Katja Lückert: Die Beutekunstverhandlungen kommen in den letzten Jahren nicht wirklich voran, obwohl die rechtliche Grundlage ja schon lange klar ist. Die Hager Landkriegsordnung von 1907 untersagt die Beschlagnahme von Kunstwerken und fordert sogar auf, sie zu ahnden. Doch sowohl mit Polen als auch mit Russland sind die Verhandlungen überaus schwierig. Da verwundert eine Pressemeldung wie die heutige aus der Stiftung Preußischer Kulturbesitz doch sehr. Carsten Probst, eine verschollen geglaubte Barockskulptur von Balthasar Permoser sei der Öffentlichkeit präsentiert worden. Ist das viel Glockengeläut für einen Einzelfall oder gibt es eine Wende zu bemerken?
Carsten Probst: Nein, das ist keine Wende. Dieser Fall hat mit den von Ihnen jetzt genannten Problemen mit Russland und Polen nichts zu tun. Man kann quasi im Gegenteil sagen, weil es sich um eine private Rückgabe handelt, ist sie auch jetzt so glücklich und relativ unkompliziert verlaufen. Die staatlichen Museen haben quasi selbst damit nicht gerechnet, dieses Werk jemals wiederzusehen. Und da zahlte sich dann die Zusammenarbeit, die inzwischen anscheinend sehr gute Kooperation mit großen Auktionshäusern aus, wie in diesem Fall also Sotheby’s, die dann an die staatlichen Museen ein entsprechendes Kaufangebot eines Privatbesitzers weitergereicht haben.
Lückert: Sie haben es schon erwähnt: Die nämliche Barockskulptur war bei Sotheby’s von einem Privatmann zur Versteigerung angeboten worden. Dabei kam dann heraus, dass das Werk offenbar zum Ende des Kriegs in Hessen bei einem Weitertransport von einem Depot zu einem anderen gestohlen wurde. Weiß man, von wem?
Probst: Nein, das weiß man nicht. Darüber hat sich dieser Privatmann dann auch ausgeschwiegen. Man weiß soviel, dass ein Wagon in einem ganz bestimmten Zeitraum in diesem Zug geplündert wurde 1945 beim Herausholen dieser Kunstschätze. Das war ein größerer Kunsttransport, der unter feindliches Feuer geriet und dann einige Zeit lang unbeachtet auf den Gleisen stand. Was dann mit ihm geschah, weiß man nicht. Der Privatmann hat dann jedoch angegeben, er habe auf einer kleinen Privatauktion in Kalifornien vor wenigen Jahren dieses Werk gekauft und wollte es nun weiterverkaufen. Es handelt sich aber ziemlich sicher nicht um so genannte Trophäenkunst. Das heißt also Kunst, die quasi aus politischen Gründen gegen das deutsche Reich gerichtet abtransportiert wurden, sondern um privaten Raub als Mitbringsel quasi von der Front.
Lückert: Was ist nun über das Kunstwerk selbst und seinen Wert zu sagen? Ist in diesem Fall, ja, die Sache auch relativ glimpflich ausgegangen, weil der ursprüngliche Besitzer nur einen Finderlohn wollte?
Probst: So ist es. Das ist aber, was heißt wollte. Es ist halt Usus bei den staatlichen Museen, dass sie natürlich nicht den Marktpreis zahlen für solche wieder aufgetauchten Kunstwerke, denn das würde ja quasi Nachahmungstäter auch provozieren, irgendwie mit den staatlichen Museen zu feilschen. Man zahlt einen Finderlohn, der deutlich unterhalb des Marktpreises liegt. Damit muss sich dann angesichts der Rechtslage der entsprechende Finder auch abfinden lassen. Über Permoser ist natürlich zu sagen, er ist nach Andreas Schlüter gewissermaßen der zweitwichtigste Barockbildhauer in Deutschland, der vor allem natürlich bekannt ist durch seine Präsenz von kleineren Figuren. Im Grünen Gewölbe in Dresden da gibt es auch beispielsweise zwei weitere Ausgaben dieser Elfenbeingruppe "Hercules und Omphale", die jetzt eben auch zu den staatlichen Museen zurückgebracht wurde. Es ist jedenfalls eine der wichtigeren Kunstwerke in dieser eigentlich sonst nicht mit großen Highlights gesegneten Berliner Kunstkammer, die ja nach wie vor immer noch einige tausend Stücke in Russland und Polen vermisst.
Lückert: Noch mal auf die Auktionshäuser zurückzukommen: Sie sind ja bei der Provenienzforschung offenbar sehr behilflich. Warum ist man in Sachen Beutekunst so auf Sie angewiesen?
Probst: Ja, das liegt natürlich sicherlich sehr stark an den Blockaden, die zurzeit auf politischer Ebene stattfinden. Angewiesen ist man auf sie eigentlich nur in Bezug auf die privaten Sammler, auf die privaten Vorgänge. Man weiß ja, und auch das wurde heute noch einmal kommuniziert, was in russischen Archiven noch sein muss beispielsweise, oder auch in den polnischen Archiven noch steckt. Und zwar deswegen, weil die kollegialen Kontakte von Museen zu Museen eigentlich sehr gut funktionieren, die Blockade besteht eigentlich nur auf der politischen Ebene. Nur eine umkomplizierte Rückgabe von Privatsammlern war bisher so nicht möglich und da ist es sicherlich auch als ein Entgegenkommen der großen Auktionshäuser zu werten, dass sie nicht einfach den Markt bedienen mit offensichtlichem Raubgut, sondern sich jetzt zunehmend auch mit den staatlichen Institutionen zusammenschließen, um Rückführungen zu ermöglichen.
Lückert: Carsten Probst aus Berlin war das.
Carsten Probst: Nein, das ist keine Wende. Dieser Fall hat mit den von Ihnen jetzt genannten Problemen mit Russland und Polen nichts zu tun. Man kann quasi im Gegenteil sagen, weil es sich um eine private Rückgabe handelt, ist sie auch jetzt so glücklich und relativ unkompliziert verlaufen. Die staatlichen Museen haben quasi selbst damit nicht gerechnet, dieses Werk jemals wiederzusehen. Und da zahlte sich dann die Zusammenarbeit, die inzwischen anscheinend sehr gute Kooperation mit großen Auktionshäusern aus, wie in diesem Fall also Sotheby’s, die dann an die staatlichen Museen ein entsprechendes Kaufangebot eines Privatbesitzers weitergereicht haben.
Lückert: Sie haben es schon erwähnt: Die nämliche Barockskulptur war bei Sotheby’s von einem Privatmann zur Versteigerung angeboten worden. Dabei kam dann heraus, dass das Werk offenbar zum Ende des Kriegs in Hessen bei einem Weitertransport von einem Depot zu einem anderen gestohlen wurde. Weiß man, von wem?
Probst: Nein, das weiß man nicht. Darüber hat sich dieser Privatmann dann auch ausgeschwiegen. Man weiß soviel, dass ein Wagon in einem ganz bestimmten Zeitraum in diesem Zug geplündert wurde 1945 beim Herausholen dieser Kunstschätze. Das war ein größerer Kunsttransport, der unter feindliches Feuer geriet und dann einige Zeit lang unbeachtet auf den Gleisen stand. Was dann mit ihm geschah, weiß man nicht. Der Privatmann hat dann jedoch angegeben, er habe auf einer kleinen Privatauktion in Kalifornien vor wenigen Jahren dieses Werk gekauft und wollte es nun weiterverkaufen. Es handelt sich aber ziemlich sicher nicht um so genannte Trophäenkunst. Das heißt also Kunst, die quasi aus politischen Gründen gegen das deutsche Reich gerichtet abtransportiert wurden, sondern um privaten Raub als Mitbringsel quasi von der Front.
Lückert: Was ist nun über das Kunstwerk selbst und seinen Wert zu sagen? Ist in diesem Fall, ja, die Sache auch relativ glimpflich ausgegangen, weil der ursprüngliche Besitzer nur einen Finderlohn wollte?
Probst: So ist es. Das ist aber, was heißt wollte. Es ist halt Usus bei den staatlichen Museen, dass sie natürlich nicht den Marktpreis zahlen für solche wieder aufgetauchten Kunstwerke, denn das würde ja quasi Nachahmungstäter auch provozieren, irgendwie mit den staatlichen Museen zu feilschen. Man zahlt einen Finderlohn, der deutlich unterhalb des Marktpreises liegt. Damit muss sich dann angesichts der Rechtslage der entsprechende Finder auch abfinden lassen. Über Permoser ist natürlich zu sagen, er ist nach Andreas Schlüter gewissermaßen der zweitwichtigste Barockbildhauer in Deutschland, der vor allem natürlich bekannt ist durch seine Präsenz von kleineren Figuren. Im Grünen Gewölbe in Dresden da gibt es auch beispielsweise zwei weitere Ausgaben dieser Elfenbeingruppe "Hercules und Omphale", die jetzt eben auch zu den staatlichen Museen zurückgebracht wurde. Es ist jedenfalls eine der wichtigeren Kunstwerke in dieser eigentlich sonst nicht mit großen Highlights gesegneten Berliner Kunstkammer, die ja nach wie vor immer noch einige tausend Stücke in Russland und Polen vermisst.
Lückert: Noch mal auf die Auktionshäuser zurückzukommen: Sie sind ja bei der Provenienzforschung offenbar sehr behilflich. Warum ist man in Sachen Beutekunst so auf Sie angewiesen?
Probst: Ja, das liegt natürlich sicherlich sehr stark an den Blockaden, die zurzeit auf politischer Ebene stattfinden. Angewiesen ist man auf sie eigentlich nur in Bezug auf die privaten Sammler, auf die privaten Vorgänge. Man weiß ja, und auch das wurde heute noch einmal kommuniziert, was in russischen Archiven noch sein muss beispielsweise, oder auch in den polnischen Archiven noch steckt. Und zwar deswegen, weil die kollegialen Kontakte von Museen zu Museen eigentlich sehr gut funktionieren, die Blockade besteht eigentlich nur auf der politischen Ebene. Nur eine umkomplizierte Rückgabe von Privatsammlern war bisher so nicht möglich und da ist es sicherlich auch als ein Entgegenkommen der großen Auktionshäuser zu werten, dass sie nicht einfach den Markt bedienen mit offensichtlichem Raubgut, sondern sich jetzt zunehmend auch mit den staatlichen Institutionen zusammenschließen, um Rückführungen zu ermöglichen.
Lückert: Carsten Probst aus Berlin war das.