Rund 25.000 Studierende zählt die "Universitate de Vest Timisoara", eine der größten Hochschulen Rumäniens. Einer von ihnen ist Alexander Andre Danescu. Er studiert Politik- und Europawissenschaften und hat dieser Tage zum ersten Mal in seinem Leben an der Demonstration teilgenommen - direkt vor der Uni.
"Es geht darum, dass Leute, die Geld haben, die kommen halt zu dem Professor und geben Geld oder sagen, dass seine Eltern etwas Großes in der Stadt sind. Und dann gibt er eine größere Note, dass er diese Prüfung nimmt."
Das manche Professoren für Barzuwendungen empfänglich sind und im Gegenzug bessere Noten erteilen, ist unter Rumäniens Studierenden ein offenes Geheimnis. Ab und an war es auch gerichtsanhängig - beispielsweise, als vor einigen Jahren ein renommierter Medizin-Professor von einer Studentin sexuelle Dienstleistungen für gute Noten abverlangte. Der Fall kam erst an die Öffentlichkeit, nachdem ein Fernsehsender den Professor und die Studentin mit versteckter Kamera gefilmt hatte. Meistens kommen korrupte Hochschullehrer aber ungestraft davon. Die Studierenden haben Angst, solche Fälle öffentlich zu machen.
"Aber es passiert auch, dass manche Geld verlangen, damit sie überhaupt erst die Arbeit lesen. Also ich kann lernen, aber er ließt mir die Arbeit nicht eher, bis ich nicht Geld gebe."
Dennoch wächst die Zahl der rumänischen Hochschullehrer, die von solchen korrupten Machenschaften die Nase voll haben. Der Historiker Vasile Docea von der West-Universität Temeswar ist einer von ihnen. Er trat in den vergangenen Wochen gleich mehrfach vor die rumänischen Medien, als Sprecher einer aus etwa 100 Uni-Mitarbeitern bestehenden Reformgruppe.
"Was wir von Anfang an kritisiert haben, war die Korruption im Unterrichtssystem. Es gibt zum Beispiel Fakten, die wir gesehen haben, zum Beispiel Verkauf von Lizenz-, Abschluss- oder Diplomarbeiten. Das haben wir auch öffentlich gesagt …"
... was Vasile Docea um ein Haar den Job gekostet hätte. Nur die demonstrierenden Studenten vor der Uni und der lauthalse Aufschrei in den Medien brachte den Senat davon ab, Vasile Docea und andere Mitstreiter der Reformgruppe fristlos zu kündigen; die Entscheidung wurde vertagt. Ob die Reformer an der Hochschule bleiben können, ist dennoch fraglich. Viele Professoren in Leitungsfunktion würden Doccea lieber heute als morgen vor der Tür sehen. Professor Ion Biris, Dekan der Fakultät für Politik- und Kommunikationswissenschaften sowie für Philosophie, schäumt vor Wut:
"Sehen Sie sich diesen Zeitungsartikel an, der in Craiova erschienen ist. Da wirft dieser Herr Docea unserem Rektor vor, einem Mafia-Clan vorzustehen. Unsere Universität ein Mafia-Clan? Das muss man ja wohl erst einmal beweisen. Und an Beweisen fehlt es bisher."
Doch wer nach einem Beleg für die Vorwürfe sucht, hat es vom Büro des zornigen Dekans nicht weit: Viele Studierende auf den weitläufigen Gängen der West-Universität Temesvar bestätigen das, was die Reformer nun öffentlich gemacht haben:
"Das ist die Wahrheit. Und diese Vorwürfe treffen nicht nur auf die Uni hier zu, sondern auf alle Hochschulen in Rumänien. Das ist meine Meinung. So etwas gibt leider häufig; da sind wir nicht alleine."
"Meine Meinung. Alles ist möglich - auch der Kauf von Diplomen. Allerdings hat mir hier noch kein Prof. so ein Angebot gemacht. Ich habe gehört, dass es am schlimmsten bei den Medizinern sein muss. Da hat alles seinen Preis. Und alles ist möglich."
Über den Aufschrei aus dem Kollegium und über den Versuch, ihn und seine Mitstreiter per Rausschmiss mundtot zu machen, ist Vasile Docea von der Reformgruppe nicht überrascht.
"Es gibt Leute, die zum Beispiel Doktorate an einer Akademie der Kommunistischen Partei genommen haben. Alle wissen, dass die Akademie der Kommunistischen Partei eine politische Akademie war, keine wissenschaftliche. Und solche Leute leiten jetzt ihrerseits Doktorate, sind Doktorvater, was unserer Meinung nach nicht in Ordnung ist, weil solche Doktorate, die an der Akademie der Kommunisten gemacht wurden, keine Beweise der wissenschaftlichen Fähigkeiten war, sondern ein Beleg der kommunistischen Treue gegenüber der Kommunistischen Partei."
Unter anderem beschäftigt die West-Universität Temesvar immer noch einen Ex-General der rumänischen Armee, der in den Revolutionstagen im Dezember '89 Schießbefehl gegen Demonstranten gegeben haben soll. Der Fall wurde in den rumänischen Medien publik, blieb aber für den Ex-General ohne Konsequenzen. Er unterrichtet ausgerechnet auch noch politische Wissenschaften - bis heute. Nicht nur die Reformgruppe um Vasile Docea kämpft vehement gegen solche Missstände an. In Bukarest hat sich eine "Koalition für reine Universitäten" gegründet, mit reformorientierten Hochschullehrern und Dozenten aus dem ganzen Land. Denn Korruption und Unterwanderung mit gewendeten Ex-Kommunisten können sich die Hochschulen im EU-Land Rumänien nach Ansicht der Reformer einfach nicht mehr leisten. Und deshalb will der Temesvarer Dozent Vasile Docca weiterhin für saubere Unis im Land kämpfen.
"Es gibt keinen anderen Weg als die Reform. Sonst gibt es keine Chancen mehr im Wettbewerb mit den anderen Universitäten in der Europa-Union. Wir leben nicht mehr getrennt, nicht mehr isoliert wie unter Ceausescu. Sondern wir leben jetzt mitten in Europa."
"Es geht darum, dass Leute, die Geld haben, die kommen halt zu dem Professor und geben Geld oder sagen, dass seine Eltern etwas Großes in der Stadt sind. Und dann gibt er eine größere Note, dass er diese Prüfung nimmt."
Das manche Professoren für Barzuwendungen empfänglich sind und im Gegenzug bessere Noten erteilen, ist unter Rumäniens Studierenden ein offenes Geheimnis. Ab und an war es auch gerichtsanhängig - beispielsweise, als vor einigen Jahren ein renommierter Medizin-Professor von einer Studentin sexuelle Dienstleistungen für gute Noten abverlangte. Der Fall kam erst an die Öffentlichkeit, nachdem ein Fernsehsender den Professor und die Studentin mit versteckter Kamera gefilmt hatte. Meistens kommen korrupte Hochschullehrer aber ungestraft davon. Die Studierenden haben Angst, solche Fälle öffentlich zu machen.
"Aber es passiert auch, dass manche Geld verlangen, damit sie überhaupt erst die Arbeit lesen. Also ich kann lernen, aber er ließt mir die Arbeit nicht eher, bis ich nicht Geld gebe."
Dennoch wächst die Zahl der rumänischen Hochschullehrer, die von solchen korrupten Machenschaften die Nase voll haben. Der Historiker Vasile Docea von der West-Universität Temeswar ist einer von ihnen. Er trat in den vergangenen Wochen gleich mehrfach vor die rumänischen Medien, als Sprecher einer aus etwa 100 Uni-Mitarbeitern bestehenden Reformgruppe.
"Was wir von Anfang an kritisiert haben, war die Korruption im Unterrichtssystem. Es gibt zum Beispiel Fakten, die wir gesehen haben, zum Beispiel Verkauf von Lizenz-, Abschluss- oder Diplomarbeiten. Das haben wir auch öffentlich gesagt …"
... was Vasile Docea um ein Haar den Job gekostet hätte. Nur die demonstrierenden Studenten vor der Uni und der lauthalse Aufschrei in den Medien brachte den Senat davon ab, Vasile Docea und andere Mitstreiter der Reformgruppe fristlos zu kündigen; die Entscheidung wurde vertagt. Ob die Reformer an der Hochschule bleiben können, ist dennoch fraglich. Viele Professoren in Leitungsfunktion würden Doccea lieber heute als morgen vor der Tür sehen. Professor Ion Biris, Dekan der Fakultät für Politik- und Kommunikationswissenschaften sowie für Philosophie, schäumt vor Wut:
"Sehen Sie sich diesen Zeitungsartikel an, der in Craiova erschienen ist. Da wirft dieser Herr Docea unserem Rektor vor, einem Mafia-Clan vorzustehen. Unsere Universität ein Mafia-Clan? Das muss man ja wohl erst einmal beweisen. Und an Beweisen fehlt es bisher."
Doch wer nach einem Beleg für die Vorwürfe sucht, hat es vom Büro des zornigen Dekans nicht weit: Viele Studierende auf den weitläufigen Gängen der West-Universität Temesvar bestätigen das, was die Reformer nun öffentlich gemacht haben:
"Das ist die Wahrheit. Und diese Vorwürfe treffen nicht nur auf die Uni hier zu, sondern auf alle Hochschulen in Rumänien. Das ist meine Meinung. So etwas gibt leider häufig; da sind wir nicht alleine."
"Meine Meinung. Alles ist möglich - auch der Kauf von Diplomen. Allerdings hat mir hier noch kein Prof. so ein Angebot gemacht. Ich habe gehört, dass es am schlimmsten bei den Medizinern sein muss. Da hat alles seinen Preis. Und alles ist möglich."
Über den Aufschrei aus dem Kollegium und über den Versuch, ihn und seine Mitstreiter per Rausschmiss mundtot zu machen, ist Vasile Docea von der Reformgruppe nicht überrascht.
"Es gibt Leute, die zum Beispiel Doktorate an einer Akademie der Kommunistischen Partei genommen haben. Alle wissen, dass die Akademie der Kommunistischen Partei eine politische Akademie war, keine wissenschaftliche. Und solche Leute leiten jetzt ihrerseits Doktorate, sind Doktorvater, was unserer Meinung nach nicht in Ordnung ist, weil solche Doktorate, die an der Akademie der Kommunisten gemacht wurden, keine Beweise der wissenschaftlichen Fähigkeiten war, sondern ein Beleg der kommunistischen Treue gegenüber der Kommunistischen Partei."
Unter anderem beschäftigt die West-Universität Temesvar immer noch einen Ex-General der rumänischen Armee, der in den Revolutionstagen im Dezember '89 Schießbefehl gegen Demonstranten gegeben haben soll. Der Fall wurde in den rumänischen Medien publik, blieb aber für den Ex-General ohne Konsequenzen. Er unterrichtet ausgerechnet auch noch politische Wissenschaften - bis heute. Nicht nur die Reformgruppe um Vasile Docea kämpft vehement gegen solche Missstände an. In Bukarest hat sich eine "Koalition für reine Universitäten" gegründet, mit reformorientierten Hochschullehrern und Dozenten aus dem ganzen Land. Denn Korruption und Unterwanderung mit gewendeten Ex-Kommunisten können sich die Hochschulen im EU-Land Rumänien nach Ansicht der Reformer einfach nicht mehr leisten. Und deshalb will der Temesvarer Dozent Vasile Docca weiterhin für saubere Unis im Land kämpfen.
"Es gibt keinen anderen Weg als die Reform. Sonst gibt es keine Chancen mehr im Wettbewerb mit den anderen Universitäten in der Europa-Union. Wir leben nicht mehr getrennt, nicht mehr isoliert wie unter Ceausescu. Sondern wir leben jetzt mitten in Europa."