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Gemeinschaftsschulen fürs Ländle

Die Gemeinschaftsschule gehört zum bildungspolitischen Standard rot-grüner Bildungspolitik. So auch in Baden-Württemberg. Dort will die grün-rote Regierung ab nächstem Schuljahr die ersten Gemeinschaftsschulen in Betrieb nehmen.

Von Miachel Brandt |
    Das bildungspolitische Highlight aus Baden-Württemberg soll so Ministerin Gabriele Warminski-Leitheußer, SPD, die Gemeinschaftsschule sein. Bereits ab nächstem Schuljahr sollen die ersten den Betrieb aufnehmen.

    Die Gemeinschaftsschule soll, so steht es im Koalitionsvertrag, nur dann entstehen, wenn es Schulen, Eltern oder Schulträger vor Ort wünschen. Aber das sei definitiv der Fall, so die Ministerin, die für die Schaffung der neuen Schulform eigens eine Stabsstelle in ihrem Ministerium geschaffen hat. 180 bis 200 Schulen haben sich beworben, 30 Pilotschulen soll es im nächsten Schuljahr geben:

    "Die Gemeinschaftsschule ist vom Grundsatz her eine weiterführende Schule, die auf jeden Fall die Sekundarstufe I umfasst, und bei ausreichender Schülerzahl auch die Sekundarstufe II. Die Schüler bleiben von der Klasse 5 bis zur Klasse 10 zusammen. Das heißt, bis zur Stufe 10 bleibt offen, welchen Abschluss die Schüler machen."

    Alle neuen Gemeinschaftsschulen sollen gebundene Ganztagsschulen sein, wer hier Abitur macht, braucht 13 und nicht wie im Gymnasium 12 Jahre.

    Ein weiterer Schwerpunkt ist für die Ministerin der Ausbau der Ganztagsschulen. Sie schlägt vor, den Ausbau zunächst im Primarbereich, also bei den Grundschulen voranzubringen.

    "Es liegt auf der Hand, dass mit dem Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz ab 2013 es völlig selbstverständlich für die Eltern wird, dass sie ein Betreuungsangebot haben. Und diese Selbstverständlichkeit wird sich schrittweise auch fortsetzen für den Schulbereich."

    Auf Wunsch der Menschen soll die Grundschule keine gebundene, also verpflichtende Ganztagsschule sein. Die Ministerin will aber dafür werben, dass möglichst viele Kinder das Ganztagesangebot nutzen.

    Bereits in der Mache ist der Gesetzentwurf, nach dem die Grundschulempfehlung abgeschafft werden soll, bei dem im Koalitionsvertrag versprochenen Angebot, neben G8- auch wieder G9-Züge einzurichten, ruderte die Ministerin heute allerdings zurück. Dies soll zwar in einigen Versuchsschulen erprobt werden, aber es gebe noch Abstimmungsbedarf mit den Regierungsfraktionen.

    Im Koalitionsvertrag hatte es noch geheißen, dass ein großer Teil der Verbesserungen im Schulbereich durch die sogenannte demografische Rendite finanziert werden soll, also durch die freiwerdenden Stellen beim Rückgang der Schülerzahlen. Dies konnte die Ministerin heute nicht bestätigen. Bis 2020 sollte diese Rendite 14.500 Lehrerstellen bringen, allerdings seien davon, wie man mittlerweile wüsste, bereits von der alten Landesregierung, der größte Teil verplant, sodass am ende noch 2761 Stellen blieben.

    Das führt dazu, dass die Ministerin für ihre Politik Geld braucht. In einer Kabinettsvorlage war davon die Rede, dass sie zusätzliche 360 Millionen für den Kultushaushalt gefordert hatte - daran ist jedoch nicht zu denken.

    Und das war dann auch der Grund, warum die Ministerin heute als wichtigstes Ziel der Kultuspolitik genau das genannt hat, was auch die Vorgängerregierungen maßgeblich beschäftigt hat: die Unterrichtsversorgung. Allein um die zu gewährleisten, will sie 800 zusätzliche Stellen schaffen und die Streichung von weiteren 760 durch die alte Landesregierung zurücknehmen.