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Gegenwind vom Domestiken

Der Radsportler Floyd Landis räumt nach jahrelangem Leugnen die Einnahme von Dopingmitteln ein. Gleichzeitig bezichtigt er den mehrfachen Tour-de-France-Sieger Lance Armstrong, gedopt zu haben. Armstrong widerspricht.

Von Jürgen Kalwa |
    Jahrelang hat Lance Armstrong jeden verklagt, der Belege dafür anführte, dass es in der Karriere des siebenfachen Tour-de-France-Siegers nicht mit rechten Dingen zugegangen sein kann. Die aggressive Taktik hatte Erfolg: Armstrongs Ruf - zumindest in den USA - ist unangetastet. Und diesen Ruf warf der 40-Jährige in die Waagschale, als er jetzt erstmals zu den Dopinganschuldigungen von Floyd Landis Stellung nahm.

    ""Er hat mehrfach unter Eid etwas anderes gesagt. Er hat ein Buch geschrieben, in dem etwas anderes steht. Er sagt, er hat nichts in der Hand. Keinen Beweis. Seine Aussage gegen unsere. Wir mögen, wo wir in der Sache stehen. Wir mögen unsere Glaubwürdigkeit. Die andere Seite besitzt nicht viel an Glaubwürdigkeit.”"

    Floyd Landis war einst Armstrongs wichtigster Domestike im US-Postal-Team. Damals - so sagt er nun - soll ihn Teammanager und Armstrong-Intimus Johan Bruyneel mit der Welt der Testosteron-Pflaster, des Eigenblutdopings und der Wachstumshormone bekannt gemacht haben. Als Kapitän im Schweizer Phonak-Team 2006 bei der Tour de France wurde er erwischt. Sein zwei Millionen Dollar teurer Kampf gegen den Dopingbefund war vergeblich. Er wurde gesperrt.

    Armstrongs ungewöhnlich milde Reaktion überrascht Beobachter ebenso wie die plötzliche Selbstbezichtigung von Landis. Der 34-Jährige fährt seit Ablauf seiner Sperre in zweitklassigen Teams und wurde nicht mal zur Tour de California eingeladen, dem bedeutendsten Etappenrennen in den USA, das zurzeit ausgetragen wird. Der Chef der Veranstalterfirma glaubt, dass Landis das persönlich genommen hat. "Er dachte, er würde bestraft. Also hat er getan, was er getan hat.”

    Die Version von Landis lautet: In wenigen Monaten läuft die achtjährige Verjährungsfrist der Welt-Antidopingagentur für Vorgänge aus dem Jahr 2002 ab, als er und Armstrong noch zusammenarbeiteten. "Wenn ich jetzt nicht rede”, sagt er, "dann bringt es nichts, jemals wieder darüber zu sprechen.”

    Allerdings haben die Vorwürfe die Mühlen der amerikanischen Arzneimittelaufsicht in Bewegung gesetzt. Dort arbeitet inzwischen der Chefermittler des BALCO-Skandals. Der hatte gegen alle BALCO-Angeklagten Gefängnisstrafen erwirkt.