"Gräfe zu Bahringdorf, Bauer in Westfalen. 50 Hektar biologischer Landbau und regionale Vermarktung."
Friedrich-Wilhelm Gräfe zu Bahringdorf lehnt in einem Sessel in der Aula des Europäischen Parlaments zurück. Er kommt gerade aus einer Sitzung des Agrarausschusses, in dem er für die deutschen Grünen sitzt. Aber der Münsterländer ist nicht nur Europa-Abgeordneter. Er ist von der Diskussion über die Landwirtschaftssubventionen auch direkt betroffen:
Alle landwirtschaftlichen Betriebe bekommen eine Direktzahlung. Das sind ungefähr 300 Euro je Hektar im Jahr. Bei 50 Hektar können sie sich das ausrechnen. Auf diesem Betrieb der 50 Hektar arbeiten fünf Arbeitskräfte, so dass ich im Gegensatz zu Betrieben, wo ein Arbeiter 400 Hektar bewirtschaftet und die dann 120.000 Euro bekommen, nur einen bescheidenen Beitrag zu den Lohnkosten erhalte.
Und damit steht der EU-Abgeordnete im Zentrum der aktuellen Diskussion über die europäische Landwirtschaftspolitik. Nachdem der britische Premierminister Tony Blair im Juni gefordert hatte, diese grundlegend zu reformieren, reißen die Nachrichten darüber, wer wie viel Geld aus Brüssel bekommt, nicht ab.
Nach und nach sickern Informationen aus den Mitgliedsstaaten an die Öffentlichkeit. Einige Zahlen:
Der niederländische Landwirtschaftsminister Cees Verman erhält jedes Jahr 150 000 Euro für seine Betriebe. Sein slowakischer Kollege sogar 1,3 Millionen. Der Fürst von Monaco bekommt jährlich rund 300 000 Euro aus dem EU-Topf. In den Geldbeutel von Prinz Charles fließen 435 000 Euro.
"In der gesamten EU bekommen 20 Prozent der Bauern, also die größten, 80 Prozent der Hilfen. In Spanien zum Beispiel bekommen sieben Familien genauso viel Geld wie die 12 700 kleinsten Bauern des Landes zusammen. Das ist eine Realität, die sich in allen Ländern wiederholt. Wenn Sie sich Deutschland anschauen, Dänemark, Finnland, egal welches Land, da sehen sie überall das gleiche. Das ist ein System, in dem diejenigen das meiste Geld bekommen, die die größten Flächen bewirtschaften und das meiste produzieren."
Das sagt Gonzalo Fanjul Suárez, der sich für die nichtstaatliche Organisation Oxfam um die Landwirtschaftspolitik kümmert. Oxfam hat in den vergangenen Monaten mehrere Studien veröffentlicht, die dieses Ungleichgewicht ans Licht gebracht haben. Noch ist es aber äußerst schwierig, genaue Daten über die Geldkanäle zu erhalten.
"In den 60er Jahren entschieden die Mitgliedsstaaten, diese Informationen vertraulich zu behandeln. Der Hauptgrund war der Datenschutz und damals beschloss der Rat, dass es jedem Mitgliedsstaat überlassen bleibt, ob diese Daten öffentlich gemacht werden sollen oder nicht. Also blieb es vertraulich. Aber jetzt haben sich die Zeiten geändert."
Der EU-Kommissar Siim Kallas hat eine Initiative zur Offenlegung der Geldempfänger gestartet. Einige Mitgliedsländer sind der Aufforderung bereits nachgekommen und haben Listen ins Internet gestellt. Die Analyse zeigt das gleiche Ergebnis wie die Untersuchungen von Oxfam: Besonders die Grossen bekommen das Geld.
In den Niederlanden gehört der Bierkonzern Heineken zu den größten Empfängern. In Belgien steht eine Raffinerie von Südzucker ganz oben auf der Liste. Denn nach wie vor bezahlt die EU vor allem für Mengen, nicht für Qualität oder Umweltschutz.
Deutschland hat bisher noch keine Daten veröffentlicht. Auch Frankreich hält sich bedeckt. Bekannt ist nur: Nach Frankreich fließen jährlich rund 13, nach Deutschland elf Milliarden Euro in die Landwirtschaft. Der französische Landwirtschaftsminister hat dem neugierigen EU-Kommissar Kallas sogar böse Briefe geschrieben, erzählt dieser und wehrt sich gegen die Geheimhaltungsmasche der Mitgliedsstaaten:
"Dann lasst uns eben alles geheim halten! Aber das würde doch nichts ändern und irgendwann kommt es sowieso an die Oberfläche. Natürlich gibt es einige schlechte Geschichten. Aber wenn du das nicht öffentlich machst, dann hast du den ewigen Vorwurf am Hals, dass du da was versteckst. Wenn wir das veröffentlichen, dann können wir darauf reagieren, können die Gesetze ändern, zum Beispiel eine Deckelung für die Subventionen einführen."
Genau das hatten einige Mitgliedsstaaten aber abgelehnt. Die EU-Kommission wollte nämlich schon 2003 eine Höchstgrenze für Subventionen einführen, um zu große Summen für zu große Betriebe zu vermeiden. Damals stellte sich vor allem Großbritannien quer, um seine Großproduzenten zu schützen.
Deshalb schenkt der grüne Abgeordnete Gräfe zu Bahringdorf den aktuellen Forderungen Blairs nach einer erneuten Reform nicht viel Glauben:
"Wenn man die Landwirtschaftsgelder kürzt, dann schmälert das den Etat. Das ist der Vorschlag von Blair. Wir möchten den Landwirtschaftsetat qualifizieren. Es geht nicht zu viel Geld in die europäische Landwirtschaft. Es geht in die verkehrten Kanäle und wenn sich Blair an der Qualifizierung beteiligen würde und nicht einfach nur um Kürzung, wenn er diese Sache mitmacht, dann wäre das in Ordnung. Aber ihm geht es darum, die Landwirtschaft zu verdrängen und uns von den Kolonien ernähren zu lassen."
Friedrich-Wilhelm Gräfe zu Bahringdorf lehnt in einem Sessel in der Aula des Europäischen Parlaments zurück. Er kommt gerade aus einer Sitzung des Agrarausschusses, in dem er für die deutschen Grünen sitzt. Aber der Münsterländer ist nicht nur Europa-Abgeordneter. Er ist von der Diskussion über die Landwirtschaftssubventionen auch direkt betroffen:
Alle landwirtschaftlichen Betriebe bekommen eine Direktzahlung. Das sind ungefähr 300 Euro je Hektar im Jahr. Bei 50 Hektar können sie sich das ausrechnen. Auf diesem Betrieb der 50 Hektar arbeiten fünf Arbeitskräfte, so dass ich im Gegensatz zu Betrieben, wo ein Arbeiter 400 Hektar bewirtschaftet und die dann 120.000 Euro bekommen, nur einen bescheidenen Beitrag zu den Lohnkosten erhalte.
Und damit steht der EU-Abgeordnete im Zentrum der aktuellen Diskussion über die europäische Landwirtschaftspolitik. Nachdem der britische Premierminister Tony Blair im Juni gefordert hatte, diese grundlegend zu reformieren, reißen die Nachrichten darüber, wer wie viel Geld aus Brüssel bekommt, nicht ab.
Nach und nach sickern Informationen aus den Mitgliedsstaaten an die Öffentlichkeit. Einige Zahlen:
Der niederländische Landwirtschaftsminister Cees Verman erhält jedes Jahr 150 000 Euro für seine Betriebe. Sein slowakischer Kollege sogar 1,3 Millionen. Der Fürst von Monaco bekommt jährlich rund 300 000 Euro aus dem EU-Topf. In den Geldbeutel von Prinz Charles fließen 435 000 Euro.
"In der gesamten EU bekommen 20 Prozent der Bauern, also die größten, 80 Prozent der Hilfen. In Spanien zum Beispiel bekommen sieben Familien genauso viel Geld wie die 12 700 kleinsten Bauern des Landes zusammen. Das ist eine Realität, die sich in allen Ländern wiederholt. Wenn Sie sich Deutschland anschauen, Dänemark, Finnland, egal welches Land, da sehen sie überall das gleiche. Das ist ein System, in dem diejenigen das meiste Geld bekommen, die die größten Flächen bewirtschaften und das meiste produzieren."
Das sagt Gonzalo Fanjul Suárez, der sich für die nichtstaatliche Organisation Oxfam um die Landwirtschaftspolitik kümmert. Oxfam hat in den vergangenen Monaten mehrere Studien veröffentlicht, die dieses Ungleichgewicht ans Licht gebracht haben. Noch ist es aber äußerst schwierig, genaue Daten über die Geldkanäle zu erhalten.
"In den 60er Jahren entschieden die Mitgliedsstaaten, diese Informationen vertraulich zu behandeln. Der Hauptgrund war der Datenschutz und damals beschloss der Rat, dass es jedem Mitgliedsstaat überlassen bleibt, ob diese Daten öffentlich gemacht werden sollen oder nicht. Also blieb es vertraulich. Aber jetzt haben sich die Zeiten geändert."
Der EU-Kommissar Siim Kallas hat eine Initiative zur Offenlegung der Geldempfänger gestartet. Einige Mitgliedsländer sind der Aufforderung bereits nachgekommen und haben Listen ins Internet gestellt. Die Analyse zeigt das gleiche Ergebnis wie die Untersuchungen von Oxfam: Besonders die Grossen bekommen das Geld.
In den Niederlanden gehört der Bierkonzern Heineken zu den größten Empfängern. In Belgien steht eine Raffinerie von Südzucker ganz oben auf der Liste. Denn nach wie vor bezahlt die EU vor allem für Mengen, nicht für Qualität oder Umweltschutz.
Deutschland hat bisher noch keine Daten veröffentlicht. Auch Frankreich hält sich bedeckt. Bekannt ist nur: Nach Frankreich fließen jährlich rund 13, nach Deutschland elf Milliarden Euro in die Landwirtschaft. Der französische Landwirtschaftsminister hat dem neugierigen EU-Kommissar Kallas sogar böse Briefe geschrieben, erzählt dieser und wehrt sich gegen die Geheimhaltungsmasche der Mitgliedsstaaten:
"Dann lasst uns eben alles geheim halten! Aber das würde doch nichts ändern und irgendwann kommt es sowieso an die Oberfläche. Natürlich gibt es einige schlechte Geschichten. Aber wenn du das nicht öffentlich machst, dann hast du den ewigen Vorwurf am Hals, dass du da was versteckst. Wenn wir das veröffentlichen, dann können wir darauf reagieren, können die Gesetze ändern, zum Beispiel eine Deckelung für die Subventionen einführen."
Genau das hatten einige Mitgliedsstaaten aber abgelehnt. Die EU-Kommission wollte nämlich schon 2003 eine Höchstgrenze für Subventionen einführen, um zu große Summen für zu große Betriebe zu vermeiden. Damals stellte sich vor allem Großbritannien quer, um seine Großproduzenten zu schützen.
Deshalb schenkt der grüne Abgeordnete Gräfe zu Bahringdorf den aktuellen Forderungen Blairs nach einer erneuten Reform nicht viel Glauben:
"Wenn man die Landwirtschaftsgelder kürzt, dann schmälert das den Etat. Das ist der Vorschlag von Blair. Wir möchten den Landwirtschaftsetat qualifizieren. Es geht nicht zu viel Geld in die europäische Landwirtschaft. Es geht in die verkehrten Kanäle und wenn sich Blair an der Qualifizierung beteiligen würde und nicht einfach nur um Kürzung, wenn er diese Sache mitmacht, dann wäre das in Ordnung. Aber ihm geht es darum, die Landwirtschaft zu verdrängen und uns von den Kolonien ernähren zu lassen."