Seynsche: Den Kongress verfolgt mein Kollege Martin Winkelheide für uns. Herr Winkelheide, die Hoffnung war ja, durch die Entschlüsselung des Erbguts die Menschen besser verstehen zu können. Hat sich diese Hoffnung erfüllt?
Winkelheide: Man versteht schon eine Menge mehr vom Menschen, aber es war von vornherein klar, dass man durch das Human-Genom-Projekt nur die Ebene der Erbinformation, also der reinen Informationsebene genauer sich angucken kann. Und deswegen gibt es eine Reihe von Folgeprojekten, wo man guckt, was machen die Gene denn eigentlich. Welche Werkzeuge, welche Einweiße stellen die her, und wie sieht es aus mit den Teilen der Erbinformation, die jetzt nicht für Eiweiße zuständig ist, sondern wo regulatorische Elemente sind im Erbgut. Natürlich hat man aber auch auf der Ebene der Informationen geguckt, was sind denn genetische Varianten, die uns empfänglicher machen für bestimmte Krankheiten. Und das Verfahren, das man dazu nutzt, ist, dass man vergleicht Patienten auf der einen Seite und Menschen, die gesund sind, und guckt, welche genetischen Varianten haben die Menschen, die krank sind, typischerweise. Was die Genetiker ein bisschen verblüfft hat, ist, dass man nicht alle genetischen Varianten findet, die für eine genetische Krankheit wie zum Beispiel Zuckerkrankheit verantwortlich sind.
Seynsche: Warum findet man sie denn nicht?
Winkelheide: Das ist noch nicht ganz klar. Was ein möglicher Punkt sein könnte, ist, dass sich das Bild, was man von einem Gen hat, inzwischen geändert hat. Früher sagte man: Ein Gen ist auch eine räumliche Einheit. Heute weiß man, dass Teile, die räumlich getrennt sind auf dem Genom, dass die zusammenarbeiten können und sozusagen eine Einheit, ein Gen, bilden. Das macht die ganze Sache nach genetischen Faktoren zu suchen, die eine Krankheit befördern, sehr viel schwieriger.
Seynsche: Sie haben die Probleme angesprochen, die es gibt. Wo soll es denn jetzt hingehen mit diesen ganzen Informationen, die man sammelt?
Winkelheide: Im Moment ist man in so einer Phase, wo man die Informationen weiter sammelt. Also es sind ja zuerst Bakterien sequenziert worden, dann gab es das Human-Genom-Projekt. Das heißt, man vergleicht auch viele verschiedene Arten. Hund ist sequenziert, Katze ist sequenziert, Opossum ist sequenziert, das wird auch noch weitergehen. Das hat auch einen Grund, dass man sagt, wir wollen ganz viele verschiedene Arten miteinander vergleichen und gucken, welche Gene sind denn besonders alt und welche sind besonders wichtig.
Seynsche: Aber was bringt das denn für das Heilen von Krankheiten? Darum ging es ja ursprünglich auch.
Winkelheide: Es geht erstmal darum zu verstehen, wie funktionieren denn Lebewesen eigentlich, also ganz grundlegend. Natürlich geht es auch darum, Krankheiten besser zu verstehen. Es läuft ja im Moment das große Krebs-Genom-Projekt an, wo man sehr systematisch sich das Phänomen Krebs anguckt. Früher hat man eine Krebszelle unters Mikroskop gelegt, hat geguckt, wie sieht sie aus. Dann hat man chemische Faktoren herangezogen, also wie schnell teilen sich die Zellen, ist das ein Tumor, der aggressiv ist, der schnell voranschreitet. Jetzt versucht man einen anderen Weg, dass man sagt, wir wollen die Tumoren genetisch beschreiben. Das heißt, es werden Krebszellen komplett durchsequenziert, was enorm aufwändig ist. Es reicht nicht, nur eine Zelle zu sequenzieren, sondern man nimmt 300 verschiedene von einem Tumor, und dann wird man zu einer relativ feingliedrigen Kartierung kommen und sagen: Das ist ein Typ, wo eher die Zellteilung beeinflusst wird, wo man die Mechanismen möglicherweise auch erkennen wird und wo man eben nicht nur die reine Informationsebene nimmt, sondern auch zusätzliche Informationen hinein nimmt. Das heißt, man wird eine Fülle von Informationen haben, und die Frage ist: Kriegt man die eigentlich alle ausgewertet?
Seynsche: Aber kann man dann ganz spezielle Medikamente entwickeln, die wirklich für viele Tumore helfen?
Winkelheide: Das ist die große Frage. Also man wird genauer die Mechanismen beschreiben können, warum ist ein Krebs gefährlich, wie verhält er sich, welche Gene sind angeschaltet, welche Gene sind ausgeschaltet, wie interagieren die miteinander. Man hat dann die Basis zu gucken, wo können wir eingreifen. Dann müssen allerdings Pharmafirmen hingehen und sagen, wir machen da auch ein Medikament draus.
Winkelheide: Man versteht schon eine Menge mehr vom Menschen, aber es war von vornherein klar, dass man durch das Human-Genom-Projekt nur die Ebene der Erbinformation, also der reinen Informationsebene genauer sich angucken kann. Und deswegen gibt es eine Reihe von Folgeprojekten, wo man guckt, was machen die Gene denn eigentlich. Welche Werkzeuge, welche Einweiße stellen die her, und wie sieht es aus mit den Teilen der Erbinformation, die jetzt nicht für Eiweiße zuständig ist, sondern wo regulatorische Elemente sind im Erbgut. Natürlich hat man aber auch auf der Ebene der Informationen geguckt, was sind denn genetische Varianten, die uns empfänglicher machen für bestimmte Krankheiten. Und das Verfahren, das man dazu nutzt, ist, dass man vergleicht Patienten auf der einen Seite und Menschen, die gesund sind, und guckt, welche genetischen Varianten haben die Menschen, die krank sind, typischerweise. Was die Genetiker ein bisschen verblüfft hat, ist, dass man nicht alle genetischen Varianten findet, die für eine genetische Krankheit wie zum Beispiel Zuckerkrankheit verantwortlich sind.
Seynsche: Warum findet man sie denn nicht?
Winkelheide: Das ist noch nicht ganz klar. Was ein möglicher Punkt sein könnte, ist, dass sich das Bild, was man von einem Gen hat, inzwischen geändert hat. Früher sagte man: Ein Gen ist auch eine räumliche Einheit. Heute weiß man, dass Teile, die räumlich getrennt sind auf dem Genom, dass die zusammenarbeiten können und sozusagen eine Einheit, ein Gen, bilden. Das macht die ganze Sache nach genetischen Faktoren zu suchen, die eine Krankheit befördern, sehr viel schwieriger.
Seynsche: Sie haben die Probleme angesprochen, die es gibt. Wo soll es denn jetzt hingehen mit diesen ganzen Informationen, die man sammelt?
Winkelheide: Im Moment ist man in so einer Phase, wo man die Informationen weiter sammelt. Also es sind ja zuerst Bakterien sequenziert worden, dann gab es das Human-Genom-Projekt. Das heißt, man vergleicht auch viele verschiedene Arten. Hund ist sequenziert, Katze ist sequenziert, Opossum ist sequenziert, das wird auch noch weitergehen. Das hat auch einen Grund, dass man sagt, wir wollen ganz viele verschiedene Arten miteinander vergleichen und gucken, welche Gene sind denn besonders alt und welche sind besonders wichtig.
Seynsche: Aber was bringt das denn für das Heilen von Krankheiten? Darum ging es ja ursprünglich auch.
Winkelheide: Es geht erstmal darum zu verstehen, wie funktionieren denn Lebewesen eigentlich, also ganz grundlegend. Natürlich geht es auch darum, Krankheiten besser zu verstehen. Es läuft ja im Moment das große Krebs-Genom-Projekt an, wo man sehr systematisch sich das Phänomen Krebs anguckt. Früher hat man eine Krebszelle unters Mikroskop gelegt, hat geguckt, wie sieht sie aus. Dann hat man chemische Faktoren herangezogen, also wie schnell teilen sich die Zellen, ist das ein Tumor, der aggressiv ist, der schnell voranschreitet. Jetzt versucht man einen anderen Weg, dass man sagt, wir wollen die Tumoren genetisch beschreiben. Das heißt, es werden Krebszellen komplett durchsequenziert, was enorm aufwändig ist. Es reicht nicht, nur eine Zelle zu sequenzieren, sondern man nimmt 300 verschiedene von einem Tumor, und dann wird man zu einer relativ feingliedrigen Kartierung kommen und sagen: Das ist ein Typ, wo eher die Zellteilung beeinflusst wird, wo man die Mechanismen möglicherweise auch erkennen wird und wo man eben nicht nur die reine Informationsebene nimmt, sondern auch zusätzliche Informationen hinein nimmt. Das heißt, man wird eine Fülle von Informationen haben, und die Frage ist: Kriegt man die eigentlich alle ausgewertet?
Seynsche: Aber kann man dann ganz spezielle Medikamente entwickeln, die wirklich für viele Tumore helfen?
Winkelheide: Das ist die große Frage. Also man wird genauer die Mechanismen beschreiben können, warum ist ein Krebs gefährlich, wie verhält er sich, welche Gene sind angeschaltet, welche Gene sind ausgeschaltet, wie interagieren die miteinander. Man hat dann die Basis zu gucken, wo können wir eingreifen. Dann müssen allerdings Pharmafirmen hingehen und sagen, wir machen da auch ein Medikament draus.