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Genetischer Dürreschutz

Genetik. – Dürre ist in vielen Teilen der Erde einer der schlimmsten Feinde der Landwirtschaft. Bonner Pflanzengenetiker haben jetzt bei einer Wüstenpflanze ein Gen entdeckt, daß eventuell auch normale Nutzpflanzen vor Trockenschäden schützen kann.

    Myrothamnus flabellifolia hat ihren deutschen Namen Auferstehungspflanze zu Recht. Das Gewächs, das mit etwas Wasser satt grün mit fliederfarbenen Blüten aussieht, verwandelt sich bei Wassermangel in einen unansehnlichen Haufen zusammengerollter Blätter. Bekommt sie aber nur ein bißchen Wasser, zeigt sie sich wieder von der schönen Seite. Diese Eigenschaft interessierte die Bonner Pflanzengenetik-Professorin Dorothea Bartels vom Institut für Botanik. Wie diese Wiederauferstehung funktioniert, versucht sie herauszufinden: "Wir nehmen an, dass diese Pflanzen zum Teil Wassermoleküle ersetzen. Wassermoleküle bilden in den meisten Fällen eine Hülle um essentielle Moleküle oder auch Proteine wie Nukleinsäuren. Und wenn sie jetzt dieser Zelle das Wasser entziehen, dann kollabieren die essentiellen Moleküle und Nukleinsäuren. Und eine Vorstellung ist, dass die Proteine, die synthetisiert werden während des Austrocknens zum Teil die Funktion von Wassermolekülen übernehmen."

    Die Wissenschaftlerin hat ein Gen entdeckt, das den Bauplan für ein derartiges Schutzprotein enthält. Die Überraschung: Dasselbe Gen kommt auch bei der Ackerschmalwand vor, die die Lieblingspflanze der Genetiker ist. Doch die kann mit Trockenheit nicht besonders umgehen. Bartels’ Arbeitsgruppe entdeckte, daß das Gen hauptsächlich in den Samen aktiv ist. Wenn eine Pflanze erst einmal erwachsen ist, werden die Gene, die ihren Samen einst vor Austrocknung geschützt haben, einfach abgeschaltet. Aber das hat die Bonner Forscherin in der Modellpflanze Ackerschmalwand nun verhindern können, indem sie dem Trockengen einen Verstärker vorgeschaltet hat. Dadurch war dieses Gen dann auch in der erwachsenen Ackerschmalwand aktiv und die Pflanze damit zumindest teilweise gegen Austrocknung geschützt. Die Forscher streben jetzt an, eine trockenresistente Nutzpflanze zu erzeugen, bei der allerdings mehr als ein Gen eingebaut werden müßte. Diese Pflanze wäre mit Sicherheit kleiner als ihre weniger robusten Verwandten. Die Erträge wären geringer als bei Normalpflanzen mit ausreichender Wasserversorgung, aber wesentlich höher als bei einem Dürreschaden.

    [Quelle: Kristin Raabe]