
Geologen teilen die Erdgeschichte in verschiedene Zeitalter ein. Demnach leben wir derzeit im Holozän, das vor knapp 12.000 Jahren begann. Da die Menschheit aber zuletzt die Erde - unter anderem durch den Ausstoß von Treibhausgasen und die Zerstörung von Ökosystemen - massiv verändert hat, sehen Experten verschiedener Fachrichtungen das Zeitalter des Menschen angebrochen.
Bislang ist das Anthropozän aber noch nicht formal nach geologischen Maßstäben definiert. Dafür braucht es in der Regel eine konkrete Sedimentprobe als Standard. Darauf können sich dann weltweit Forscher beziehen, wenn sie eigene Untersuchungen bei sich vor Ort machen.
Sedimente des Lake Crawford in Kanada dienen als Beweis
Die Probe vom Grund des Lake Crawford im Südosten Kanadas ist ein Bohrkern, der durch saisonale Ablagerungen auf dem Seeboden sichtbare Jahreslinien hat. Dadurch können Forscher relativ einfach feststellen, welcher Abschnitt der Probe in welches Jahr fällt.
Den Beginn des Menschenzeitalters machen die Experten an sogenannten Geomarkern in der Probe fest, allen voran radioaktiven Niederschlägen von Atomwaffen-Tests nach dem Zweiten Weltkrieg. Diese Plutonium-Isotope sind weltweit nachweisbar.
Beginn in der Zeit um 1950
Die AWG-Gruppe schlägt die Zeit um 1950 auch deshalb als Beginn des Anthropozäns vor, weil die weitreichenden Veränderungen dieser Zeit rund um den Globus Spuren in allen Sedimenten hinterlassen haben. Der Beginn der Industrialisierung hingegen, auch ein denkbarer Start des Anthropozäns, ist in manchen Regionen kaum geologisch feststellbar, da sich diese Entwicklung zunächst auf bestimmte Teile der Welt wie die USA und Europa konzentrierte.
Um als allgemeingültiger Standard zu gelten, müssen noch drei übergeordnete Gremien über den AWG-Vorschlag abstimmen. Eine Entscheidung könnte es bis August nächsten Jahres geben.
Diese Nachricht wurde am 13.07.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.