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Georges Onslow - "String Quartets Vol.3”

Anders als Nielsen hat der französische Komponist Georges Onslow längst seinen Platz im Quartettrepertoire gefunden. Das ist vor allem dem Mandelring Quartett zu danken, das nun die dritte CD seiner geplanten Gesamtaufnahme bei cpo vorgelegt hat. Darauf finden sich die Quartette Nr. 4 op. 8,1 c-moll, Nr. 25 op. 50 in B-dur und Nr. 20 op. 46,2 in f-moll. Zu tun bleibt noch eine ganze Menge, denn Onslow hinterließ bis zu seinem Tod 1853 immerhin 36 Streichquartette und beinahe so viele Quintette. Das relativ frühe op. 8,1 in c-moll lässt noch erkennen, dass George Onslow ein ausgesprochen virtuoser Pianist war, der seinen Weber kannte. Es weht da auch ein kräftiger Hauch italienischer Oper. Ganz anders das Quartett Nr. 25 op. 50 aus der Mitte der 1830er Jahre. Es steht in B-dur, und fast möchte man meinen, dass der Komponist zu diesem Zeitpunkt dem einen oder anderen Spätwerk Beethovens wohl schon begegnet war; dessen op. 130 in B-dur war immerhin damals gerade 10 Jahre alt. Und immerhin schrieb Onslow hier ein Scherzo, und zwar als zweiten Satz, während er früher doch gern am althergebrachten 3. Satz in Menuettform festhielt. Das Finale dieses B-dur-Quartetts weist Momente des Abrupten auf, die auf einen gründlich gewandelten Onslow deuten. Bezeichnend ist freilich auch, dass zwar energisch-polyphone Passagen auftauchen, dass aber deren Sprengkraft doch immer wieder sehr rasch zurückgenommen wird, ganz so als traue der Komponist der eigenen Courage nicht so recht über den Weg. Das Mandelring Quartett tut wahrhaftig gut daran, sich nie allzu weit von einem hochartifiziellen verbindlichen Tonfall zu entfernen. Man könnte gewiss dieses Quartett op.50 härter in den Kontrasten spielen, täte dem Komponisten damit aber bitter Unrecht. Werktreue liegt hier offenkundig eher im Andeuten der aufgebrochenen Gegensätze und darin, dass diese auf sehr intelligente Weise befriedet werden. Onslow beunruhigt nur ein bisschen. Aber immerhin genug, um ihn zu einem der interessantesten Komponisten aus der ersten Hälfte des 19.Jahrhunderts zu machen. Das Finale aus dem Streichquartett Nr.25 op.50 in B-dur. * Musikbeispiel: Georges Onslow - 4. Finale. Allegro vivace aus: Streichquartett Nr. 25 op. 50 B-dur

Norbert Ely |