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Geldanlegen im Zinstief

Die Zinsen sind extrem niedrig: Anleger haben deshalb oft die Qual der Wahl. Entweder, sie müssen schlechte Renditen inkauf nehmen. Oder sie gehen ein erhöhtes Risiko ein, um bessere Konditionen zu erhalten. Dennoch: Ein Vergleich lohnt sich, damit Rendite und Sicherheit zumindest teilweise vereinbar bleiben.

Von Dorothee Holz |
    Wer jederzeit an sein Geld ran will, darf nicht anspruchsvoll sein. Für Tagesgeld gibt es nur noch einen Durchschnittszins von 1,09 Prozent. Die meisten Banken liegen aber weit darunter, die schwedische SEB-Bank speist die Kunden mit 0,1 Prozent ab, also mit nichts. Aber einige Anbieter lassen sich nicht lumpen, locken sogar mit Zinsen von knapp über zwei Prozent, was den Schnitt nach oben treibt. Max Herbst von der Finanzberatung FMH stellt derzeit zwei gegenläufige Tendenzen fest:

    "Die namhaften Banken senken die Zinsen nach und nach. Die Banken, die so ein bisschen auf Kundenfang gehen, die Neukunden gewinnen wollen, die sind dabei, sich dem Marktführer, dem Zinsführer anzupassen, sind dabei, die Zinsen leicht anzuheben."

    Zinsführer ist die GE Capital Direkt, die zum amerikanischen Industrieriesen General Electric gehört. Die Bank lockt Kunden mit einem Zins von 2,25 Prozent und zwar bei unbegrenztem Einsatz. Auch zeitlich gibt es keine Einschränkung, man weiß aber nicht, wie lange diese Zinsen zu halten sind. GE Capital gehört dem deutschen Einlagensicherungsfonds an, das heißt, je Kunde sind 118 Millionen Euro abgesichert.

    Andere Anbieter wie Comdirect oder die Volkswagen-Bank zahlen ihre Superkonditionen nur für einen bestimmten Betrag und auch nur für eine bestimmte Zeit – danach geht es rapide runter. Misstrauisch wird Finanzberater Max Herbst bei Angeboten, die einen Depotwechsel beinhalten.

    "Bitte extrem vorsichtig bei Consors, die in der Spitze vier Prozent bietet. Allerdings muss ich dann auch mein ganzes Depot-Konto wechseln. Und wenn ich sage: Okay, ich möchte nicht wechseln, dann nur Normalzins von eins, 1,5 Prozent."

    Wer sich nicht jeden Tag um sein Geld kümmern will, es auch in nächster Zeit nicht für Anschaffungen braucht, dem rät der Finanzberater zu Festgeld mit drei Jahren Laufzeit. Da macht sich der Unterschied zu Tagesgeld stärker bemerkbar, es winken Zinsen zwischen 3,3 und 3,4 Prozent. Ausländische Anbieter wie die estnische Big Bank tun sich hier hervor, die allerdings auch nicht dem deutschen Einlagensicherungsfonds angehört.

    Höhere Zinsen bekommt man in diesen Zeiten nur, wenn man bereit ist, höhere Risiken einzugehen. Und höhere Risiken handelt man sich einmal über eine längere Laufzeit, also über das Zinsänderungsrisiko ein, zum anderen über das Kreditrisiko. Der Kunde muss deshalb auf die Bonität achten, Noten verteilen die Rating-Agenturen. Die Bundesrepublik ist mit Top-Noten ausgestattet, eine Investition in eine zweijährige Bundesanleihe gilt deshalb auch als "supersichere" Anlage, aber dafür bekommt man gerade noch 0,67 Prozent.

    Die hoch verschuldeten südeuropäischen Länder - Spanien, Portugal und Italien – müssen deutlich tiefer in die Tasche greifen, die Unterschiede können bis zu drei Prozentpunkte gegenüber der Bundesanleihe ausmachen. Im Falle von Griechenland sind es sogar elf Prozent im kurzen Sektor, darin spiegelt sich das Risiko einer Staatspleite wider. Rentenexpertin Ilona Korsch von der Privatbank Hauck und Aufhäuser macht durchaus Unterschiede:

    "Ich selbst gehe davon aus, dass alle Länder zurückzahlen. Griechenland ist ein besonderes Problem, aber auch die nächsten Jahre sind ja anscheinend über die EU-Kommission garantiert. Bei Spanien, Irland und auch Portugal hätte ich keine Bedenken."

    Bei längeren Laufzeiten bietet der Bund auch mehr. Bei zehn Jahren Laufzeit sind es 2,34 Prozent – heiß begehrt bei Profianlegern, die auf Kursgewinne spekulieren. Im Moment gehen die Profis von einem Szenario der fallenden Preise, also einem Deflations-Szenario aus, dann würde die Rechnung aufgehen. Wenn aber aus der Deflation eine Inflation wird, dann drohen herbe Kursverluste.

    Privatanleger sind wegen des hohen Risikos mit kurzen oder mittleren Laufzeiten von bis zu fünf Jahren besser beraten. Vor diesem Hintergrund werden auch Unternehmensanleihen interessant. Bei Unternehmensanleihen entscheidet aber ebenso wie bei Staatsanleihen das Rating über die Kreditwürdigkeit – je besser das Rating, desto niedriger die Zinsen.

    "Unternehmen, deren Cash-Flows stimmen, die in Liquidität sozusagen schwimmen, sollte man in der Tat ins Portfolio aufnehmen, mit kurzer bis mittlerer Laufzeit. Da ist die Deutsche Telekom sicherlich ein Beispiel."

    Die Deutsche Telekom oder General Electric bieten nur geringe Aufschläge gegenüber deutschen Staatsanleihen, gelten aber als besonders sicher. Das Dax-Unternehmen Heidelbergcement muss für eine Anleihe mit Fälligkeit Dezember 2015 eine Rendite von 6,25 bieten, weil das Rating entsprechend schlecht ausfällt.
    Für Rentenexpertin Ilona Korsch gilt in diesem Umfeld: Die Mischung macht es.

    "Privatinvestoren sollten sich auf Unternehmensanleihen spezialisieren, kombiniert mit kurzen Staatsanleihen, auch wenn es im Moment nicht viel Rendite gibt. Ich glaube, daran müssen wir uns bis auf Weiteres gewöhnen."