Eine kleine 3-Zimmer-Wohnung im Londoner Osten. Steve Bedwell lebt hier gemeinsam mit seiner Frau und 4 Kindern. Steve ist Hausmann, seine Frau arbeitet als Grundschullehrerin. Die Wohnung ist viel zu klein für eine 6köpfige Familie, aber mehr können sich die Bedwells nicht leisten.
" Für die meisten Leute hier ist die Wohnungssituation frustrierend. Wir leben hier mit vier Kindern in drei Zimmern. Ich kenne Familien in der Nachbarschaft, die leben noch enger zusammen. Für uns gibt es hier in London einfach keinen Platz mehr, es werden ja auch keine Sozialwohnungen mehr gebaut, mit Kindern sind Sie da echt in einer Sackgasse. Aus London wegziehen will ich auch nicht, hier bin ich zuhause."
Steve selbst lebt seit 15 Jahren in dieser Gegend am Hoxton Square. Anfang der 90er Jahre gab es hier nur Lagerhallen und Sozialwohnungen. Dann sind die Kunstgalerien gekommen, später die Werbeagenturen und trendige Bars. Der Hoxton Square gilt heute als schick, für Familien wie die Bedwells wird es eng.
" Früher war das hier alles runtergekommen, heute stehen überall moderne Lofts und Apartments. Die Wohnungspreise haben sich hier innerhalb weniger Monate verdoppelt. Wir sind inzwischen umgeben von überwachten Luxus-Apartments. Kleine Einzimmer-Wohnungen kosten hier leicht 750.000 Euro."
Aber wenn die Mieten und Hauspreise plötzlich steigen, dann ist das nicht nur ein Problem für Familien, die sich diese Preise nicht mehr leisten können.
Das Krankenhaus Wipps Cross, ein paar U-Bahn-Haltestellen vom Hoxton Square entfernt. Hier treffen wir Jason Warriner, 36, einen hoch qualifizierten Krankenpfleger, er hat bis vor kurzem ein Zimmer gemietet. Jetzt hat er sich mit staatlicher Förderung eine kleine Wohnung für 200.000 Euro gekauft, aber auch das ging nur mit Mühe.
" Ich habe es nur geschafft, weil ich jahrelang Überstunden gearbeitet und auf meinen Urlaub verzichtet habe. Anders hätte ich mir diese Ein-Zimmer-Wohnung niemals leisten können. Das Problem ist einfach, dass Wohnungspreise und auch Mieten in den letzten sechs Jahren schneller gewachsen sind als die Gehälter im Gesundheitswesen. Krankenpfleger so wie ich haben da kaum eine Chance."
Jason ist in London geblieben, weil er die Stadt mag, aber viele andere Krankenpfleger und Krankenschwestern haben die britische Hauptstadt in den vergangenen Jahren verlassen. Clare Cannings betreut Wohnungssuchende beim Royal College of Nursing, einer Interessen-Vertretung für Pflegeberufe in Großbritannien.
" Die hohen Mieten und Hauspreise führen dazu, dass Krankenhäuser große Schwierigkeiten haben, Schwestern und Pfleger zu rekrutieren. Diese Berufsgruppen verlassen London in Scharen, zur Zeit herrscht in vielen Krankenhäusern deshalb ein Personalengpass."
Kritische Städtebauplaner sagen, das größte Problem in London sei der Mangel an Sozialwohnungen. Seit der Regierungszeit von Margaret Thatcher hat der britische Staat keine erschwinglichen Wohnungen mehr gebaut. Dabei ist der Bedarf an Wohnraum riesig.
Überall in der Stadt wird gebaut und renoviert. Es sind aber vor allem teure Wohnungen, die hier entstehen - denn die Immobilienpreise in der britischen Hauptstadt sind ja auch deshalb so hoch, weil hier so viele Leute leben, die sich die hohen Mieten problemlos leisten können. Die vielen Investmentbanker, PR-Manager und Rechtsanwälte, die in solche Apartments ziehen, verdrängen aber nicht nur Familien, sie verändern auch das Straßenbild.
Sie kaufen zum Beispiel lieber im Supermarkt ein - eine alteingesessene Metzgerei so wie die von Brian Taylor hat es da schwer.
" Es ist hier inzwischen einfach ruhig geworden. Vor ein paar Jahren war hier in meinem Laden noch eine Menge los, jetzt geht es nur bergab. Viele Familien ziehen weg, und die Leute, die jetzt hier wohnen, kaufen nicht so gern beim Metzger um die Ecke."
Inzwischen gibt es mehrere staatliche Programme, mit deren Hilfe wichtige Berufsgruppen so wie Lehrer, Krankenschwestern und Polizisten in der britischen Hauptstadt gehalten werden sollen - Eine der interessantesten Initiativen findet man in Shoreditch, im Osten von London.
Der Shoreditch Trust ist eine Stiftung, die eng mit der Londoner Stadtverwaltung zusammenarbeitet. Hier haben sich mehrere engagierte Bürger zusammengetan, um Druck auf Investoren und Bauherren auszuüben. Michael Pyner ist der Geschäftsführer der Stiftung.
" Das Schlimmste, was einem Stadtteil wie unserem passieren kann, ist dass die Einwohner Angst haben, Angst vor Veränderung. Anstatt schwarz zu sehen, versuchen wir die Situation auf dem Immobilienmarkt zu unseren Zwecken zu nutzen."
Der Shoreditch Trust hat von der britischen Regierung 100 Millionen Euro gekommen. Damit kann die Stiftung Häuser und Grundstücke aufkaufen, und wenn das Grundstück später weiterverkauft wird mitbestimmen, wie eine Immobilie verändert wird. Michael Pyner.
" Es gab hier zum Beispiel eine Menge Altbauten, die sollten in Luxuswohnungen umgebaut werden. Da haben wir dem Bauherrn einfach gesagt: Du kannst hier Deine Wohnungen bauen - aber nur, wenn Du außerdem ein Gesundheitszentrum und einen Raum für Bürgerversammlungen einbaust. Uns überrascht, dass die meisten Investoren unsere Vorschläge nicht nur akzeptieren, sondern froh sind, dass sich jemand Gedanken über solche Dinge macht."
London war schon immer eine Stadt, die sich schneller verändert als andere Metropolen in Europa. Mieten und Wohnungspreise erleben hier ein ständiges Auf und Ab. Anfang der 90er Jahre gab es den letzten Einbruch am Immobilienmarkt, und viele Finanzexperten halten auch die derzeitigen Hauspreise in London für überbewertet. Ein Crash am Londoner Wohnungsmarkt hätte zwar Auswirkungen auf die gesamte britische Wirtschaft - aber viele Krankenpfleger, Lehrer und Feuerwehrmänner mit einfachem Gehalt würden sich vermutlich insgeheim freuen.
" Für die meisten Leute hier ist die Wohnungssituation frustrierend. Wir leben hier mit vier Kindern in drei Zimmern. Ich kenne Familien in der Nachbarschaft, die leben noch enger zusammen. Für uns gibt es hier in London einfach keinen Platz mehr, es werden ja auch keine Sozialwohnungen mehr gebaut, mit Kindern sind Sie da echt in einer Sackgasse. Aus London wegziehen will ich auch nicht, hier bin ich zuhause."
Steve selbst lebt seit 15 Jahren in dieser Gegend am Hoxton Square. Anfang der 90er Jahre gab es hier nur Lagerhallen und Sozialwohnungen. Dann sind die Kunstgalerien gekommen, später die Werbeagenturen und trendige Bars. Der Hoxton Square gilt heute als schick, für Familien wie die Bedwells wird es eng.
" Früher war das hier alles runtergekommen, heute stehen überall moderne Lofts und Apartments. Die Wohnungspreise haben sich hier innerhalb weniger Monate verdoppelt. Wir sind inzwischen umgeben von überwachten Luxus-Apartments. Kleine Einzimmer-Wohnungen kosten hier leicht 750.000 Euro."
Aber wenn die Mieten und Hauspreise plötzlich steigen, dann ist das nicht nur ein Problem für Familien, die sich diese Preise nicht mehr leisten können.
Das Krankenhaus Wipps Cross, ein paar U-Bahn-Haltestellen vom Hoxton Square entfernt. Hier treffen wir Jason Warriner, 36, einen hoch qualifizierten Krankenpfleger, er hat bis vor kurzem ein Zimmer gemietet. Jetzt hat er sich mit staatlicher Förderung eine kleine Wohnung für 200.000 Euro gekauft, aber auch das ging nur mit Mühe.
" Ich habe es nur geschafft, weil ich jahrelang Überstunden gearbeitet und auf meinen Urlaub verzichtet habe. Anders hätte ich mir diese Ein-Zimmer-Wohnung niemals leisten können. Das Problem ist einfach, dass Wohnungspreise und auch Mieten in den letzten sechs Jahren schneller gewachsen sind als die Gehälter im Gesundheitswesen. Krankenpfleger so wie ich haben da kaum eine Chance."
Jason ist in London geblieben, weil er die Stadt mag, aber viele andere Krankenpfleger und Krankenschwestern haben die britische Hauptstadt in den vergangenen Jahren verlassen. Clare Cannings betreut Wohnungssuchende beim Royal College of Nursing, einer Interessen-Vertretung für Pflegeberufe in Großbritannien.
" Die hohen Mieten und Hauspreise führen dazu, dass Krankenhäuser große Schwierigkeiten haben, Schwestern und Pfleger zu rekrutieren. Diese Berufsgruppen verlassen London in Scharen, zur Zeit herrscht in vielen Krankenhäusern deshalb ein Personalengpass."
Kritische Städtebauplaner sagen, das größte Problem in London sei der Mangel an Sozialwohnungen. Seit der Regierungszeit von Margaret Thatcher hat der britische Staat keine erschwinglichen Wohnungen mehr gebaut. Dabei ist der Bedarf an Wohnraum riesig.
Überall in der Stadt wird gebaut und renoviert. Es sind aber vor allem teure Wohnungen, die hier entstehen - denn die Immobilienpreise in der britischen Hauptstadt sind ja auch deshalb so hoch, weil hier so viele Leute leben, die sich die hohen Mieten problemlos leisten können. Die vielen Investmentbanker, PR-Manager und Rechtsanwälte, die in solche Apartments ziehen, verdrängen aber nicht nur Familien, sie verändern auch das Straßenbild.
Sie kaufen zum Beispiel lieber im Supermarkt ein - eine alteingesessene Metzgerei so wie die von Brian Taylor hat es da schwer.
" Es ist hier inzwischen einfach ruhig geworden. Vor ein paar Jahren war hier in meinem Laden noch eine Menge los, jetzt geht es nur bergab. Viele Familien ziehen weg, und die Leute, die jetzt hier wohnen, kaufen nicht so gern beim Metzger um die Ecke."
Inzwischen gibt es mehrere staatliche Programme, mit deren Hilfe wichtige Berufsgruppen so wie Lehrer, Krankenschwestern und Polizisten in der britischen Hauptstadt gehalten werden sollen - Eine der interessantesten Initiativen findet man in Shoreditch, im Osten von London.
Der Shoreditch Trust ist eine Stiftung, die eng mit der Londoner Stadtverwaltung zusammenarbeitet. Hier haben sich mehrere engagierte Bürger zusammengetan, um Druck auf Investoren und Bauherren auszuüben. Michael Pyner ist der Geschäftsführer der Stiftung.
" Das Schlimmste, was einem Stadtteil wie unserem passieren kann, ist dass die Einwohner Angst haben, Angst vor Veränderung. Anstatt schwarz zu sehen, versuchen wir die Situation auf dem Immobilienmarkt zu unseren Zwecken zu nutzen."
Der Shoreditch Trust hat von der britischen Regierung 100 Millionen Euro gekommen. Damit kann die Stiftung Häuser und Grundstücke aufkaufen, und wenn das Grundstück später weiterverkauft wird mitbestimmen, wie eine Immobilie verändert wird. Michael Pyner.
" Es gab hier zum Beispiel eine Menge Altbauten, die sollten in Luxuswohnungen umgebaut werden. Da haben wir dem Bauherrn einfach gesagt: Du kannst hier Deine Wohnungen bauen - aber nur, wenn Du außerdem ein Gesundheitszentrum und einen Raum für Bürgerversammlungen einbaust. Uns überrascht, dass die meisten Investoren unsere Vorschläge nicht nur akzeptieren, sondern froh sind, dass sich jemand Gedanken über solche Dinge macht."
London war schon immer eine Stadt, die sich schneller verändert als andere Metropolen in Europa. Mieten und Wohnungspreise erleben hier ein ständiges Auf und Ab. Anfang der 90er Jahre gab es den letzten Einbruch am Immobilienmarkt, und viele Finanzexperten halten auch die derzeitigen Hauspreise in London für überbewertet. Ein Crash am Londoner Wohnungsmarkt hätte zwar Auswirkungen auf die gesamte britische Wirtschaft - aber viele Krankenpfleger, Lehrer und Feuerwehrmänner mit einfachem Gehalt würden sich vermutlich insgeheim freuen.