Dass die Ergebnisse kommen würden, war klar. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis einer der beiden gut erhaltenen Neandertalerknochen aus Kroatien und Deutschland das Erbgut des Neandertalers preisgeben würde. Das Rennen hat jetzt der Knochen aus der kroatischen Vindija-Höhle gemacht, von dem erstaunlich viel zelluläres Erbgut erhalten geblieben ist, sagt der Paläogenetiker Eddy Rubin aus dem kalifornischen Berkeley.
"Mich hat es überrascht, dass die Methode so gut funktioniert, zumal wenn man bedenkt, was da alles in der Höhle in den knapp 40.000 Jahren auf dem Knochen gewachsen ist. Erstaunlicherweise hat aber ein Teil des Neandertalergenoms diese Zeit überstanden. Und wir sind nun in der Lage, diese genetischen Informationen zu gewinnen und bald auch das vollständige Genom des Neandertalers zu rekonstruieren."
Seit wenigen Monaten erst steht den Paläogenetikern eine neue Methode zur Verfügung, mit der sie sämtliches Erbgut aus dem alten Knochen herausholen können. Immerhin sechs Prozent der Gendaten waren reine Neandertaler-DNA, der Rest Pilze und Bakterien, die den Knochen nach dem Tod des Neandertalers besiedelt haben. Mit einem so klaren und schnellen Ergebnis hatte Svante Pääbo vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzignicht gerechnet.
"Wirklich spannend dabei finde ich, dass wir zeigen konnten, dass es eben möglich ist, das Genom des Neandertalers zu sequenzieren, wie das bereits beim Menschen und Schimpansen gemacht wurde. Nun haben wir sogar Daten, die darauf hindeuten, dass der letzte gemeinsame Vorfahre von uns und dem Neandertaler aus einer sehr kleinen Gruppe stammt, die etwa vor 500.000 Jahren in Afrika gelebt hat."
Um das herauszubekommen, haben die Forscher jetzt die Gendaten von Neandertaler und Homo sapiens übereinander gelegt. Mittels einer so genannten molekularen Uhr, die die genetischen Unterschiede in Zeiträume umrechnet, sahen sie, dass sich aus dem letzten gemeinsamen Vorfahren in den folgenden Jahrtausenden die beiden verschiedenen Menschenformen entwickelt haben. Die endgültige Trennung datieren die Genetiker jetzt auf 370.000 Jahre vor heute.
"Erstaunt hat mich, dass der letzte gemeinsame Vorfahre von Neandertaler und modernem Menschen gar nicht so weit zurückliegt. Zudem deutet einiges darauf hin, dass es später noch genetische Einflüsse vom modernen Menschen bei den Neandertalern gegeben hat und nicht andersherum."
Und das ist ein völlig neuer Denkansatz. Bislang gingen die meisten Forscher davon aus, dass wir möglicherweise noch Neandertalergene in uns tragen, aber nie, dass der
Neandertaler Gene vom modernen Menschen in sich trug. Diese ersten Ergebnisse basieren aber nur auf Hochrechnungen und statistischen Modellen. Dafür reichen die eine Million bekannter Basenpaare des Neandertalergenoms aus, obwohl dies nur ein Bruchteil des vollständigen Neandertalererbguts ist. Das liegt bei rund drei Milliarden Basenpaaren.
Viel schwieriger ist es nun, die einzelnen Genabschnitte aus dem Knochen richtig zu analysieren. Der Paläogenetiker Eddy Rubin will jetzt die einzelnen Gene auf ihre Funktion untersuchen, um herauszubekommen, auf welche Weise die Neandertaler denken und sprechen konnten. Da in den kommenden Monaten noch weitere Datenmengen von dem kroatischen Neandertalerknochen erwartet werden, ist Eddy Rubin mit seinen Interpretationen noch etwas vorsichtig, aber eins steht für ihn schon fest.
"Das ist erst der Anfang der genetischen Untersuchungen am Neandertaler, weil wir jetzt das nukleäre Erbgut untersuchen können. Damit wird sich die ganze Anthropologie verändern, weil wir jetzt alle bekannten Neandertalerfunde mit dieser Methode genetisch untersuchen können und dann mit Millionen von Basenpaaren in eine neue Ära von Untersuchungen, Theorien und Hypothesen vorstoßen können."
Spätestens dann sollen die letzten Fragen, die der Neandertaler in den 150 Jahren seit seiner Entdeckung noch offen gelassen hat, geklärt werden können.
"Mich hat es überrascht, dass die Methode so gut funktioniert, zumal wenn man bedenkt, was da alles in der Höhle in den knapp 40.000 Jahren auf dem Knochen gewachsen ist. Erstaunlicherweise hat aber ein Teil des Neandertalergenoms diese Zeit überstanden. Und wir sind nun in der Lage, diese genetischen Informationen zu gewinnen und bald auch das vollständige Genom des Neandertalers zu rekonstruieren."
Seit wenigen Monaten erst steht den Paläogenetikern eine neue Methode zur Verfügung, mit der sie sämtliches Erbgut aus dem alten Knochen herausholen können. Immerhin sechs Prozent der Gendaten waren reine Neandertaler-DNA, der Rest Pilze und Bakterien, die den Knochen nach dem Tod des Neandertalers besiedelt haben. Mit einem so klaren und schnellen Ergebnis hatte Svante Pääbo vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzignicht gerechnet.
"Wirklich spannend dabei finde ich, dass wir zeigen konnten, dass es eben möglich ist, das Genom des Neandertalers zu sequenzieren, wie das bereits beim Menschen und Schimpansen gemacht wurde. Nun haben wir sogar Daten, die darauf hindeuten, dass der letzte gemeinsame Vorfahre von uns und dem Neandertaler aus einer sehr kleinen Gruppe stammt, die etwa vor 500.000 Jahren in Afrika gelebt hat."
Um das herauszubekommen, haben die Forscher jetzt die Gendaten von Neandertaler und Homo sapiens übereinander gelegt. Mittels einer so genannten molekularen Uhr, die die genetischen Unterschiede in Zeiträume umrechnet, sahen sie, dass sich aus dem letzten gemeinsamen Vorfahren in den folgenden Jahrtausenden die beiden verschiedenen Menschenformen entwickelt haben. Die endgültige Trennung datieren die Genetiker jetzt auf 370.000 Jahre vor heute.
"Erstaunt hat mich, dass der letzte gemeinsame Vorfahre von Neandertaler und modernem Menschen gar nicht so weit zurückliegt. Zudem deutet einiges darauf hin, dass es später noch genetische Einflüsse vom modernen Menschen bei den Neandertalern gegeben hat und nicht andersherum."
Und das ist ein völlig neuer Denkansatz. Bislang gingen die meisten Forscher davon aus, dass wir möglicherweise noch Neandertalergene in uns tragen, aber nie, dass der
Neandertaler Gene vom modernen Menschen in sich trug. Diese ersten Ergebnisse basieren aber nur auf Hochrechnungen und statistischen Modellen. Dafür reichen die eine Million bekannter Basenpaare des Neandertalergenoms aus, obwohl dies nur ein Bruchteil des vollständigen Neandertalererbguts ist. Das liegt bei rund drei Milliarden Basenpaaren.
Viel schwieriger ist es nun, die einzelnen Genabschnitte aus dem Knochen richtig zu analysieren. Der Paläogenetiker Eddy Rubin will jetzt die einzelnen Gene auf ihre Funktion untersuchen, um herauszubekommen, auf welche Weise die Neandertaler denken und sprechen konnten. Da in den kommenden Monaten noch weitere Datenmengen von dem kroatischen Neandertalerknochen erwartet werden, ist Eddy Rubin mit seinen Interpretationen noch etwas vorsichtig, aber eins steht für ihn schon fest.
"Das ist erst der Anfang der genetischen Untersuchungen am Neandertaler, weil wir jetzt das nukleäre Erbgut untersuchen können. Damit wird sich die ganze Anthropologie verändern, weil wir jetzt alle bekannten Neandertalerfunde mit dieser Methode genetisch untersuchen können und dann mit Millionen von Basenpaaren in eine neue Ära von Untersuchungen, Theorien und Hypothesen vorstoßen können."
Spätestens dann sollen die letzten Fragen, die der Neandertaler in den 150 Jahren seit seiner Entdeckung noch offen gelassen hat, geklärt werden können.