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Geplante Übernahme
Softbank will britischen Chipdesigner ARM kaufen

Die Software des Chipdesigners ARM läuft auf Chips in Geräten von Samsung, Apple oder auch Huawei. Das britische Unternehmen hat beim Chipdesign einen Marktanteil von gut 90 Prozent. Der japanische Telekomkonzern Softbank will den Chip-Riesen kaufen und profitiert dabei vom schwachen Pfund.

Von Michael Braun | 18.07.2016
    SoftBank-Chef Masayoshi Son spricht im Februar 2016 auf einer Pressekonferenz in Tokio.
    Softbank-Chef Masayoshi bietet umgerechnet 29 Milliarden Euro für den britischen Chipdesigner ARM aus Cambridge. (TORU YAMANAKA / AFP)
    Masayoshi Son rechnet nicht in Millionen. Der japanische Milliardär hängt gern drei weitere Nullen dran. Sein Telekom-Konzern Softbank hat früh in den Internet-Pionier Yahoo investiert und damit viel Geld verdient. Vor zehn Jahre kaufte er Vodafone das Japan-Geschäft ab. Die 15 Milliarden Dollar wurden gut verzinst. Das ermutigte den nun 58 Jahre alten Unternehmer, gut 20 Milliarden Dollar für den amerikanischen Mobilfunkanbieter Sprint hinzulegen. Jetzt also umgerechnet 29 Milliarden Euro für den britischen Chipdesigner ARM aus Cambridge. Es ist Teil der Strategie aller Telekom-Konzerne, sich neue Wachstumsfelder zu erschließen:
    "Telekomkonzerne suchen derzeit händeringend nach Alternativen für das klassische Telekomgeschäft. Und da bietet sich auch wie bei der Deutschen Telekom momentan alles, was mit dem Internet der Dinge zusammenhängt, an. Telekom geht da den Smarthome-Weg oder auch das vernetzte Auto. Und die Softbank macht es jetzt dahingehend, dass sie sich einen Chipdesigner einkauft."
    So Markus Friebel von Independent Research. ARM fertigt also keine Chips, spart sich damit die Milliardeninvestitionen in Chipfabriken, sondern designt sie, legt also mindestens die Grundstrukturen der Programmierung fest und verkauft diese in Lizenz an Chiphersteller. Die Chips werden schließlich in Smartphones und Tabletcomputer verbaut. ARM hat beim Chipdesign einen Marktanteil von gut 90 Prozent. Mehr geht kaum. Die Software läuft auf Chips in Geräten von Samsung, Apple und auch Huawei.
    Zukunftsmarkt Industrie 4.0
    Warum hat ARM dem Zusammenschluss mit Softbank trotz der selbst geschaffenen guten Marktposition zugestimmt? Simon Segars, Vorstandschef des britischen Unternehmens, sagt, es gebe zwei Kriterien für diese Akzeptanz:
    "Sie müssen einen guten Preis bieten. Und eine Zukunft, die aufregender ist als die, die wir alleine stemmen könnten. Alles in allem erfüllt das Angebot von SoftBank diese Ziele."
    In Kooperation mit einem Telekomkonzern glaubt ARM also, mit seinen Ideen und Lizenzen den Zukunftsmarkt Industrie 4.0 besser durchdringen zu können. Und die Japaner zahlen umgerechnet 29 Milliarden Euro. Der neue Finanzminister Philip Hammond jubelte schon, nur drei Wochen nach dem Referendum zeige sich, dass Großbritannien bei internationalen Investoren nichts von seiner Attraktivität eingebüßt habe. Der Brexit habe den Abschluss sogar beflügelt, meint Analyst Friebel. Denn der niedrige Pfundkurs habe dafür gesorgt,
    "dass ARM deutlich günstiger zu haben ist. Und es würde jetzt nicht überraschen, dass jetzt, vor allem aus dem Technologiebereich, noch andere Unternehmen dem Beispiel Softbank folgen werden."
    Britische Firmen sind also zumindest preislich interessant, weil das Pfund so schwach ist.