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Genfood - eine saubere Sache?

Biotechnologie. - In Washington feiert derzeit die Biotechnology Industry Organisation (BIO) ihr zehnjähriges Bestehen. Der Industrieverband begann als Verein optimistischer Start-up-Unternehmen und ist inzwischen zu einer starken Lobby gereift, in der 1100 Firmen organisiert sind. Auf ihrer Jahrestagung versuchen die Unternehmen, ihre politischen Forderungen beispielsweise nach Freigabe von gentechnisch veränderten Lebensmitteln wissenschaftlich zu untermauern.

    Als Industriezweig müsse man die Kunst der Politik genauso beherrschen wie die Wissenschaft, sagte der BIO-Präsident Carl Feldbaum zum Auftakt der Jahrestagung am Dienstag. Damit spielte er auf die Lobbyarbeit an, die sein Verband unter anderem im Handelsstreit um gentechnisch veränderte Lebensmittel mit der EU führt. So unterstützt BIO eine Klage dazu vor der Welthandelorganisation, sagt Lisa Dry, Sprecherin der Industrievereinigung: "Wir hätten das gerne diplomatisch gelöst, anstatt zu klagen. Doch die Kunden unserer Mitglieder sind die Soja- und Mais-Farmer, und die wollen, dass sich etwas bewegt. Der europäische Markt ist für sie blockiert." Die EU lehnt den Import als Vorsichtsmaßnahme angesichts möglicher Gefahren von Gen-Lebensmitteln ab. Ob solche Gefahren bestehen, ist umstritten. Professor Klaus Ammann, Leiter des Botanischen Gartens von Bern, hat Studien zu den ökologischen Folgen des Genfood-Anbaus in einem Bericht zusammengefasst - darunter Arbeiten zu den Folgen des Bt-Maisanbaus für den Monarchfalter in Nordamerika. Mit Hilfe der Gentechnik ist beim Bt-Mais die Schädlingsresistenz verbessert worden.

    Vor rund vier Jahren waren in Laborversuchen Monarchfalterlarven, die ausschließlich Bt-Mais zu fressen bekamen, früh gestorben. Ammann fand heraus: "Die insgesamt sechs Studien zeigen in verschiedenster Art und Weise, dass die Monarchlarven nicht in dem Maße geschädigt werden - nur ganz leicht tangiert -, wie das in den Labor-Zwangsverfütterungsstudien der Fall ist." In der freien Natur waren die Sterbensraten also nicht außergewöhnlich hoch. Nach Ansicht des Berner Botanikers kann sich der verminderte Herbizideinsatz auch positiv auf die Biodiversität auswirken: "Die Fauna und Flora wird sich schon verändern, aber sie wird nicht kleiner werden. Es basiert auf Felduntersuchungen, die zeigen, dass die Fauna und die Flora gar nicht derart leiden, außer natürlich den Zielorganismen, die man mit einer bestimmten Strategie weg haben will." Die Studien wurden zwar zumeist von der Industrie finanziert, dennoch seien sie wissenschaftlich fundiert, so Ammanns Ansicht.

    [Quelle: Grit Kienzlen]