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Gelbe Karten für Trainer
"Der größte Schwachsinn aller Zeiten"

Die Bilder kennt jeder: Trainer, die an der Seitenlinie wild gestikulieren und protestieren, weil sie mit einer Schiedsrichter-Entscheidung unzufrieden sind und dabei aus der Coaching-Zone stürmen. Ab dieser Saison können Trainer dafür gelbe und rote Karten bekommen – das sorgt für Unmut.

29.07.2019
Ein Schiedsrichter zeigt die Gelbe Karte.
Seit dem 1. Juli kann ein Schiedsrichter einem Trainer eine gelbe Karten zeigen. (imago sportfotodienst)
Bis jetzt konnten die Schiedsrichter emotionale Ausbrüche von Trainern nur auf zwei Arten eindämmen: Indem sie die Teamleiter mehr oder weniger lautstark ermahnten oder sie aus dem Innenraum verwiesen. Seit dem 1. Juli gelten aber neue Regeln.
Trainer Falko Götz von Hertha BSC Berlin (2006) spendet sarkastisch Beifall.
Beispielbild: Trainer Falko Götz von Hertha BSC Berlin spendet sarkastisch Beifall. (2006) (imago sportfotodienst)
Sarkasmus? Nein, Danke.
Laut denen kann ein Schiedsrichter einem Trainer eine gelbe Karten zeigen, wenn der zum Beispiel sarkastisch eine Entscheidung beklatscht, besonders vehement eine Verwarnung für den Gegner fordert oder seine Coaching-Zone verlässt. Sollte er dabei gegenüber dem Unparteiischen protestieren oder anderweitig provozieren, können die Schiedsrichter dies mit einer roten Karte bestrafen. Das gehe zu weit, meint der Leipziger Trainer Julian Nagelsmann.
"Das ist ja ein Wahnsinn, dann ist es amtlich, dass ich nur 15 Spiele an der Seite stehe und den Rest sitze ich bei euch und schaue von oben zu. Ich glaube nicht, dass das des Rätsels Lösung ist, weil man schon, meine Kollegen haben es auch gesagt, man wird schon beschnitten in seiner Art und Weise."
Emotionen weiterhin erlaubt
Düsseldorfs Trainer Friedhelm Funkel geht sogar noch einen Schritt weiter: Die neue Regel sei der größte Schwachsinn aller Zeiten, sagte er der Bild-Zeitung. Und der Bremer Coach Florian Kohfeldt kündigte an, er werde sich auf keinen Fall die Emotionen nehmen lassen. Dabei steht im neuen Regelwerk nicht, dass Trainer nicht mehr ihr eigenes Team anfeuern dürften – darauf verweist auch der DFB. Die fachliche Arbeit und das Mitgehen in der Coaching-Zone seien nicht betroffen, sagt DFB-Lehrwart Lutz Wagner auf der Verbandsseite.
Karten bei Fair-Play-Verletzungen
Es werde nur eingeschritten, wenn ein Trainer unsportlichen Einfluss auf das Spiel nehmen wolle. Zudem setze man weiter auf Kommunikation, deeskalierende Ermahnungen seien weiterhin möglich. Nur wer die Grundsätze des Fair-Play verletze, müsse mit Sanktionen rechnen. Noch sind aber nicht alle Fragen rund um die neue Regel geklärt: Die Deutsche Fußball Liga diskutiert am 21. August noch darüber, ab wie vielen Gelben Karten ein Trainer gesperrt werden könnte. Im Gespräch sind im Moment drei, bei den Spielern sind es fünf.