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Gentest bei Kombinationstherapie gegen AIDS

Medizin. - Das bisher einzige halbwegs wirkungsversprechende Mittel im Kampf gegen AIDS ist die Kombination dreier verschiedener Medikamente, die die Ausbreitung des Virus verhindern kann. Doch ein australischer Mediziner berichtet auf der Retroviren-Konferenz in Seattle von Unverträglichkeitsreaktionen auf eines der Medikamente.

    "Abacavir ist ein sehr gutes Medikament, aber fünf bis zehn Prozent der Patienten werden sehr krank", erklärt Simon Mallal vom Royal Hospital in Perth. Die Patienten zeigten Überempfindlichkeitsreaktionen wie hohes Fieber, Schmerzen, Atembeschwerden, Durchfall oder Entzündungen der Haut. Die Symptome traten typischerweise in den ersten sechs Wochen der Behandlung auf. "Das wichtigste ist, die Überempfindlichkeit so schnell wie möglich zu erkennen und das Medikament abzusetzen, dann klingen die Beschwerden in der Regel innerhalb von drei Tagen ab", betont Mallal.

    Doch Mallal interessierte sich für die Ursache der Überempfindlichkeit. Er vermutete einen genetischen Grund. Ein Gen namens HLA geriet in Verdacht. Es ist für die Ausbildung von Molekülen verantwortlich, die die Oberflächenstrukturen der Zellen in unserem Körper erkennen. Diese Moleküle sind von Mensch zu Mensch verschieden und spielen bei vielen Reaktionen der Immunabwehr eine wichtige Rolle. "Tatsächlich fanden wir, dass alle HIV-Patienten mit einer bestimmten Variante des HLA-Gens mit sehr großer Wahrscheinlichkeit überempfindlich auf Abacavir reagierten", so Mallal.

    Daher macht der westaustralische Mediziner vor jeder Kombinationstherapie mit Abacavir zunächst einen Gentest. Findet er die genetische Variante, wechselt er das Medikament. "Der Test senkt in unserer Klinik den Anteil der Patienten mit Überempfindlichkeitsreaktionen auf Abacavir von neun auf etwa 2,5 Prozent", erläutert Mallal. Zum ersten Mal kann man somit mit einem genetischen Test Vorhersagen über die Verträglichkeit zumindest eines Bestandteils der Kombinationstherapie machen. Weitere Schritte in die Richtung dieser personalisierten Therapie sind die Herausforderung der kommenden Jahre.

    [Quelle: Martin Winkelheide]