Angestellte aus der Verwaltung, Bühnenarbeiter und Beleuchter, die beiden Portiers und das Reinigungspersonal und natürlich der hauseigene Chor. Sie alle sangen das "Va pensiero", den Gefangenenchor aus Giuseppe Verdis Oper "Nabucco", der in Italien immer traditionell bei Protestveranstaltungen gesungen wird. Das Orchester des Opernhauses spielte dazu. Auf dem Platz vor dem Teatro Carlo Felice, im historischen Zentrum von Genua.
Mit diesen und anderen spektakulären Aktionen, wie auch einem Trauermarsch durch die mittelalterlichen Gassen der ligurischen Hafenstadt, machten die Angestellten und Arbeiter eines der traditionsreichsten Opernhäuser Italiens auf ihr Drama aufmerksam, erklärt der Komponist Nicola Sani, der das Carlo Felice gut kennt:
"Das ist eine lange Geschichte. Wie alle Opernhäuser hatte auch das Carlo Felice seit Jahren Schulden. Dann kam die radikale Kürzung der staatlichen Ausgaben vor einigen Monaten und die Schulden stiegen und stiegen. So hoch, dass die bereits vertraglich abgemachte Spielzeit nicht mehr eingehalten werden konnte. Man hat dann alles unternommen, um die Saison irgendwie zu garantieren."
Doch alle Rettungsversuche waren ergebnislos. Das Carlo Felice, 1828 gegründet, 1946 infolge von Bombenangriffen schwer zerstört, wieder aufgebaut und in den 1980er-Jahren unter anderem von dem Stararchitekten Aldo Rossi modernisiert, stand vor seiner Schließung. Von Pleite war die Rede. Die Versuche der großen und kleinen Gewerkschaften und der Stadtverwaltung, doch noch eine Lösung in letzter Sekunde zu finden, schlugen fehl. Die Entlassungsschreiben sämtlicher Mitarbeiter waren bereits ausgedruckt. Dann aber, in letzter Minute, einigten sich die Stadt und die großen Gewerkschaften vor wenigen Tagen, gegen den Protest der kleinen Arbeitnehmervertretungen, auf eine ungewöhnliche Lösung. Dazu Marco Lo Gerfi, Cellist im Orchester des Opernhauses:
"Jetzt haben wir die Möglichkeit weiterzuarbeiten. Wir einigten uns alle zusammen darauf, 20 Prozent weniger Gehalt zu bekommen. Auf diese Weise wird ein Teil der Spielzeit und vor allem das Überleben des Theaters sichergestellt. Zukünftig wird hier alles etwas preiswerter ausfallen müssen."
Wohl zum ersten Mal in Italien, dem Land streitbarer und mächtiger Gewerkschaften, wird ein Schritt zurückgemacht: weniger Geld, dafür aber keine Arbeitslosigkeit und keine Theaterschließung.
Jetzt fragen sich Italiens Theatermacher wie der Komponist und künstlerische Direktor des Stadttheaters Bologna Marco Tutino, ob das Beispiel Carlo Felice Schule machen wird:
"Das macht uns allen Bauchschmerzen, denn für das Kulturministerium ist ja jetzt der Beweis erbracht worden, dass man auch mit weniger Geld weiter machen kann. Das ist schon eine besorgniserregende Lösung."
Eine Lösung, die auch anderen Häusern bevorstehen könnte, denn das Kulturministerium wird, wie es bereits verkündigte, seine Einsparungen auch in nächster Zukunft nicht zurücknehmen. Im Gegenteil.
Um einen Ausweg wie im Fall des Carlo Felice zu umgehen, werden jetzt überall in Italien die Programme der Opernhäuser zusammengestrichen. In Rom zum Beispiel. Dort fällt die letzte Produktion der laufenden Saison aus, "Adriana Lecouvreur" von Francesco Cilea, um die roten Zahlen im Zaum zu halten. Rote Zahlen angesichts eines Jahresbudgets von mehr als 50 Millionen Euro. Viel Geld, für das im Vergleich zu ähnlichen Häusern im europäischen Ausland wenig und mittelmäßiges Programm geboten wird. Im Fall des San Carlo in Neapel hat man die Saison schon vor Monaten zusammengestrichen, um eine so dramatische Krise wie in Genua zu verhindern.
Es geht doch, freut sich Kulturminister Sandro Bondi. Doch er übersieht, dass sein radikaler Sparkurs nur zu Notlösungen geführt hat und nicht zu einer nachhaltigen Lösung des Problems der, ein italienisches Spezifikum, nach wie vor extrem hohen Kosten für Verwaltung und Produktion. Da hätte man mit dem Sparen ansetzen müssen, aber das wurde und wird nicht getan. Ein entschiedener Kampf gegen die aufgeblähten Bürokratiemonster der italienischen Opernhäuser verlangt Durchsetzungskraft, die niemand zu haben scheint. Eine Reform in diesem Bereich würde bedeuten, sich mit allen Verantwortlichen anzulegen und das will niemand.
Mit diesen und anderen spektakulären Aktionen, wie auch einem Trauermarsch durch die mittelalterlichen Gassen der ligurischen Hafenstadt, machten die Angestellten und Arbeiter eines der traditionsreichsten Opernhäuser Italiens auf ihr Drama aufmerksam, erklärt der Komponist Nicola Sani, der das Carlo Felice gut kennt:
"Das ist eine lange Geschichte. Wie alle Opernhäuser hatte auch das Carlo Felice seit Jahren Schulden. Dann kam die radikale Kürzung der staatlichen Ausgaben vor einigen Monaten und die Schulden stiegen und stiegen. So hoch, dass die bereits vertraglich abgemachte Spielzeit nicht mehr eingehalten werden konnte. Man hat dann alles unternommen, um die Saison irgendwie zu garantieren."
Doch alle Rettungsversuche waren ergebnislos. Das Carlo Felice, 1828 gegründet, 1946 infolge von Bombenangriffen schwer zerstört, wieder aufgebaut und in den 1980er-Jahren unter anderem von dem Stararchitekten Aldo Rossi modernisiert, stand vor seiner Schließung. Von Pleite war die Rede. Die Versuche der großen und kleinen Gewerkschaften und der Stadtverwaltung, doch noch eine Lösung in letzter Sekunde zu finden, schlugen fehl. Die Entlassungsschreiben sämtlicher Mitarbeiter waren bereits ausgedruckt. Dann aber, in letzter Minute, einigten sich die Stadt und die großen Gewerkschaften vor wenigen Tagen, gegen den Protest der kleinen Arbeitnehmervertretungen, auf eine ungewöhnliche Lösung. Dazu Marco Lo Gerfi, Cellist im Orchester des Opernhauses:
"Jetzt haben wir die Möglichkeit weiterzuarbeiten. Wir einigten uns alle zusammen darauf, 20 Prozent weniger Gehalt zu bekommen. Auf diese Weise wird ein Teil der Spielzeit und vor allem das Überleben des Theaters sichergestellt. Zukünftig wird hier alles etwas preiswerter ausfallen müssen."
Wohl zum ersten Mal in Italien, dem Land streitbarer und mächtiger Gewerkschaften, wird ein Schritt zurückgemacht: weniger Geld, dafür aber keine Arbeitslosigkeit und keine Theaterschließung.
Jetzt fragen sich Italiens Theatermacher wie der Komponist und künstlerische Direktor des Stadttheaters Bologna Marco Tutino, ob das Beispiel Carlo Felice Schule machen wird:
"Das macht uns allen Bauchschmerzen, denn für das Kulturministerium ist ja jetzt der Beweis erbracht worden, dass man auch mit weniger Geld weiter machen kann. Das ist schon eine besorgniserregende Lösung."
Eine Lösung, die auch anderen Häusern bevorstehen könnte, denn das Kulturministerium wird, wie es bereits verkündigte, seine Einsparungen auch in nächster Zukunft nicht zurücknehmen. Im Gegenteil.
Um einen Ausweg wie im Fall des Carlo Felice zu umgehen, werden jetzt überall in Italien die Programme der Opernhäuser zusammengestrichen. In Rom zum Beispiel. Dort fällt die letzte Produktion der laufenden Saison aus, "Adriana Lecouvreur" von Francesco Cilea, um die roten Zahlen im Zaum zu halten. Rote Zahlen angesichts eines Jahresbudgets von mehr als 50 Millionen Euro. Viel Geld, für das im Vergleich zu ähnlichen Häusern im europäischen Ausland wenig und mittelmäßiges Programm geboten wird. Im Fall des San Carlo in Neapel hat man die Saison schon vor Monaten zusammengestrichen, um eine so dramatische Krise wie in Genua zu verhindern.
Es geht doch, freut sich Kulturminister Sandro Bondi. Doch er übersieht, dass sein radikaler Sparkurs nur zu Notlösungen geführt hat und nicht zu einer nachhaltigen Lösung des Problems der, ein italienisches Spezifikum, nach wie vor extrem hohen Kosten für Verwaltung und Produktion. Da hätte man mit dem Sparen ansetzen müssen, aber das wurde und wird nicht getan. Ein entschiedener Kampf gegen die aufgeblähten Bürokratiemonster der italienischen Opernhäuser verlangt Durchsetzungskraft, die niemand zu haben scheint. Eine Reform in diesem Bereich würde bedeuten, sich mit allen Verantwortlichen anzulegen und das will niemand.