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Geologie als Hobby

Der 31jährige Wissenschaftler Sven Buhl hat im März eine sechsköpfige Expedition in den afrikanischen Wüstenstaat Niger geleitet. Gesucht haben sie in dem dünn besiedelten Land nach Meteoriten.

    Man nehme: Ein Land, das dünn besiedelt ist. In dem es kaum Touristen gibt, dafür aber umso mehr flacher, heller Wüstensand. Wenn man das alles gefunden hat und seines Zeichens Meteoriten-Forscher ist - also nach schwarzen Gesteinsbrocken aus dem All sucht - dann hat man quasi das große Los gezogen. So wie der Berliner Svend Buhl. Der 31jährige Wissenschaftler hat im März eine sechsköpfige Expedition in den afrikanischen Wüstenstaat Niger geleitet. Warum er das getan hat und warum nicht alles, was schwarz im Wüstensand glänzt, gleich ein Meteorit ist - das hat er Michael Frantzen verraten.

    Bloß kein alter Autoreifen! Oder Kamel-Dung! Das dachte sich Svend Buhl öfters - während seiner vierwöchigen Expedition im Niger - wenn er wieder etwas schwarz schimmern sah im Wüstensand. Den 31jährigen interessierte nur eines: Meteoriten.

    Das wahnsinnig faszinierende ist halt, dass diese kosmischen Gesteinstrümmer unheimlich weite Wege zurückgelegt haben; dass sie sehr, sehr lange Zeit unterwegs sind und dass viele dieser Besucher aus einer Zeit stammen, in der unser Sonnensystem grad erst entstanden ist. Also, wenn man die dann chemisch oder mineralogisch untersucht - dann entdeckt man halt die Ursprünge unserers Sonnensystems in diesen Steinen eingeschlossen.

    Wenn man so will, hat Svend Buhl mit seiner Expedition aus einer Not eine Tugend gemacht. Der 31jährige ist nämlich von Hause aus Philosoph - mit Schwerpunkt auf Wissenschaftstheorie und dem Management von Forschungsprojekten. Nach seiner Promotion wollte er am liebsten als Wissenschafts-Journalist arbeiten. Doch daraus wurde nichts: Keine Jobs. Dann lieber das Hobby Geologie zum Beruf machen.

    Zwei Jahre dauerten die Vorbereitungen für die Sahara-Expedition. Svend Buhl war früh klar: Sechs Leute in die Wüste zu schicken - das muss minutiös geplant sein. Und: Unter 25.000 Euro ist nichts zu machen.

    Sie brauchen Satellitennavigations-Technik, sie brauchen Soft- und Hardware, die sie unabhängig von Strom-Quellen betreiben können. Diese Sachen aufzutreiben und die Sponsoren zu finden, das Fundraising zu machen - das hat noch mal nen ¾ Jahr gedauert. Uns hat dann in letzter Minute ne Gruppe von privaten Sponsoren unter die Arme gegriffen.

    4500 Kilometer - so viel zeigte der Tacho von Svend Buhls Geländewagen zum Schluss an. Vier Wochen in der Tenere-Wüste - das hieß: Aufstehen um halb sechs; klirrend kalte Nächte und tagsüber dann Temperaturen von über 40 Grad. Wobei:

    Das Wüstenklima ist eigentlich sehr erträglich. Sie haben kaum Feuchtigkeit, es ist sehr trocken.

    Was einem am meisten zu schaffen macht, ist der Wind, der halt oft und viel in der Sahara weht. Der Samum. Das ist nen sehr trockener Nord-Ost-Wind, der durch die ganze Sahara weht. Man spürt das - dass man sehr schnell austrocknet. Sie haben ständig ne Wasserflasche dabei und man muß ständig trinken.

    Trotz aller Strapazen hatte Svend Buhl nie das Gefühl: "Mir reicht’s. Ich will zurück nach Deutschland." Dazu fasziniert ihn die Wüste zu sehr: Die bizarren Landschaften. Die Fata Moganas. Oder dass einem im Nirgendwo plötzlich eine Salz-Karawane über den Weg läuft. Am meisten beeindruckt hat ihn aber

    ...die Zusammenarbeit mit den Tuareg vor Ort. Also, die Art und Weise, wie man dort mit der Natur zusammenlebt; wie man in Einklang it der Umgebung lebt und sich selbst entwickelt, ohne die technischen Möglichkeiten, die wir hier in Europa zur Verfügung haben - das hat mich doch sehr stark beeindruckt.

    Vier Meteoriten hat Svend Buhl gefunden: Der dickste ist ungefähr so groß wie eine Kinderfaust und bringt knapp ein Pfund auf die Waage. Bis auf einen Gesteinsbrocken hat Buhl alle bei einer Ausstellung verkauft. Denn: Von seiner Forschung leben kann er nicht.

    Deshalb sind wir auch daran interessiert, nen Service anzubieten, der sich auch unter marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten rechnet. Also, wir möchten Universitäten, insbesondere Dozenten und Studenten der Mineralogie und Geologie die Möglichkeit geben, solche Expeditionen zu begleiten.

    Die nächste Expedition ist schon geplant: Im Frühjahr soll es wieder in den Niger gehen.

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