"Justice for George" - gleich mehrere Sportler weltweit haben ihre Solidarität mit dem Afroamerikaner George Floyd bekundet, der bei einem Polizeieinsatz in Minneapolis getötet wurde. Es sind Solidaritätsbekundungen, aber es sind auch Proteste gegen Rassismus und Diskriminierung.
Der erste Bundesligaspieler war Weston McKennie von Schalke 04, dem Verein, in dem auch der 43-malige deutsche Nationalspieler Gerald Asamoah seit insgesamt über 20 Jahren Spieler und heute Manager der U23-Mannschaft ist. "Ich habe die Aktion sehr, sehr gut gefunden. Die Jungs haben Position bezogen und das ist das Wichtigste, was man machen kann", sagte Asamoah im Dlf-Sportgespräch. Dass der DFB von einer Geldstrafe absah, obwohl politische Botschaften auf dem Platz eigentlich verboten sind, hält Asamoah für selbstverständlich. "Dann wäre die ganze Kampagne, was der DFB macht und tut, für die Katz gewesen. Wenn der DFB das so durchgezogen hätte, dann hätte der DFB sehr, sehr, sehr viel verloren."
"Ein Schmerz, den man in sich trägt"
Der Vereinsbotschafter von Schalke 04 setzt sich seit Jahren aktiv gegen Rassismus ein, musste und muss aber noch heute selbst mit Rassismus und Diskriminierung umgehen. "2006, bei der WM in Deutschland, dem Sommermärchen, war ich Teil dieser Mannschaft. Die Leute haben mit zugejubelt. Nach der WM hast Du ein Spiel in Rostock und wirst angefeindet. Das war bitter." Man solle mit den Menschen reden und sie fragen, wie es sei, ausgegrenzt zu werden. Er selbst könne diesen Schmerz nicht beschreiben, sagte Asamoah.
"Wenn eine Frau ein Kind bekommt, wird der Mann nie wissen, wie schmerzhaft das ist. Das heißt, wer Rassismus nicht selber an seinem eigenen Körper erlebt hat, der wird niemals wirklich nachvollziehen können, was es bedeutet. Es ist ein Schmerz, den man in sich trägt und nicht verdrängen kann."
"Angewidert" von rassistischen Vorfällen auf Schalke
Geschämt hat sich Asamoah nicht für seinen Verein, beteuert er, trotz der als rassistisch eingestuften Äußerungen von Aufsichtsratschef Clemens Tönnies. "Ich kenne Clemens und deswegen war ich sehr verwundert und es hat mir sehr wehgetan zu lesen, was gesagt wurde." Eine deutliche Meinung hat Asamoah zu den rassistischen Vorfällen im Schalker Stadion Anfang des Jahres, als Hertha-Spieler Jordan Torunarigha rassistisch beleidigt wurde. Damals twitterte Asamoah, er sei "angewidert" davon.
"Ich habe das Wort benutzt, weil es auf Schalke passierte, weil ich einfach Teil dieser Familie bin, weil die Menschen mir gegenüber sehr, sehr herzlich sind. Und deshalb war ich angewidert zu wissen, dass das in meinem Zuhause passieren kann." Die Aktion in Münster dagegen, als sich die Zuschauer auf der Tribüne aktiv gegen rassistische Rufe gewehrt haben, sei "überragend" gewesen. "Das war ein Riesenzeichen im Kampf gegen Rassismus. Das hätte ich einfach auch auf Schalke erwartet."
"Hey, wir sind alle gleich"
Der Fall George Floyd mache wieder klar: "Wir sind noch nicht fertig." Immer wieder gebe es auch in Deutschland Fälle von Rassismus - und dann würde man darüber reden. Aber nach ein paar Wochen wäre das wieder vergessen. Asamoah fehlt dabei die Nachhaltigkeit. Auch in den letzten Wochen der Coronakrise hätte er sich gewünscht, dass die Menschen zu der Einsicht kommen, dass das Virus alle trifft. "Ich habe gehofft, dass die Leute sagten, hey, wir sind alle gleich."
Asamoah engagiert sich vor allem in Schulen. Man könne nicht die Älteren aufklären, ihm gehe es vor allem darum, "jungen Menschen zu erklären, dass wir alle gleich sind." Die Zukunft liege in der Hand der jungen Leute. "Ich habe drei Kinder und ich will nicht, dass meine Kinder das gleiche durchleben."
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