Normalerweise verstecken sich HIV-Erreger in den weißen Blutkörperchen und fügen ihre Gene in das Erbgut der Wirtszelle ein. Damit sind sie für das Immunsystem nicht mehr erreichbar. Nicht so bei Tre, einer Rekombinase beziehungsweise einem Enzym, das Dr. Frank Buchholz am Max-Planck Institut für Molekulare Zellbiologie und Genetik in Dresden in dreijähriger Arbeit entwickelte. Buchholz:
"Die Tre-Rekombinase erkennt eine Sequenz, wie sie im HIV-Genom vorkommt, und kann damit einen integrierten Virus, der sich im Wirtsgenom eingeschmuggelt hat, wieder rausschneiden."
Die gefürchtete genetische Variabilität des Virus spielt hier keine Rolle. Denn die beiden endständigen Gen-Sequenzen, an denen die molekulare Schere "Tre" angreift, werden von dem Aids-Virus tunlichst nicht verändert, weil es lebenswichtige Funktionsgene sind. Egal also, wie HIV mutiert, Tre findet es immer. Nach dem Herausschneiden wird das freigesetzte DNA-Molekül von der Zelle einfach verdaut. Die DNA der Wirtszelle bleibt intakt. Obwohl bislang nur Versuche in der Petrischale existieren, entwickelt Professor Joachim Hauber vom Hamburger Heinrich-Pette-Institut therapeutische Strategien. Hauber:
"Der Weg, den man wählen muss, ist eine sogenannte "somatische Gentherapie". Das bedeutet, dass Patienten Blut entnommen wird, die blutbildenden Stammzellen daraus isoliert werden. Im Labor, im Reagenzglas der Bauplan für die Tre eingebracht wird, und dann dem Patienten seine eigenen, genetisch veränderten Blutzellen wieder zurückgegeben werden."
Das Szenario geht davon aus, dass nach und nach immer mehr genetisch veränderte Immunzellen heranwachsen und das Blutsystem auf diese Weise erneuern. Letzte, im Körper verbliebene HIV-infizierte Zellen sterben aus oder sie werden durch das neu erstarkte Immunsystem vernichtet. Ob diese Rechnung aufgeht, ist die große Frage. Immunzellen können sich nämlich über lange Zeit in sogenannten "stillen Reservoirs" verstecken. Nicht auszudenken, wenn es sich dabei um HIV-infizierte Zellen handelt. Hauber:
"Man kann nicht davon ausgehen, ob es wirklich gelingen wird, einen Patienten wirklich komplett HIV-frei zu bekommen. Da muss man sehr vorsichtig sein. Die Hoffnung ist eben, dass ein Patient wirklich ein relativ normales Leben führen kann, ohne zuviel Medikamente zu sich nehmen zu müssen."
Wenn die Gentherapie dazu führt, dass die nebenwirkungsreichen HIV-Präparate wenigstens für einige Zeit abgesetzt oder gedrosselt werden können, wäre vielen Patienten schon geholfen, so der Mikrobiologe. Offen ist die Frage, ob die genetisch veränderten Zellen ihrerseits Nebenwirkungen erzeugen. Dr. Frank Buchholz hofft gleichwohl auf einen Durchbruch in der HIV-Therapie:
"Ich denke mal, vorsichtiger Optimismus ist angesagt. Ob’s dann wirklich klappt, ist noch mal eine andere Sache, aber ich denke mal, wir haben jetzt den Grundstein dafür gelegt, um zu schauen, ob wir das nicht wirklich schaffen, um wirklich mal HIV heilbar zu machen."
Heilen von HIV? Die Erwartungen sind zwar hoch. Noch aber steckt alles in der Grundlagenforschung. Bisher gab es nicht einmal Tierexperimente, geschweige denn Versuche mit menschlichen Patienten. In frühestens zehn Jahren – so die Forscher – könnte eine Therapie zur Verfügung stehen. Vorausgesetzt, dass keine gravierenden Nebenwirkungen erkennbar werden und die Methode nicht nur im Reagenzglas funktioniert. Eines ist gewiss. Die Gentherapie mit Tre dürfte die heute schon hohen HIV-Behandlungskosten noch einmal erheblich verteuern. Unerschwinglich für Afrika, wo immer noch die meisten Patienten sterben.
"Die Tre-Rekombinase erkennt eine Sequenz, wie sie im HIV-Genom vorkommt, und kann damit einen integrierten Virus, der sich im Wirtsgenom eingeschmuggelt hat, wieder rausschneiden."
Die gefürchtete genetische Variabilität des Virus spielt hier keine Rolle. Denn die beiden endständigen Gen-Sequenzen, an denen die molekulare Schere "Tre" angreift, werden von dem Aids-Virus tunlichst nicht verändert, weil es lebenswichtige Funktionsgene sind. Egal also, wie HIV mutiert, Tre findet es immer. Nach dem Herausschneiden wird das freigesetzte DNA-Molekül von der Zelle einfach verdaut. Die DNA der Wirtszelle bleibt intakt. Obwohl bislang nur Versuche in der Petrischale existieren, entwickelt Professor Joachim Hauber vom Hamburger Heinrich-Pette-Institut therapeutische Strategien. Hauber:
"Der Weg, den man wählen muss, ist eine sogenannte "somatische Gentherapie". Das bedeutet, dass Patienten Blut entnommen wird, die blutbildenden Stammzellen daraus isoliert werden. Im Labor, im Reagenzglas der Bauplan für die Tre eingebracht wird, und dann dem Patienten seine eigenen, genetisch veränderten Blutzellen wieder zurückgegeben werden."
Das Szenario geht davon aus, dass nach und nach immer mehr genetisch veränderte Immunzellen heranwachsen und das Blutsystem auf diese Weise erneuern. Letzte, im Körper verbliebene HIV-infizierte Zellen sterben aus oder sie werden durch das neu erstarkte Immunsystem vernichtet. Ob diese Rechnung aufgeht, ist die große Frage. Immunzellen können sich nämlich über lange Zeit in sogenannten "stillen Reservoirs" verstecken. Nicht auszudenken, wenn es sich dabei um HIV-infizierte Zellen handelt. Hauber:
"Man kann nicht davon ausgehen, ob es wirklich gelingen wird, einen Patienten wirklich komplett HIV-frei zu bekommen. Da muss man sehr vorsichtig sein. Die Hoffnung ist eben, dass ein Patient wirklich ein relativ normales Leben führen kann, ohne zuviel Medikamente zu sich nehmen zu müssen."
Wenn die Gentherapie dazu führt, dass die nebenwirkungsreichen HIV-Präparate wenigstens für einige Zeit abgesetzt oder gedrosselt werden können, wäre vielen Patienten schon geholfen, so der Mikrobiologe. Offen ist die Frage, ob die genetisch veränderten Zellen ihrerseits Nebenwirkungen erzeugen. Dr. Frank Buchholz hofft gleichwohl auf einen Durchbruch in der HIV-Therapie:
"Ich denke mal, vorsichtiger Optimismus ist angesagt. Ob’s dann wirklich klappt, ist noch mal eine andere Sache, aber ich denke mal, wir haben jetzt den Grundstein dafür gelegt, um zu schauen, ob wir das nicht wirklich schaffen, um wirklich mal HIV heilbar zu machen."
Heilen von HIV? Die Erwartungen sind zwar hoch. Noch aber steckt alles in der Grundlagenforschung. Bisher gab es nicht einmal Tierexperimente, geschweige denn Versuche mit menschlichen Patienten. In frühestens zehn Jahren – so die Forscher – könnte eine Therapie zur Verfügung stehen. Vorausgesetzt, dass keine gravierenden Nebenwirkungen erkennbar werden und die Methode nicht nur im Reagenzglas funktioniert. Eines ist gewiss. Die Gentherapie mit Tre dürfte die heute schon hohen HIV-Behandlungskosten noch einmal erheblich verteuern. Unerschwinglich für Afrika, wo immer noch die meisten Patienten sterben.