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Gemeinsame Lehre im Internet

Etwa ein Drittel der hessischen Hochschullehrer nutzt das Internet für das sogenannte E-Teaching. Für die Studierenden, die wiederum die Internet-Angebote unter dem Schlagwort E-Learning nutzen, sind viele der im Netz vorhandenen Vorlesungsmaterialien bisher kaum zugänglich, weil sie hinter einer Mauer von Passwörtern versteckt sind. Die hessischen Hochschulen wollen das jetzt ändern. Bei der CeBit Anfang März in Hannover präsentieren sie ein E-Learning-Netzwerk.

Von Ludger Fittkau | 26.02.2009
    "Ich kenne den Begriff nicht. Ich schätze mal, das heißt so was wie, dass man elektronisch unterstützt was lernt."

    Lucas Weber ist allerdings der Einzige im Bistro des neuen Eingangsgebäudes der TU Darmstadt, dem der Begriff E-Learning nicht soviel sagt. Aber Lucas Weber ist auch noch kein Student, sondern Schüler der 13. Klasse und nur zu Besuch in der Uni. Alle anderen hier arbeiten nahezu täglich mit E-Learning-Angeboten. Auch Elektrotechnik-Student Kevin Schakow und Wirtschaftsbauingenier-Studentin Anna Herd:

    "E-Learning mache ich zuhause, da gibt es ein Portal, das heißt "Clix" und da kann man sich eigentlich alles Aktuelle runterladen, Vorlesungen, Übungen.

    Ja natürlich, bei uns sind die Hörsäle zur Zeit sehr stark überfüllt und da ist es schon eine sehr gute Erleichterung, sich einfach abends die Vorlesungen noch mal anhören zu können."

    Aufbereitet werden für die E-Learning-Angebote meist Video- oder Tonaufzeichnungen von Vorlesungen. Auch PDF-Dateien mit Zusatzmaterial zu den Lehrveranstaltungen, etwa Power-Point-Folien. Ins Netz gestellt werden die Dateien in der Regel von den einzelnen Lehrenden oder den sogenannten E-Learning-Centern der Hochschulen. Bisher ist das ein buntes Angebot, das allerdings oft nur schwer zugänglich ist. Wie in Darmstadt, sieht es auch an den meisten anderen Hochschulen aus, so Dr. Susanne Offenbartl, Leiterin des Darmstädter E-Learning-Zentrums:

    "Wir haben momentan noch die Situation, viele Professoren machen halt so ihr Ding auf ihrer Webseite, bieten da alles Mögliche an. Da muss man dann möglicherweise noch ein Passwort dazu haben, mit dem Effekt, wir sehen das an unseren studentischen Hilfskräften: Wenn ich sechs Veranstaltungen besuche, habe ich möglicherweise sechs verschiedene Passwörter, muss auf sechs verschiedene Webseiten, wo sechsmal unterschiedlich organisiert ist, wie ich was zu finden habe."

    Mit dem Kompetenznetz E-Learning Hessen sollen die meist kleinen E-Learning-Institute aller hessischen Hochschulen verbunden werden. Zudem sollen möglichst viele einzelne Lehrstühle über einen gemeinsamen Internet-Auftritt zugänglich werden. Mit 300 Lehrenden landesweit startet das Netzwerk, das offiziell bei der CeBit Anfang März vorgestellt wird. Dr. Christoph Rensing begleitet für die Landesregierung in Wiesbaden die hessischen E-Learning-Aktivitäten:

    "Unser Ziel ist es eigentlich, diejenigen, die E-Learning machen - wir werden sicherlich nicht alle Kolleginnen und Kollegen dazu bringen, die neuen Medien einzusetzen, das ist auch ein Stück weit immer noch eine Generationenfrage - das aber diejenigen, die aktiv sind, das Netz kennen, sich dort beteiligen und ich denke mal, heute sind das vielleicht 30, 40 Prozent an Lehrenden, die in irgendeiner Form mit dem Netz arbeiten - das die sich dort finden. Ich habe eine Zahl im Kopf von 9000 Lehrenden an den hessischen Hochschulen, also wenn wir davon 30 Prozent erreichen wollen, dann wären das etwa 3000."

    Das neue hessische E-Learning-Netzwerk soll die Lehrenden im Idealfall auch dazu anregen, über das Internet gemeinsame Lehrveranstaltungen anzubieten. In Einzelfällen gibt es das schon heute, berichtet Susanne Offenbartl aus der Praxis der TU Darmstadt:

    "Da gibt es ein schönes Beispiel mit der Uni Kassel: Ein Pädagoge macht Lehrveranstaltungen an beiden Universitäten, bildet die vollständig im Internet ab und die Studierenden aus Kassel und aus Darmstadt können auch über das Netz kommunizieren und miteinander kooperieren. Und in beiden Universitäten sind dann die entsprechenden Ergebnisse und Prüfungsleistungen auch anerkannt."

    Lernen, aber auch das Lehren mit den Möglichkeiten des Internets - beides gehört künftig zu den Schlüsselqualifikationen einer wissenschaftlichen Laufbahn, glaubt die Darmstädter Leiterin des E-Learning-Centers:

    "Nicht nur die Studierenden sollen diese Schlüsselqualifikation E-Learning haben, sondern eine unserer Zielsetzungen ist auch E-Teaching. Das heißt, diese Schlüsselqualifikationen den Lehrenden mitzugeben. Die sind ja mobil, die sind nicht immer an einer Universität, gerade die wissenschaftlichen Mitarbeiter, die jungen Leute, die sehr stark im E-Learning engagiert sind, die bauen damit auch die E-Teaching-Qualifikationen auf und die nehmen sie dann mit an andere Universitäten und nehmen sie mit in ihren Lebenslauf, das sie so was schon gemacht haben und damit Erfahrung haben."

    In Hessen sollen diese Erfahrungen ab März mit dem landesweiten E-Learning-Netzwerk leichter werden.