500 Gene hat Stefan Schreiber ausfindig gemacht, die bei Morbus-Crohn-Patienten nicht das tun, was sie tun sollen. 500 Gene fielen dem Genetiker von der Universität Kiel auf, als er das Gewebe der Patienten untersuchte. Die meisten dieser Gene spielen eine Rolle in der komplizierten Steuerung der Immunantwort. Das schaffen sie aber offenbar nicht so gut wie bei gesunden Menschen. Stefan Schreiber wundert diese Erkenntnis nicht. Es passt zu dem, was er schon über den Morbus Crohn weiß:
" Wir haben mit dem Morbus Crohn eigentlich das typische Beispiel einer Krankheit, die zwar einen genetischen Hintergrund braucht, damit man sie kriegen kann, aber die trotzdem nicht geschieht, ohne dass man die entsprechenden Auslöser hat, die man nicht kennt und die irgendwo in unserem zivilisierten Lebensstil, also dem westlichen Lebensstil liegen. Es ist ganz klar so - sie können 100 Leute diesem Lebensstil aussetzen, aber davon werden nur 0,46 oder 0,3 Morbus Crohn bekommen, der Rest nicht. Und das wiederum hat etwas zu tun mit der Genetik, die steuert, wer nun das Risiko hat."
Der Angriff auf das Gewebe von Magen und Darm geht beim Morbus Crohn von der normalen Darmflora aus, also den Bakterien, die den Darm bei jedem gesunden Menschen besiedeln und bei der Verdauung unterstützen. Diese Bakterien dringen nun aus unbekannten Gründen in die Darmwand ein. Vielleicht liegt es daran, dass Stoffe in der Nahrung die Darmwand heute durchlässiger machen als früher. Vielleicht auch daran, dass die Darmflora sich heute anders zusammensetzt. Die meisten Menschen können sich gegen diesen Angriff wehren, aber beim Morbus Crohn sind die für die Verteidigung zuständigen Gene offenbar nicht aktiv genug.
" Wenn man jetzt einen Defekt hat in der Barriere, in der Verteidigung gegen fremd, dann kann es dazu kommen, dass sich Entzündungen entwickeln und wir nachher das haben, was der Kliniker als Morbus Crohn bezeichnet."
Ein einzelnes Gen hatten die Morbus Crohn Forscher auch bisher schon gekannt, das in sehr vielen Fällen bei der Entstehung der Krankheit eine Rolle spielt. Es hat zwei Namen, Card15 und Nod2 und ist in der Wand der Darmzellen, den so genannten Epithelzellen aktiv:
" Das ist ein kleiner Sensor, der in der Epithelzelle sitzt und der dann Alarm anmacht, wenn die Bakterienzelle in die Epithelzelle hineingeht. Also wir haben ganz normalerweise Bakterien im Stuhl und die wollen auch in den Körper hinein krabbeln. Aber wenn sie rein gekrabbelt sind in die Epithelzelle, dann sitzt da Nod2 und sagt: Halt, jetzt schalte ich eine Verteidigungsreaktion ein. Wenn dieses Nod2 defekt ist, dann funktioniert das nicht so gut und dann kriegen wir unkontrollierte Verteidigung, sprich Entzündungen. Soweit ist das verstanden."
Neuerdings werden Morbus-Crohn-Patienten deshalb nicht mehr mit Entzündungshemmern behandelt, sondern mit Substanzen, die die körpereigene Verteidigung stärken. Stefan Schreiber baut in Kiel eine große Gen-Datenbank auf und versäumt keine Gelegenheit, auf die Bedeutung dieser Daten für die Forschung hinzuweisen. Solche Daten haben ihm den neuesten Erfolg beschert und gäbe es mehr davon, dann könnte er auch beantworten, ob Patienten mit einem typischen Crohn-Patienten-Genprofil auch für andere so genannte Barriere-Krankheiten empfänglicher sind. Dazu gehören etwa die Schuppenflechte und Neurodermitis, bei denen Bakterien über die Barriere Haut in den Körper vordringen. Oder die Parodontose im Mund. Sind die Verteidigungssysteme generell lückenhaft, müssten sich solche Barriere-Krankheiten bei ein und denselben Patienten häufen. Doch für diesen Nachweis fehlen die Daten. Deshalb träumt Stefan Schreiber von zwar anonymen, aber doch gläsernen Patienten in einer Datenbank.
" Am schönsten wäre es natürlich, wenn wir ein Million Menschen hätten, von denen wir alles wüssten von Geburt bis zum Schluss. Das ist aber nicht der Fall - das zeigt aber, wie wichtig es ist, Biobanken zu haben, denn wenn Sie eine Medizin von Morgen machen wollen, dann müssen Sie diese Information haben, dann müssen Sie auch anfangen, unsere Medikamente, unsere Medizin neu zu organisieren entlang der wirklichen Krankheitsprozesse und nicht entlang eines Jahrtausende alten Konzepts, wo wir auf die Menschen drauf schauen und sagen: Du bist lungenkrank - Lungenfacharzt. Du bist hautkrank, Hautfacharzt. Das, denke ich mir, wird in Zukunft sicher anders sein. Sondern wir werden sagen: Da ist ein Barriereproblem. Den müssen wir zum Barrierespezialisten schicken."
Ein solches Barriere-Krankheitszentrum entsteht derzeit in Kiel.
" Wir haben mit dem Morbus Crohn eigentlich das typische Beispiel einer Krankheit, die zwar einen genetischen Hintergrund braucht, damit man sie kriegen kann, aber die trotzdem nicht geschieht, ohne dass man die entsprechenden Auslöser hat, die man nicht kennt und die irgendwo in unserem zivilisierten Lebensstil, also dem westlichen Lebensstil liegen. Es ist ganz klar so - sie können 100 Leute diesem Lebensstil aussetzen, aber davon werden nur 0,46 oder 0,3 Morbus Crohn bekommen, der Rest nicht. Und das wiederum hat etwas zu tun mit der Genetik, die steuert, wer nun das Risiko hat."
Der Angriff auf das Gewebe von Magen und Darm geht beim Morbus Crohn von der normalen Darmflora aus, also den Bakterien, die den Darm bei jedem gesunden Menschen besiedeln und bei der Verdauung unterstützen. Diese Bakterien dringen nun aus unbekannten Gründen in die Darmwand ein. Vielleicht liegt es daran, dass Stoffe in der Nahrung die Darmwand heute durchlässiger machen als früher. Vielleicht auch daran, dass die Darmflora sich heute anders zusammensetzt. Die meisten Menschen können sich gegen diesen Angriff wehren, aber beim Morbus Crohn sind die für die Verteidigung zuständigen Gene offenbar nicht aktiv genug.
" Wenn man jetzt einen Defekt hat in der Barriere, in der Verteidigung gegen fremd, dann kann es dazu kommen, dass sich Entzündungen entwickeln und wir nachher das haben, was der Kliniker als Morbus Crohn bezeichnet."
Ein einzelnes Gen hatten die Morbus Crohn Forscher auch bisher schon gekannt, das in sehr vielen Fällen bei der Entstehung der Krankheit eine Rolle spielt. Es hat zwei Namen, Card15 und Nod2 und ist in der Wand der Darmzellen, den so genannten Epithelzellen aktiv:
" Das ist ein kleiner Sensor, der in der Epithelzelle sitzt und der dann Alarm anmacht, wenn die Bakterienzelle in die Epithelzelle hineingeht. Also wir haben ganz normalerweise Bakterien im Stuhl und die wollen auch in den Körper hinein krabbeln. Aber wenn sie rein gekrabbelt sind in die Epithelzelle, dann sitzt da Nod2 und sagt: Halt, jetzt schalte ich eine Verteidigungsreaktion ein. Wenn dieses Nod2 defekt ist, dann funktioniert das nicht so gut und dann kriegen wir unkontrollierte Verteidigung, sprich Entzündungen. Soweit ist das verstanden."
Neuerdings werden Morbus-Crohn-Patienten deshalb nicht mehr mit Entzündungshemmern behandelt, sondern mit Substanzen, die die körpereigene Verteidigung stärken. Stefan Schreiber baut in Kiel eine große Gen-Datenbank auf und versäumt keine Gelegenheit, auf die Bedeutung dieser Daten für die Forschung hinzuweisen. Solche Daten haben ihm den neuesten Erfolg beschert und gäbe es mehr davon, dann könnte er auch beantworten, ob Patienten mit einem typischen Crohn-Patienten-Genprofil auch für andere so genannte Barriere-Krankheiten empfänglicher sind. Dazu gehören etwa die Schuppenflechte und Neurodermitis, bei denen Bakterien über die Barriere Haut in den Körper vordringen. Oder die Parodontose im Mund. Sind die Verteidigungssysteme generell lückenhaft, müssten sich solche Barriere-Krankheiten bei ein und denselben Patienten häufen. Doch für diesen Nachweis fehlen die Daten. Deshalb träumt Stefan Schreiber von zwar anonymen, aber doch gläsernen Patienten in einer Datenbank.
" Am schönsten wäre es natürlich, wenn wir ein Million Menschen hätten, von denen wir alles wüssten von Geburt bis zum Schluss. Das ist aber nicht der Fall - das zeigt aber, wie wichtig es ist, Biobanken zu haben, denn wenn Sie eine Medizin von Morgen machen wollen, dann müssen Sie diese Information haben, dann müssen Sie auch anfangen, unsere Medikamente, unsere Medizin neu zu organisieren entlang der wirklichen Krankheitsprozesse und nicht entlang eines Jahrtausende alten Konzepts, wo wir auf die Menschen drauf schauen und sagen: Du bist lungenkrank - Lungenfacharzt. Du bist hautkrank, Hautfacharzt. Das, denke ich mir, wird in Zukunft sicher anders sein. Sondern wir werden sagen: Da ist ein Barriereproblem. Den müssen wir zum Barrierespezialisten schicken."
Ein solches Barriere-Krankheitszentrum entsteht derzeit in Kiel.