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Holocaust
Gemeinsames Gedenken an NS-Opfergruppen

Mit Kranzniederlegungen und Gedenkveranstaltungen ist in Berlin an die Verbrechen des Nationalsozialismus erinnert worden. Gedenkfeiern gab es unter anderem am Holocaust-Mahnmal und an den Denkmälern für verfolgte und ermordete Sinti und Roma, Homosexuelle sowie Menschen mit Behinderungen.

    Rosen liegen an der blauen Glaswand des Mahnmals für die Opfer der nationalsozialistischen "Euthanasie-Morde".
    An vielen Orten wird heute eine Gedenkzeremonie für die Oper der "Euthanasie-Morde" abgehalten. (picture alliance / dpa)
    Dabei gestalteten die Beauftragten der Bundesregierung für Antidiskriminierung, Antisemitismus, Antiziganismus, Integration, sexuelle Vielfahrt und Behinderte das Gedenken erstmals gemeinsam. In einer Erklärung hieß es, das Gedenken an die Millionen Opfer falle in eine Zeit, in der sich unzählige Menschen durch rechtsextremistische Vertreibungspläne existenziell bedroht fühlten.
    Auch im Bundestag wurde der Opfer des Nationalsozialismus gedacht. In diesem Jahr sprachen die Holocaust-Überlebende Eva Szepesi und der Sportjournalist Marcel Reif, dessen Vater die Shoah ebenfalls überlebte.
    Bundestagspräsidentin Bas sagte zu Beginn, heute seien mehrere Generationen im Gedenken vereint: die Überlebenden, die nächsten Angehörigen sowie die Enkel und Urenkel. Jeder einzelne in Deutschland trage Verantwortung dafür, dass das "Nie wieder" von Generation zu Generation weitergegeben werde.
    Die Holocaust-Überlebende Eva Szepesi schilderte in ihrer Rede die erlebten Gräuel. Ihre Kinder, Enkel und Urenkel gebe es nur, weil sie vor 79 Jahren als 12-Jährige von der Roten Armee in Auschwitz befreit worden sei. 50 Jahre lang habe sie über ihre Erlebnisse geschwiegen. Es sei ihr aber dann zu Lebensaufgabe geworden, für all diejenigen zu sprechen, die es nicht mehr könnten. Der schreckliche Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober habe ihr gezeigt, dass diese Aufgabe noch nicht beendet sei.
    Der Sportjournalist Marcel Reif, dessen Vater die Shoah ebenfalls überlebte, erklärte, der Ratschlag seines Vaters "Sei ein Mensch" sei für ihn Verpflichtung und Vermächtnis geworden. Die aktuellen Demonstrationen gegen Rechtsextremismus in Deutschland seien auch vor diesem Hintergrund ein hoffnungsvolles Zeichen.
    An der Gedenkstunde im Parlament nahmen auch Bundespräsident Steinmeier, Bundeskanzler Scholz, Verfassungsgerichtspräsident Harbarth und Bundesratspräsidentin Schwesig teil.
    Der Gedenktag wurde 1996 vom damaligen Bundespräsidenten Herzog eingeführt. Seitdem findet jedes Jahr am oder um den 27. Januar eine Gedenkstunde im Parlament statt. Anlass ist die Erinnerung an die Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz durch die Armee der Sowjetunion am 27. Januar 1945.
    Diese Nachricht wurde am 31.01.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.