Im Süden Spaniens, in Almería, erstreckt sich ein ganzes Meer an Plastikplanen. Auf 28.000 Hektar stehen hier so viele Gewächshäuser wie in keiner anderen Region in Europa – und das, ausgerechnet auf einem ausgewiesenen "Natura 2000 Schutzgebiet".
Jeder Schritt von Paco Toledano in der ebenen, kahlen Mondlandschaft wirbelt roten Staub auf. Der Sprecher der andalusischen Umweltschutzgruppe "Ecologistas en Acción" läuft durch eine riesige Baustelle in der nördlich von Almería gelegenen Sierra de Alhamilla. Maschinen haben die Spitzen der kleinen Berge gekappt. Mit dem Material haben sie die Ramblas aufgefüllt - trockene Flussbette, die nach der Regenzeit im Frühjahr zu grünen Oasen werden. Daraus ist jetzt eine enorme platte Landschaft entstanden, auf der nun Treibhäuser errichtet werden. In Sichtweite wird schon geerntet:
Das hier ist also ein "Gebiet Europäischen Gemeinschaftlichen Interesses". Ein geschützer Lebensraum. Alles kaputt. Und dann dieser Umgang mit dem Müll, dort oben am Treibhaus, Abfall aus der Gemüseproduktion: Plastik und Pflanzenreste. Das landet dann irgendwann alles in dem trockenen Flussbett und wird zugeschüttet. Das ist alles illegal.
Eigentlich gehört die Sierra Alhamilla zum Europäischen Schutzgebietsnetz "Natura 2000". Baugenehmigungen gab's hier nie. Trotzdem unternahm nie jemand etwas gegen den Raubbau. Die Treibhäuser an der spanischen Mittelmeerküste fressen sich in die Berge. Auf Empörung stößt das nur bei der kleinen Umweltschutzgruppe von Paco Perez:
Das Einzige, was die Leute interessiert, ist Geld. Sie können sich heute eine zweite Wohnung am Meer kaufen und im besten Restaurant in Almería speisen. Alle vier Jahre wählen sie dann die Komplizen dessen, was hier geschieht, in die Parlamente. Und so werden weiter Gewächshäuser ohne Baugenehmigung errichtet, Golfplätze und neue Ferienwohnungen.
Der Hof von Lola Gómez in El Ejido im Süden Almerías ist ein bescheidener Familienbetrieb. Aber ihre Tomaten, Paprika und Gurken sind Produkte einer computergesteuerten High-Tech-Anlage. Eine Luftschleuse am Eingang soll von den sensiblen Pflanzen Kranheitserreger fern halten – und auch Schädlinge. Spanische Landwirte stehen im Ruf, besonders großzügig mit der chemischen Keule umzugehen. Lola Gómez bekräftigt dagegen, längst andere Methoden einzusetzen. Gelbe Plastikschilder im Treibhaus sind mit einer klebrigen Masse überzogen. Zahlreiche Insekten sind in die Falle gegangen:
Diese weiße Mücke ist unser größter Feind. Sie überträgt Virusinfektionen auf die Pflanzen. Wir bekämpfen sie mit pflanzlicher Seife, die sich auf den Flügeln festsetzt, aber keine Rückstände in der Frucht hinterlässt. Gegen die Eier setzen wir einen Pilz ein. Dieser Pilz erstickt die Eier. Das funktioniert immer besser.
Das gerade bei den Tomaten eingesetzte Mittel sei ein unbedenkliches Knoblauchextrakt, dass die Schädlinge abweise. Neben Knoblauch setze sie auch Oregano und ein indisches Öl ein, das die Ausbildung des Chitinpanzers von Schadinsekten verhindere. Und trotzdem ist ihr Hof ein konventioneller:
Niemand soll denken, wie toll sind die Leute aus Almería. Nein, die Konsumenten fordern seit 20 Jahren immer bessere Produkte. Wer heute die EU-Qualitätsnormen nicht erfüllt, verkauft schlicht nichts. Der Druck der Kontrollen nahm immer mehr zu. Mit den Giften von vor 15 Jahren können wir einfach nicht mehr arbeiten.
Die Kooperative von Lola Gómez, der mehr als 80 Erzeuger angehören, hat eines der größten Labors Spaniens und untersucht mehr als 9.000 Proben im Jahr. Etwa fünf Prozent der Proben muss beanstandet werden.
Fragt man bei deutschen Labors nach, ist das Ergebnis allerdings ernüchternd. Das Chemische und Veterinäruntersuchungsamt Baden Württembergs untersucht regelmäßig Paprika aus den Regalen deutscher Lebensmittelmärkte. Mehr als die Hälfte der spanischen Paprika verletzen die Höchstmengengrenzwerte für Pflanzenschutzmittel. Der Grund für die unterschiedlichen Ergebnisse: Die Europäische Union hat es noch nicht geschafft, die Richtlinien zum Gebrauch von Pflanzenschutzmitteln zu vereinheitlichen. Zwar arbeitet sie schon seit 1993 daran, doch das Ergebnis soll erst im Jahr 2007 vorliegen.
Jeder Schritt von Paco Toledano in der ebenen, kahlen Mondlandschaft wirbelt roten Staub auf. Der Sprecher der andalusischen Umweltschutzgruppe "Ecologistas en Acción" läuft durch eine riesige Baustelle in der nördlich von Almería gelegenen Sierra de Alhamilla. Maschinen haben die Spitzen der kleinen Berge gekappt. Mit dem Material haben sie die Ramblas aufgefüllt - trockene Flussbette, die nach der Regenzeit im Frühjahr zu grünen Oasen werden. Daraus ist jetzt eine enorme platte Landschaft entstanden, auf der nun Treibhäuser errichtet werden. In Sichtweite wird schon geerntet:
Das hier ist also ein "Gebiet Europäischen Gemeinschaftlichen Interesses". Ein geschützer Lebensraum. Alles kaputt. Und dann dieser Umgang mit dem Müll, dort oben am Treibhaus, Abfall aus der Gemüseproduktion: Plastik und Pflanzenreste. Das landet dann irgendwann alles in dem trockenen Flussbett und wird zugeschüttet. Das ist alles illegal.
Eigentlich gehört die Sierra Alhamilla zum Europäischen Schutzgebietsnetz "Natura 2000". Baugenehmigungen gab's hier nie. Trotzdem unternahm nie jemand etwas gegen den Raubbau. Die Treibhäuser an der spanischen Mittelmeerküste fressen sich in die Berge. Auf Empörung stößt das nur bei der kleinen Umweltschutzgruppe von Paco Perez:
Das Einzige, was die Leute interessiert, ist Geld. Sie können sich heute eine zweite Wohnung am Meer kaufen und im besten Restaurant in Almería speisen. Alle vier Jahre wählen sie dann die Komplizen dessen, was hier geschieht, in die Parlamente. Und so werden weiter Gewächshäuser ohne Baugenehmigung errichtet, Golfplätze und neue Ferienwohnungen.
Der Hof von Lola Gómez in El Ejido im Süden Almerías ist ein bescheidener Familienbetrieb. Aber ihre Tomaten, Paprika und Gurken sind Produkte einer computergesteuerten High-Tech-Anlage. Eine Luftschleuse am Eingang soll von den sensiblen Pflanzen Kranheitserreger fern halten – und auch Schädlinge. Spanische Landwirte stehen im Ruf, besonders großzügig mit der chemischen Keule umzugehen. Lola Gómez bekräftigt dagegen, längst andere Methoden einzusetzen. Gelbe Plastikschilder im Treibhaus sind mit einer klebrigen Masse überzogen. Zahlreiche Insekten sind in die Falle gegangen:
Diese weiße Mücke ist unser größter Feind. Sie überträgt Virusinfektionen auf die Pflanzen. Wir bekämpfen sie mit pflanzlicher Seife, die sich auf den Flügeln festsetzt, aber keine Rückstände in der Frucht hinterlässt. Gegen die Eier setzen wir einen Pilz ein. Dieser Pilz erstickt die Eier. Das funktioniert immer besser.
Das gerade bei den Tomaten eingesetzte Mittel sei ein unbedenkliches Knoblauchextrakt, dass die Schädlinge abweise. Neben Knoblauch setze sie auch Oregano und ein indisches Öl ein, das die Ausbildung des Chitinpanzers von Schadinsekten verhindere. Und trotzdem ist ihr Hof ein konventioneller:
Niemand soll denken, wie toll sind die Leute aus Almería. Nein, die Konsumenten fordern seit 20 Jahren immer bessere Produkte. Wer heute die EU-Qualitätsnormen nicht erfüllt, verkauft schlicht nichts. Der Druck der Kontrollen nahm immer mehr zu. Mit den Giften von vor 15 Jahren können wir einfach nicht mehr arbeiten.
Die Kooperative von Lola Gómez, der mehr als 80 Erzeuger angehören, hat eines der größten Labors Spaniens und untersucht mehr als 9.000 Proben im Jahr. Etwa fünf Prozent der Proben muss beanstandet werden.
Fragt man bei deutschen Labors nach, ist das Ergebnis allerdings ernüchternd. Das Chemische und Veterinäruntersuchungsamt Baden Württembergs untersucht regelmäßig Paprika aus den Regalen deutscher Lebensmittelmärkte. Mehr als die Hälfte der spanischen Paprika verletzen die Höchstmengengrenzwerte für Pflanzenschutzmittel. Der Grund für die unterschiedlichen Ergebnisse: Die Europäische Union hat es noch nicht geschafft, die Richtlinien zum Gebrauch von Pflanzenschutzmitteln zu vereinheitlichen. Zwar arbeitet sie schon seit 1993 daran, doch das Ergebnis soll erst im Jahr 2007 vorliegen.