Natürlich kann man Leute einfach fragen, wie zufrieden sie mit ihrem Leben sind. Und solche Erhebungen gibt es auch zuhauf. Doch sind sie nicht sehr aussagekräftig, sagt Norbert Schwarz, ein aus Heidelberg stammender Wissenschaftler, der heute am Institut für Sozialforschung an der Universität von Michigan arbeitet. Je nachdem, wann und in welcher Situation man Personen befragt, so Schwarz, kommen bei solchen Befragungen unterschiedliche Antworten.
Wir fanden zum Beispiel in früheren Experimenten, dass wenn Sie etwa einen Groschen gefunden haben, den der Versuchsleiter für Sie hinterlassen hat, dass Sie dann mit Ihrem Leben insgesamt glücklicher und zufriedener sind als wenn Sie keinen Groschen finden. Oder dass der Ausgang von Spielen der deutschen Nationalmannschaft die Lebenszufriedenheit in Deutschland verändert, und auch die Zufriedenheit mit Kanzler Kohl damals erhöht oder gesenkt hat.
Auch stimmt das, was die Leute in nachdenklichen Momenten über ihr Leben sagen, nicht immer überein mit ihrem tagtäglichen Erleben. Schwarz hat deshalb zusammen mit seinen Kollegen eine neue Methode entwickelt, die solche Fehler vermeiden soll. Statt die Personen pauschal nach ihrem Lebensglück zu fragen, stellen die Forscher die tatsächliche alltägliche Erfahrung in den Mittelpunkt.
Wir bitten die Befragten an den gestrigen Tag zu denken und zu rekonstruieren, was sie vom Aufstehen bis zum Schlafen gehen gemacht haben. Dabei können sie alle Details aufschreiben, die ihnen in den Sinn kommen, denn dies ist völlig privat, das müssen sie also niemandem zeigen. Und wenn sie ihren Tag rekonstruiert haben, dann fragen wir sie für jede dieser Episoden eine Reihe von Fragen, wann sie begann, wann sie geendet hat, was sie gemacht haben, mit wem sie da waren und so weiter und wie sie sich in der Situation gefühlt haben.
Auf diese Weise entsteht ein differenziertes Bild über den Tagesverlauf der Befindlichkeit mit all seinen Aufs und Abs.
Die größten Überraschungen für uns waren zu allererst: Schlaf ist gut. Wenn sie sich den Unterschied angucken, die sechs Stunden oder weniger geschlafen haben versus die, die sieben Stunden oder mehr geschlafen haben, dann finden wir, dass der Unterschied in der Stimmung über den gesamten nächsten Tag hinweg sehr groß ist und dem Unterschied entspricht, den wir beobachten, wenn sie 90.000 Dollar mehr oder weniger verdienen. Also ob Sie 30.000 Dollar oder 120.000 Dollar im Jahr verdienen, ist ein Unterschied, der in etwa dem entspricht, was sie durch eine Stunde mehr Schlaf die Nacht vorher herauskriegen.
Glückliche Momente erlebten die Versuchspersonen beim Zusammensein mit Freunden oder in intimen Beziehungen - beides wenig überraschend. Auffällig dagegen die negativen Ausreißer: Am schlechtesten fühlten sich die Befragten im Durchschnitt beim Pendeln zur Arbeit. Auch der Zeitdruck am Arbeitsplatz wird als sehr negativ erlebt, während sich dagegen die Sicherheit des Arbeitsplatzes auf die tatsächliche Empfindung am Tag kaum auswirkt. An dieser Stelle wird aber auch eines deutlich: Indem die Forscher die Befindlichkeit über den Tagesverlauf messen, behandeln sie alle Momente gleichwertig. Dass zum Beispiel eine Stunde privates Glück am Abend so wertvoll sein kann, dass es acht nervige Stunden bei der Arbeit aufwiegen könnte, ist in dem Ansatz nicht vorgesehen. Das zeigt sich vor allem am Beispiel Kinder:
Wenn Sie Leute fragen, was sind denn so die Quellen des Glücks, dann sind die Kinder ganz oben auf der Liste. In unseren Daten über das momentane Befinden stellt sich heraus, dass das nicht der Fall ist. Wenn wir uns also alle Situationen angucken, in denen die Kinder da sind, ist sich um die Kinder zu kümmern etwa so erfreulich wie Hausarbeit zu machen oder die Küche zu putzen oder so etwas ähnliches. Und der Grund ist sehr einfach. Wenn man Leute fragt, wie viel Spaß haben sie denn mit ihren Kindern, dann denken sie an die schönen Sachen, Geschichte vorlesen, in Zoo gehen und das ist alles ganz toll. Und wir sind sehr wenig sensitiv für den wirklichen Verlauf über den Tag hinweg und die Höhen und Tiefen, die in diesen Verläufen drin sind.
Ob diese Gleichbehandlung aller Momente, die dieser neuen Methode steckt, eine Stärke ist oder eine Schwäche, ist letztlich Ansichtssache. Vorteil ist auf jeden Fall: Sie erlaubt es mehr als bisherige Methoden, Vergleiche zu ziehen: Bisher haben die Forscher ihre Untersuchung an über knapp tausend Frauen aus Texas durchgeführt, um erste Erfahrungen damit zu sammeln. Demnächst wollen sie sie jedoch ausweiten und auf diese Weise quasi die Brutto-Sozial-Befindlichkeit der Vereinigten Staaten messen. Und schließlich sollen in Zusammenarbeit mit der Weltgesundheitsorganisation auch andere Länder zum Vergleich herangezogen werden. Und wer weiß, wenn die WHO dann eine Weltkarte des Lebensglücks veröffentlicht - ob dies dann in Deutschland ähnliche Diskussionen lostritt wie jetzt die Pisa-Studie?
Wir fanden zum Beispiel in früheren Experimenten, dass wenn Sie etwa einen Groschen gefunden haben, den der Versuchsleiter für Sie hinterlassen hat, dass Sie dann mit Ihrem Leben insgesamt glücklicher und zufriedener sind als wenn Sie keinen Groschen finden. Oder dass der Ausgang von Spielen der deutschen Nationalmannschaft die Lebenszufriedenheit in Deutschland verändert, und auch die Zufriedenheit mit Kanzler Kohl damals erhöht oder gesenkt hat.
Auch stimmt das, was die Leute in nachdenklichen Momenten über ihr Leben sagen, nicht immer überein mit ihrem tagtäglichen Erleben. Schwarz hat deshalb zusammen mit seinen Kollegen eine neue Methode entwickelt, die solche Fehler vermeiden soll. Statt die Personen pauschal nach ihrem Lebensglück zu fragen, stellen die Forscher die tatsächliche alltägliche Erfahrung in den Mittelpunkt.
Wir bitten die Befragten an den gestrigen Tag zu denken und zu rekonstruieren, was sie vom Aufstehen bis zum Schlafen gehen gemacht haben. Dabei können sie alle Details aufschreiben, die ihnen in den Sinn kommen, denn dies ist völlig privat, das müssen sie also niemandem zeigen. Und wenn sie ihren Tag rekonstruiert haben, dann fragen wir sie für jede dieser Episoden eine Reihe von Fragen, wann sie begann, wann sie geendet hat, was sie gemacht haben, mit wem sie da waren und so weiter und wie sie sich in der Situation gefühlt haben.
Auf diese Weise entsteht ein differenziertes Bild über den Tagesverlauf der Befindlichkeit mit all seinen Aufs und Abs.
Die größten Überraschungen für uns waren zu allererst: Schlaf ist gut. Wenn sie sich den Unterschied angucken, die sechs Stunden oder weniger geschlafen haben versus die, die sieben Stunden oder mehr geschlafen haben, dann finden wir, dass der Unterschied in der Stimmung über den gesamten nächsten Tag hinweg sehr groß ist und dem Unterschied entspricht, den wir beobachten, wenn sie 90.000 Dollar mehr oder weniger verdienen. Also ob Sie 30.000 Dollar oder 120.000 Dollar im Jahr verdienen, ist ein Unterschied, der in etwa dem entspricht, was sie durch eine Stunde mehr Schlaf die Nacht vorher herauskriegen.
Glückliche Momente erlebten die Versuchspersonen beim Zusammensein mit Freunden oder in intimen Beziehungen - beides wenig überraschend. Auffällig dagegen die negativen Ausreißer: Am schlechtesten fühlten sich die Befragten im Durchschnitt beim Pendeln zur Arbeit. Auch der Zeitdruck am Arbeitsplatz wird als sehr negativ erlebt, während sich dagegen die Sicherheit des Arbeitsplatzes auf die tatsächliche Empfindung am Tag kaum auswirkt. An dieser Stelle wird aber auch eines deutlich: Indem die Forscher die Befindlichkeit über den Tagesverlauf messen, behandeln sie alle Momente gleichwertig. Dass zum Beispiel eine Stunde privates Glück am Abend so wertvoll sein kann, dass es acht nervige Stunden bei der Arbeit aufwiegen könnte, ist in dem Ansatz nicht vorgesehen. Das zeigt sich vor allem am Beispiel Kinder:
Wenn Sie Leute fragen, was sind denn so die Quellen des Glücks, dann sind die Kinder ganz oben auf der Liste. In unseren Daten über das momentane Befinden stellt sich heraus, dass das nicht der Fall ist. Wenn wir uns also alle Situationen angucken, in denen die Kinder da sind, ist sich um die Kinder zu kümmern etwa so erfreulich wie Hausarbeit zu machen oder die Küche zu putzen oder so etwas ähnliches. Und der Grund ist sehr einfach. Wenn man Leute fragt, wie viel Spaß haben sie denn mit ihren Kindern, dann denken sie an die schönen Sachen, Geschichte vorlesen, in Zoo gehen und das ist alles ganz toll. Und wir sind sehr wenig sensitiv für den wirklichen Verlauf über den Tag hinweg und die Höhen und Tiefen, die in diesen Verläufen drin sind.
Ob diese Gleichbehandlung aller Momente, die dieser neuen Methode steckt, eine Stärke ist oder eine Schwäche, ist letztlich Ansichtssache. Vorteil ist auf jeden Fall: Sie erlaubt es mehr als bisherige Methoden, Vergleiche zu ziehen: Bisher haben die Forscher ihre Untersuchung an über knapp tausend Frauen aus Texas durchgeführt, um erste Erfahrungen damit zu sammeln. Demnächst wollen sie sie jedoch ausweiten und auf diese Weise quasi die Brutto-Sozial-Befindlichkeit der Vereinigten Staaten messen. Und schließlich sollen in Zusammenarbeit mit der Weltgesundheitsorganisation auch andere Länder zum Vergleich herangezogen werden. Und wer weiß, wenn die WHO dann eine Weltkarte des Lebensglücks veröffentlicht - ob dies dann in Deutschland ähnliche Diskussionen lostritt wie jetzt die Pisa-Studie?