

    " Die Photosynthese wird summa summarum gestärkt. Die Erträge werden dadurch höher. Die Nitratreduktase, das ist das Enzym, was dafür verantwortlich ist, dass der Bodenstickstoff in der Pflanze verwertet werden kann, wird positiv beeinflusst, stimuliert."

    Das Pilzmittel ist zu einem wichtigen Exportprodukt geworden. Denn große Probleme bereitet Farmern vor allem in Südamerika der Asiatische Sojarost - eine gefürchtete Pilzkrankheit, die ganze Ernten vernichten kann.

    " Hier schützt das F 500 durch seine ausgeprägte fungizide Wirkung in sehr niedriger Dosierung die Pflanze gegen den Sojarost. Der Haupteffekt bei der Pilzbekämpfung liegt darin, dass die Sporenkeimung gebremst wird. Die Sporenkeimung bei Pilzen ist ein Stadium, was sehr energieaufwendig ist, sehr energieabhängig. Und da es eben in den Energiehaushalt, in die Atmung des Pilzes, eingreift, ist die Sporenkeimung das empfindlichste Stadium des Pilzes. Dadurch kommt natürlich auch eine hohe Selektivität und Umweltverträglichkeit rein, denn Sporenkeime finden sich praktisch nur bei Pilzen, gut, bei Algen noch."