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Generation Y
Traineeprogramm statt feste Stelle

Laut einer Studie der Unternehmensberatung Kienbaum möchten sich weniger als die Hälfte aller Hochschulabsolventen auf eine Stelle mit klaren Aufgaben bewerben. Die meisten finden Traineeprogramme oder ein Praktikum attraktiver.

Von Lars Krupp | 04.05.2015
    In einem Semester ist Marvin Reitze mit seinem Studium an der Uni Köln fertig. Er ist dann Betriebswirt und darf sich Master of Business Administration nennen. Was er nach seinem Abschluss machen will, weiß er noch nicht so genau.
    "Bei mir geht's gar nicht so ums Gehalt. Das Wichtige ist, dass der Job Spaß macht. Dass die Mitarbeiter in Ordnung sind."
    Deshalb will sich Marvin Reitze auch auf Traineeprogramme in großen Unternehmen bewerben. Dann würde er ganz unterschiedliche Bereiche kennenlernen, bekäme Fortbildungen und einen persönlichen Betreuer an die Seite gestellt.
    "Ich denke, man bekommt da schon einige Vorteile im Unternehmen, die einem verschiedene Möglichkeiten bieten. Wie zum Beispiel zusätzliche Fortbildungen. Dass man von einem erfahrenen Mitarbeiter für die Zeit des Traineeprogramms begleitet wird. Was sehr hilfreich ist und man auch noch was lernen kann."
    Er ist ein Beispiel für das, was sich laut einer Studie der Unternehmensberatung Kienbaum viele Absolventen wünschen. Anders als früher möchten sich laut der Studie weniger als die Hälfte aller Absolventen auf eine Stelle mit klaren Aufgaben bewerben. Die meisten finden Traineeprogramme oder ein Praktikum attraktiver. Für Erik Betkenhagen von Kienbaum hängt das auch damit zusammen, dass viele Absolventen erst Anfang 20 sind, wenn sie ihren Abschluss haben.
    "Generell ist gut wenn man generell einen bestimmten Reifegrad erreicht hat, wenn man in verantwortungsvollere Positionen kommt. Und ich glaube, das erkennen die Absolventen selber und möchten möglichst viel vom Unternehmen sehen, um dann für eine Fach- oder Spezialrichtung entscheiden zu können."
    Ein hohes Gehalt und eine unbefristete Stelle sind laut der Studie für viele Absolventen nicht so wichtig. Sie sind typische Vertreter der Generation Y, die nicht so richtig wissen, was sie wollen und sich alle Optionen offenhalten. Im Berufsleben wollen sich die Absolventen deshalb zuerst ausprobieren und erst später für eine feste Stelle entscheiden.
    "Es geht vielmehr darum, Freiraum zu haben, sich kreativ zu verwirklichen. Sich einzubringen. Sprich, nicht das sprichwörtliche Rädchen im Getriebe zu sein."
    Erik Betkenhagen hält Trainee-Programme deshalb für den idealen Berufseinstieg. Denn damit könnten Absolventen dahin gebracht werden wo sie hin wollen. Aber auch die Unternehmen profitieren von solchen Programmen, da sie ihre Mitarbeiter gut kennenlernen und künftige Führungskräfte genau auswählen können.
    "Je besser ich Jungeinsteigern zeige, was sie machen können, desto eher finden sie auch den idealen Weg was dann letztlich Einfluss? Auf den besten Output für das Unternehmen während der ganzen Karriere hat."
    Ein anderes Bild als das der Kienbaum Studie zeigt sich für das Team der Zentralen Evaluation von Studium und Lehre an der Uni Köln. Die Auswertung von tausenden Fragebögen hat ergeben, dass sich nur drei Prozent der Absolventen der Uni Köln für ein Trainee-Programm entschieden haben. Emilia Kmiotek-Meier von der Uni Köln meint deshalb, dass Traineeprogramme auch in Zukunft nicht für jeden interessant sind.
    "Ich glaube, das ist sehr Berufs- oder Studiengang abhängig. Und es kann sein, dass es Studiengänge gibt, für die dieser Weg am besten oder verbreitet wäre. Ich kann mir vorstellen, dass es unter Ökonomen der Fall sein könnte."
    Aber auch die Absolventenstudie der Uni Köln kommt zu dem Ergebnis, dass die Generation Y andere Ansprüche an das Berufsleben hat.
    "Sie wollen auf jeden Fall gefördert werden und interessante Arbeitsinhalte, das ist was großgeschrieben wird."
    Klar ist, dass Selbstverwirklichung für viele Absolventen an erster Stelle steht. Wie diese genau aussehen soll, wissen die Meisten aber noch nicht. Traineeprogramme sind ein erster Versuch von Unternehmen, mit denen sie auf eine neue Generation von Absolventen zugehen wollen.