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Geiselnahme 1972
Wie Israel an die getöteten Sportler erinnert

Die Geiselnahme bei den Olympischen Spielen 1972 in München durch palästinensische Terroristen jährt sich zum 45. Mal. Elf Mitglieder der israelischen Delegation wurden dabei getötet. Hinterbliebene in Israel wollen, dass sich ihrer nicht nur als Opfer, sondern als beste Sportler ihres Landes erinnert wird.

    Der Friedhof Kirjat Schaul im Norden von Tel Aviv: fünf Grabsteine stehen in einer Reihe. Hier liegen fünf von elf israelischen Todesopfern der Geiselnahme von München. Michal Schachar schaut auf das Grab ihres Vaters. "Kehat Schor" steht dort, er war der Trainer der Sportschützen. Auf dem Grabstein wurden goldene Olympiaringe angebracht. Michal Schachar war 21 Jahre alt, als ihr Vater starb.
    "Bevor mein Vater getötet wurde, haben die olympischen Ringe bei mir große Freude ausgelöst. Mein Vater liebte den Wettbewerb, er liebte seinen Sport. Aber wenn ich die Ringe heute sehe, dann sehe ich sofort München."
    Am Morgen des 5. September 1972 dringen palästinensische Terroristen in die Unterkünfte des israelischen Olympia-Teams in München ein. Bei einem desaströs gescheiterten Befreiungsversuch rund 20 Stunden später sterben alle elf israelischen Geiseln und ein deutscher Polizist. Michal Schachar ringt um Fassung, als sie davon erzählt. Jahrelang habe sie nachts nicht schlafen können.
    "Then…you know… years and years I didn’t sleep at night."
    "Elf von München"
    Es fällt ihr sehr schwer, über den September 1972 zu sprechen. Und doch hat Michal Schachar das Gedenken ihres Landes mitgeprägt. Jahrelang war sie die Schulleiterin eines Gymnasiums in Holon, einer Stadt südlich von Tel Aviv. Das Navon-Gymnasium ist eine von mehreren israelischen Schulen, die sich intensiv mit den sogenannten "Elf von München" beschäftigen. Die Schule ist stolz auf ihren Sportzweig. Einmal im Jahr gibt es hier Turniere. Sie werden im Namen der verstorbenen Sportler von München ausgetragen.
    "Wir wollen nicht, dass sie nur als Opfer gesehen werden. Wir wollen daran erinnern, dass sie in Israel die Besten in ihrer Sportart waren. Deshalb fuhren sie zu Olympia. Die Botschaft an die junge Generation ist klar: Versuche in Deinem Bereich der Beste zu sein. Und erinnere Dich: Sie waren die Besten."
    Noam Yadid geht in die elfte Klasse der Navon-Schule. Einmal im Jahr nimmt er in dem Gymnasium an einem Fußballwettbewerb teil. Der Name des Turniers: "München".
    "Olympia bedeutet Trauer"
    "Für die ganze Welt ist Olympia eine gute Sache. Für uns bedeutet das Trauer", sagt Noam. "Wenn wir, die jungen Leute, die Ereignisse von damals ignorieren, dann geben wir unsere Werte auf. Diese Geschichte erzählt uns doch, dass die Dinge irgendwann einmal enden können und dass wir sehr aufmerksam sein müssen."
    1972 werden elf jüdische Israelis in Deutschland getötet. Nur rund 30 Jahre nach dem Holocaust. Für viele Israelis eine traumatische Erfahrung, auch, weil die Sportler wohlmöglich durch schwere Pannen der deutschen Polizei starben. Der Schüler Noam Yadid sagt: Das tut auch uns noch weh. Die frühere Schulleiterin Michal Schachar sagt: Ich habe jahrelang einen Riesenbogen um Deutschland gemacht. Und doch haben beide heute enge Kontakte in das Land. Die Navon-Schule in Holon hat gleich zwei Austauschprogramme mit deutschen Schulen ins Leben gerufen. Wenn sich die israelischen Schüler mit ihren Austauschpartnern treffen, dann erinnern sie gemeinsam an die verstorbenen israelischen Sportler von München.