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Genie-Unperson-Mythos

Im Frühjahr 1925 bittet der Berliner Neurologe Oskar Vogt den jungen russischen Genetiker Nikolai Timofejew-Ressowski ans Kaiser-Wilhelm-Institut für Hirnforschung und Neurobiologie. Der Russe wird 20 Jahre dort bleiben und die Grundlagen der modernen Genetik schaffen.

Von Ulrike Bajohr und Mario Bandi |
    Er überdauert in Berlin das Nazi-Reich, weil ihn Stalin zum Staatenlosen macht. 1945 hofft er auf Rückkehr in seine Heimat - und wird sofort als Kollaborateur verhaftet. Totgeschwiegen in der pseudowissenschaftlichen Welt des Scharlatans Lyssenko, soll er tief im Ural, in einem Goldenen Käfig, der sowjetischen Atomforschung dienen. Er verweigert sich allen Anfechtungen und stirbt als unbedeutender Angestellter eines kleinen Labors. Erst Jelzin rehabilitiert ihn.

    Der russische Schriftsteller Daniil Granin hat das Tonband laufen lassen, während er sich mit Timofejew-Ressowski unterhielt. Er schrieb ein Buch über ihn, das in der Sowjetunion erst 1988 erscheinen durfte, in der DDR dauerte es noch ein Jahr länger. Das Feature entstand auf der Grundlage von Granins Tonbändern.

    Manuskript zur Sendung als pdf oder im Textformat.