"Sie wollen wissen, ob ich an unterirdische Polizei und Wichtelverschwörungen und Tunnelzwerge glaube? Nein – tue ich nicht!"
Aber Butler wird von seinem Chef Artemis Fowl eines besseren belehrt:
"Alles, was Sie über unseren Planeten zu wissen glauben, wird sich gleich ändern.
Wir Menschen sind nicht die einzigen intelligenten Wesen auf der Erde. Ja, nicht einmal die fortschrittlichsten…"
"Esse isse wirklische unglaublische: Wir haben Raumschiffe zu die anderre Plannete geschickte, ma wir haben keine Ahnunge, was unter unseren Füßen liegt."
Der Italiener Dr. Giovanni Zito, ein umweltbegeisterter Milliardär steckt sein ganzes Geld in eine Sonde, die zum Erdkern vordringen soll. Was ihm allerdings entgangen ist: Die Wichtelin Opal Koboi hat ihn per Hypnose zu ihrem willigen Werkzeug gemacht. Und sie will nur eines ....
"Weltherrschaft... Sie sagen das, als wäre sie unerreichbar. Der erste Schritt ist ein Kinderspiel. Dazu brauche ich nur die Menschen mit dem Erdvolk zusammenzubringen. Es wird einen Krieg geben und ich werde den Menschen die nötigen Waffen zur Verfügung stellen, damit sie gewinnen. Und damit werde ich natürlich die mächtigste Person in dem Volk."
Opel Koboi, ein von Schönheitschirurgen zum unschuldigen Schulmädchen umoperiertes, hyperintelligentes Wichtelwesen, kämpft gegen die Macht des Guten. Aber die ist – mit dem Centauren Foaly als Technik- Mastermind – ziemlich gut gerüstet. Foalys Handfeuerwaffe Neutrino 3000, deren Schüsse die Augäpfel des Gegners austrocknen und seine Tarnanzüge mit integriertem Hubschrauber, die überdies stoß- und radarneutral sind, na ... auf die ist bestimmt die Mannschaft von Star Wars neidisch...
"und das Ganze ist, ohne mich loben zu wollen, ein wirklich cooles Stück Technik (wieher)"
Wie im wahren Leben kommt es auch bei Colfer nicht nur auf arrivierte Technik an. Auch die traditionellen Fähigkeiten hungriger und furzender Zwerge sind gefragt. So gewinnt Mulch Diggums durch seine Wühlarbeiten manchen Punkt in der wilden Jagd auf Opal Koboi, obwohl zeitweise Zweifel an seiner charakterlichen Eignung bestehen. Hat ihm doch ein Schullehrer einst attestiert ...
"Du hast en Prachtkiefer unnen Prachthintern. Ich hab noch nie einen gesehen, der das Zeug so rauspumpen kann wie du. Aber dir fehlt der Biss und das ist es, was zählt."
Soweit das Arsenal der wichtigsten Figuren aus dem neuesten Artemis Fowl.
Um noch ein wenig Rahmenhandlung nachzuliefern: Das junge irische Verbrechergenie ist gerade dabei, eines der am besten gesicherten Gemälde aus dem Safe einer Bank zu stehlen, da gerät Erdland in äußerste Gefahr. Denn die Verbrecherin Opal Koboi ist den Wächtern der Argon-Klinik entkommen, wo sie über ein Jahr in einer streng gesicherten Hängematte ihre Strafe verbüßte. Mit ein paar gedungenen Schurken, viel Technik und noch mehr Wut begibt die Wichtelin sich auf einen alles vernichtenden Rachefeldzug.
Zwei fast gleichermaßen geniale Gegenspieler hat Eoin Colfer da aufgebaut, und die bekriegen sich derart phantastisch, dass artverwandte Computerspiele wie World of Warcraft, Crusader oder Counterstrike ziemlich blass und tappsig daneben wirken. Was Colfer alles auffährt: Eine Biobombe mit acht separaten Triebwerken, tötliche Raketen, die ihr Opfer zur Not auch im Bett aufspüren, ein Showdown in einem Zoo voller Mördertrolle, ein weiterer mit superschnellen unterirdischen und natürlich waffenstarrenden Fahrzeugen – Colfer bringt all das in perfekter Auflösung und Farbgebung mit natürlichen Bewegungsabläufen auf die Leinwand unserer Imagination. Verwunderlich allerdings, dass er davon spricht, mit seinem High-Tech-Märchen an die Tradition irischer Mythen anzuknüpfen.
"Das ganze Konzept von Artemis Fowl beruht auf einem alten Volksmärchen. Es gibt hunderte solcher Märchen, die auf die gleiche Art und Weise beginnen. Und zwar folgendermaßen (leiert herunter): Da ist’n irischer Junge, der weiß: Fange ich den Kobold, gehört der Goldschatz mir.
Und das ist im Prinzip auch der Anfang von Artemis Fowl. Der junge Artemis weiß, dass er das Gold bekommt, wenn er eine Fee fängt. Ich habe im Prinzip nur diese alte Geschichte genommen und sie für die Leserschaft des neuen Jahrtausends ein wenig fit gemacht."
Und zwar dergestalt, dass die Artemis-Fowl-Serie besonders für Jungs ab 10 attraktiv ist. Colfer treibt die Handlung atemberaubend schnell vorwärts, er bringt eine Menge lustiger Dialoge unter, der Plot ist komplex, die Figuren zwar comicartig überzeichnet, jedoch originell und nie klischeehaft. Der 37-jährige Ire weiß, was junge Leser wollen. Er hat seine Zielgruppe jahrelang und weltweit studiert. Eoin Colfer war bis vor sieben Jahren Englischlehrer zuhause auf der grünen Insel, in Italien, Tunesien und Saudi Arabien.
"Ich bekam mit, wie sie dachten. Insbesondere, dass sie es hassten, wenn die Erwachsenen über sie sagten: Ach, das sind doch nur Kinder! Dass sie respektiert und auf intelligente Art und Weise angesprochen werden wollten. Ich glaube, jeder populäre Autor hat genau diese Lektion sehr genau gelernt: Kinder genauso wichtig zu nehmen wie Erwachsene. Und keine Naivität und falsche Kindlichkeit in die Bücher zu bringen. Als Jugendbuchautor sollte man sich eigentlich sagen: Dieses Buch schreibe ich für Erwachsene."
Vielleicht ein Grund, dass sämtliche vier Artemis-Fowl Abenteuer sich monatelang auch auf der SPIEGEL-Bestsellerlisten hielten. Ganz ähnlich wie Harry Potter.
Eoin Colfer allerdings scheint trotzdem besorgt.
""Im Moment sind meine Bücher sehr populär. Und wenn ich nun noch fünf Jahre hart arbeite, dann habe ich ein wenig für meine Familie vorgesorgt. Möglicherweise bin ich ja in fünf Jahren nicht mehr so gefragt.
Artemis Fowl ist mein Block Buster. Und wenn ich vielleicht in zwei Jahren mit dieser Serie abschließe, dann weiß ich wirklich nicht, ob ich mit einer anderen Figur auch erfolgreich sein kann. Denn schreiben ist eine Sportart mit ungewissem Ausgang. Meine Frau und ich haben lange darüber geredet: Soll ich bleiben oder soll ich reisen? Und wir haben beschlossen, dass ich fünf Jahre lang so viel für Artemis Fowl tue wie ich für nötig halte. Und nach diesen fünf Jahren setzen wir uns wieder hin und halten erneut Familienrat.... It’s just economics.”"
Artemis Fowl, der sofort bei Erscheinen von Band eins zum allerdings bösen Brüderchen von Harry Potter ausgerufen wurde, hat inzwischen eine tief greifende Wandlung durchgemacht. Vom fiesen, egoistischen, aber genialen Ganoven und Anti-Helden, der stets das Familienmotto AURUM POTESTAS EST / Gold ist Macht! hoch hält, ist er zum Feind der fiesen, egoistischen Ganoven geworden, eine Art High-Tech Robin Hood, der Gunst und Geld den Feen, Kobolden und Elfen der Unterwelt schenkt. Das macht ihn vielleicht etwas gewöhnlicher. Manch erwachsener Leser klagt, darunter leide die Spannung. Ein 13-jähriger, der alle Artemis Fowl Bände verschlungen hat, sagt zum letzten: "Iss immer noch ganz gut, aber der Knack iss weg!"
Eoin Colfer plant zwei weitere Abenteuer mit seinem Erfolgshelden Artemis Fowl.
Eoin Colfer: Artemis Fowl – Die Rache, List Verlag, 320 Seiten, 18 Euro
Gekürzte Lesung von Rufus Beck, Gesamtlaufzeit ca. 6 Stunden und 20 Minuten, 5 CD, 24,90 Euro, Hörbuch Hamburg, Edition Rufus Beck
Aber Butler wird von seinem Chef Artemis Fowl eines besseren belehrt:
"Alles, was Sie über unseren Planeten zu wissen glauben, wird sich gleich ändern.
Wir Menschen sind nicht die einzigen intelligenten Wesen auf der Erde. Ja, nicht einmal die fortschrittlichsten…"
"Esse isse wirklische unglaublische: Wir haben Raumschiffe zu die anderre Plannete geschickte, ma wir haben keine Ahnunge, was unter unseren Füßen liegt."
Der Italiener Dr. Giovanni Zito, ein umweltbegeisterter Milliardär steckt sein ganzes Geld in eine Sonde, die zum Erdkern vordringen soll. Was ihm allerdings entgangen ist: Die Wichtelin Opal Koboi hat ihn per Hypnose zu ihrem willigen Werkzeug gemacht. Und sie will nur eines ....
"Weltherrschaft... Sie sagen das, als wäre sie unerreichbar. Der erste Schritt ist ein Kinderspiel. Dazu brauche ich nur die Menschen mit dem Erdvolk zusammenzubringen. Es wird einen Krieg geben und ich werde den Menschen die nötigen Waffen zur Verfügung stellen, damit sie gewinnen. Und damit werde ich natürlich die mächtigste Person in dem Volk."
Opel Koboi, ein von Schönheitschirurgen zum unschuldigen Schulmädchen umoperiertes, hyperintelligentes Wichtelwesen, kämpft gegen die Macht des Guten. Aber die ist – mit dem Centauren Foaly als Technik- Mastermind – ziemlich gut gerüstet. Foalys Handfeuerwaffe Neutrino 3000, deren Schüsse die Augäpfel des Gegners austrocknen und seine Tarnanzüge mit integriertem Hubschrauber, die überdies stoß- und radarneutral sind, na ... auf die ist bestimmt die Mannschaft von Star Wars neidisch...
"und das Ganze ist, ohne mich loben zu wollen, ein wirklich cooles Stück Technik (wieher)"
Wie im wahren Leben kommt es auch bei Colfer nicht nur auf arrivierte Technik an. Auch die traditionellen Fähigkeiten hungriger und furzender Zwerge sind gefragt. So gewinnt Mulch Diggums durch seine Wühlarbeiten manchen Punkt in der wilden Jagd auf Opal Koboi, obwohl zeitweise Zweifel an seiner charakterlichen Eignung bestehen. Hat ihm doch ein Schullehrer einst attestiert ...
"Du hast en Prachtkiefer unnen Prachthintern. Ich hab noch nie einen gesehen, der das Zeug so rauspumpen kann wie du. Aber dir fehlt der Biss und das ist es, was zählt."
Soweit das Arsenal der wichtigsten Figuren aus dem neuesten Artemis Fowl.
Um noch ein wenig Rahmenhandlung nachzuliefern: Das junge irische Verbrechergenie ist gerade dabei, eines der am besten gesicherten Gemälde aus dem Safe einer Bank zu stehlen, da gerät Erdland in äußerste Gefahr. Denn die Verbrecherin Opal Koboi ist den Wächtern der Argon-Klinik entkommen, wo sie über ein Jahr in einer streng gesicherten Hängematte ihre Strafe verbüßte. Mit ein paar gedungenen Schurken, viel Technik und noch mehr Wut begibt die Wichtelin sich auf einen alles vernichtenden Rachefeldzug.
Zwei fast gleichermaßen geniale Gegenspieler hat Eoin Colfer da aufgebaut, und die bekriegen sich derart phantastisch, dass artverwandte Computerspiele wie World of Warcraft, Crusader oder Counterstrike ziemlich blass und tappsig daneben wirken. Was Colfer alles auffährt: Eine Biobombe mit acht separaten Triebwerken, tötliche Raketen, die ihr Opfer zur Not auch im Bett aufspüren, ein Showdown in einem Zoo voller Mördertrolle, ein weiterer mit superschnellen unterirdischen und natürlich waffenstarrenden Fahrzeugen – Colfer bringt all das in perfekter Auflösung und Farbgebung mit natürlichen Bewegungsabläufen auf die Leinwand unserer Imagination. Verwunderlich allerdings, dass er davon spricht, mit seinem High-Tech-Märchen an die Tradition irischer Mythen anzuknüpfen.
"Das ganze Konzept von Artemis Fowl beruht auf einem alten Volksmärchen. Es gibt hunderte solcher Märchen, die auf die gleiche Art und Weise beginnen. Und zwar folgendermaßen (leiert herunter): Da ist’n irischer Junge, der weiß: Fange ich den Kobold, gehört der Goldschatz mir.
Und das ist im Prinzip auch der Anfang von Artemis Fowl. Der junge Artemis weiß, dass er das Gold bekommt, wenn er eine Fee fängt. Ich habe im Prinzip nur diese alte Geschichte genommen und sie für die Leserschaft des neuen Jahrtausends ein wenig fit gemacht."
Und zwar dergestalt, dass die Artemis-Fowl-Serie besonders für Jungs ab 10 attraktiv ist. Colfer treibt die Handlung atemberaubend schnell vorwärts, er bringt eine Menge lustiger Dialoge unter, der Plot ist komplex, die Figuren zwar comicartig überzeichnet, jedoch originell und nie klischeehaft. Der 37-jährige Ire weiß, was junge Leser wollen. Er hat seine Zielgruppe jahrelang und weltweit studiert. Eoin Colfer war bis vor sieben Jahren Englischlehrer zuhause auf der grünen Insel, in Italien, Tunesien und Saudi Arabien.
"Ich bekam mit, wie sie dachten. Insbesondere, dass sie es hassten, wenn die Erwachsenen über sie sagten: Ach, das sind doch nur Kinder! Dass sie respektiert und auf intelligente Art und Weise angesprochen werden wollten. Ich glaube, jeder populäre Autor hat genau diese Lektion sehr genau gelernt: Kinder genauso wichtig zu nehmen wie Erwachsene. Und keine Naivität und falsche Kindlichkeit in die Bücher zu bringen. Als Jugendbuchautor sollte man sich eigentlich sagen: Dieses Buch schreibe ich für Erwachsene."
Vielleicht ein Grund, dass sämtliche vier Artemis-Fowl Abenteuer sich monatelang auch auf der SPIEGEL-Bestsellerlisten hielten. Ganz ähnlich wie Harry Potter.
Eoin Colfer allerdings scheint trotzdem besorgt.
""Im Moment sind meine Bücher sehr populär. Und wenn ich nun noch fünf Jahre hart arbeite, dann habe ich ein wenig für meine Familie vorgesorgt. Möglicherweise bin ich ja in fünf Jahren nicht mehr so gefragt.
Artemis Fowl ist mein Block Buster. Und wenn ich vielleicht in zwei Jahren mit dieser Serie abschließe, dann weiß ich wirklich nicht, ob ich mit einer anderen Figur auch erfolgreich sein kann. Denn schreiben ist eine Sportart mit ungewissem Ausgang. Meine Frau und ich haben lange darüber geredet: Soll ich bleiben oder soll ich reisen? Und wir haben beschlossen, dass ich fünf Jahre lang so viel für Artemis Fowl tue wie ich für nötig halte. Und nach diesen fünf Jahren setzen wir uns wieder hin und halten erneut Familienrat.... It’s just economics.”"
Artemis Fowl, der sofort bei Erscheinen von Band eins zum allerdings bösen Brüderchen von Harry Potter ausgerufen wurde, hat inzwischen eine tief greifende Wandlung durchgemacht. Vom fiesen, egoistischen, aber genialen Ganoven und Anti-Helden, der stets das Familienmotto AURUM POTESTAS EST / Gold ist Macht! hoch hält, ist er zum Feind der fiesen, egoistischen Ganoven geworden, eine Art High-Tech Robin Hood, der Gunst und Geld den Feen, Kobolden und Elfen der Unterwelt schenkt. Das macht ihn vielleicht etwas gewöhnlicher. Manch erwachsener Leser klagt, darunter leide die Spannung. Ein 13-jähriger, der alle Artemis Fowl Bände verschlungen hat, sagt zum letzten: "Iss immer noch ganz gut, aber der Knack iss weg!"
Eoin Colfer plant zwei weitere Abenteuer mit seinem Erfolgshelden Artemis Fowl.
Eoin Colfer: Artemis Fowl – Die Rache, List Verlag, 320 Seiten, 18 Euro
Gekürzte Lesung von Rufus Beck, Gesamtlaufzeit ca. 6 Stunden und 20 Minuten, 5 CD, 24,90 Euro, Hörbuch Hamburg, Edition Rufus Beck