Die Probleme der Entwicklungsländer lassen sich nicht mit Hilfe der Gentechnik lösen, kritisieren Umweltschützer. Vertreter von Entwicklungsorganisationen und kirchlichen Verbänden stimmen zu. Alle zusammen veranstalten jetzt eine Gegenkonferenz, ebenfalls in Köln.
Einige Besucher, die gestern ins Kölner Maternushaus gekommen waren, zeigten sich nicht einverstanden mit dem Überraschungsgast, der ihnen da präsentiert wurde. Ausgerechnet eine Kabinettskollegin von NRW-Wirtschaftsminister Harald Schartau, der die Agro-Biotech-Messe ABIC in Köln unterstützt, sollte hier auf der Alternativkonferenz zu ihnen sprechen? Aber dann überzeugte Bärbel Höhn die meisten Zuhörer doch durch ihre klare, innerhalb der eigenen Reihen abweichende, Position:
Es gibt keinen Kabinettsbeschluss, der sagt, diese Landesregierung unterstützt die Messe, die heute hier eröffnet wurde. Das sage ich ganz deutlich. Und deshalb begrüße ich Sie als Umweltministerin von NRW.
In der Gentechnik sehe sie für die Landwirtschaft nur Risiken, keine Chancen, so die Ministerin weiter. Auch nach Ansicht von Bernd Nilles, Sprecher von Misereor, geht es bei der Verbreitung von genmanipuliertem Saatgut nur um Profit:
Die gleichen Unternehmen, die jetzt die Gen-Technologie anbieten, sind ja diejenigen, die die Probleme der Bauern mit verursacht haben, dass die Böden ausgelaugt sind, dass so viele Pestizide, chemische Dünger eingesetzt werden, dass die Bauern sich verschulden – und was jetzt die Industrie anbietet, ist nichts anderes, als: "Gut Ihr braucht etwas weniger Pestizide, aber dafür kauft unser teures Saatgut, was wir Euch anbieten", das heißt, die Bauern bleiben in der Schuldenfalle drin.
Das Argument, die Agro-Gentechnik könne den Hunger in der Welt lindern helfen, lässt Nilles nicht gelten. Zwar sei die Bekämpfung des Hungers für Misereor ein wichtiges Anliegen...
...nur, wie will ich mit einer Technologie Probleme lösen, die überhaupt gar nicht technologie-basiert sind? Das heißt, wir haben Umfragen gemacht, gerade bei Kleinbauern in vielen Ländern der Welt, was haben die für Probleme? Die haben Marktzugangsprobleme, die haben vor Ort keine Infrastruktur, die haben keine Lagerungsmöglichkeiten für ihre Ernteprodukte. All diese Sachen. So, jetzt kommt die Gen-Technologie. Sie bietet aber auf die größten Probleme der Bauern nicht eine Antwort.
Auch Afsar H. Jafri vom indischen Forschungsinstitut Navdanya bezweifelt, dass genverändertes Getreide die Welt ernähren kann. Nur wenige Länder würden von seiner Herstellung profitieren – in nur drei Ländern wachse 90 Prozent der Gen-Ernte, die restlichen zehn Prozent sind auf die übrige Welt verteilt.
Indien jedenfalls brauche dieses Saatgut nicht, sagt der indische Wissenschaftler - und führt als Beispiel den gentechnisch veränderten "Golden Rice" an. Er sollte gegen Vitamin-A-Mangel helfen. Aber in Indien gibt es laut Jafri einheimische Reissorten, die das viel besser können. Und schon ein paar Löffel Spinat täten es auch. Die Zahl der Kritiker wächst auch in anderen Ländern. Zum Beispiel Sambia. Das afrikanische Land wies jüngst Hilfslieferungen des UN-Welternährungsprogramms zurück, die gentechnisch verändertes Getreide enthielten. Lovemore Simwanda vertritt die nationale Bauernvereinigung Sambias.
In unserem Land sind besonders die Farmer sehr besorgt über die möglichen Bedrohungen durch genveränderte Organismanen und die Gefahren für die nationale sowie die landwirtschafliche biologische Vielfalt, sagt Simwanda. Groß sei die Angst, dass der Marktanteil der Bauern, die einheimische Sorten anbauen, kleiner wird und ihre Abhängigkeit von einigen wenigen multinationalen Konzernen steigt.
Immer mehr Bauern müssten für patentiertes Saatgut hohe Lizenzgebühren bezahlen. Dass Agro-Gen-Technik irgendwie auch zum Wohle der Menschen sein könnte, glaubt Simwanda nicht. Alles, was wir sehen, ist, dass diese Technologie den Bauern aufgedrückt wird. Denen, die jetzt schon unter erheblichem ökonomischen und technischen Druck stehen, sagt der Mann aus Sambia.
Einige Besucher, die gestern ins Kölner Maternushaus gekommen waren, zeigten sich nicht einverstanden mit dem Überraschungsgast, der ihnen da präsentiert wurde. Ausgerechnet eine Kabinettskollegin von NRW-Wirtschaftsminister Harald Schartau, der die Agro-Biotech-Messe ABIC in Köln unterstützt, sollte hier auf der Alternativkonferenz zu ihnen sprechen? Aber dann überzeugte Bärbel Höhn die meisten Zuhörer doch durch ihre klare, innerhalb der eigenen Reihen abweichende, Position:
Es gibt keinen Kabinettsbeschluss, der sagt, diese Landesregierung unterstützt die Messe, die heute hier eröffnet wurde. Das sage ich ganz deutlich. Und deshalb begrüße ich Sie als Umweltministerin von NRW.
In der Gentechnik sehe sie für die Landwirtschaft nur Risiken, keine Chancen, so die Ministerin weiter. Auch nach Ansicht von Bernd Nilles, Sprecher von Misereor, geht es bei der Verbreitung von genmanipuliertem Saatgut nur um Profit:
Die gleichen Unternehmen, die jetzt die Gen-Technologie anbieten, sind ja diejenigen, die die Probleme der Bauern mit verursacht haben, dass die Böden ausgelaugt sind, dass so viele Pestizide, chemische Dünger eingesetzt werden, dass die Bauern sich verschulden – und was jetzt die Industrie anbietet, ist nichts anderes, als: "Gut Ihr braucht etwas weniger Pestizide, aber dafür kauft unser teures Saatgut, was wir Euch anbieten", das heißt, die Bauern bleiben in der Schuldenfalle drin.
Das Argument, die Agro-Gentechnik könne den Hunger in der Welt lindern helfen, lässt Nilles nicht gelten. Zwar sei die Bekämpfung des Hungers für Misereor ein wichtiges Anliegen...
...nur, wie will ich mit einer Technologie Probleme lösen, die überhaupt gar nicht technologie-basiert sind? Das heißt, wir haben Umfragen gemacht, gerade bei Kleinbauern in vielen Ländern der Welt, was haben die für Probleme? Die haben Marktzugangsprobleme, die haben vor Ort keine Infrastruktur, die haben keine Lagerungsmöglichkeiten für ihre Ernteprodukte. All diese Sachen. So, jetzt kommt die Gen-Technologie. Sie bietet aber auf die größten Probleme der Bauern nicht eine Antwort.
Auch Afsar H. Jafri vom indischen Forschungsinstitut Navdanya bezweifelt, dass genverändertes Getreide die Welt ernähren kann. Nur wenige Länder würden von seiner Herstellung profitieren – in nur drei Ländern wachse 90 Prozent der Gen-Ernte, die restlichen zehn Prozent sind auf die übrige Welt verteilt.
Indien jedenfalls brauche dieses Saatgut nicht, sagt der indische Wissenschaftler - und führt als Beispiel den gentechnisch veränderten "Golden Rice" an. Er sollte gegen Vitamin-A-Mangel helfen. Aber in Indien gibt es laut Jafri einheimische Reissorten, die das viel besser können. Und schon ein paar Löffel Spinat täten es auch. Die Zahl der Kritiker wächst auch in anderen Ländern. Zum Beispiel Sambia. Das afrikanische Land wies jüngst Hilfslieferungen des UN-Welternährungsprogramms zurück, die gentechnisch verändertes Getreide enthielten. Lovemore Simwanda vertritt die nationale Bauernvereinigung Sambias.
In unserem Land sind besonders die Farmer sehr besorgt über die möglichen Bedrohungen durch genveränderte Organismanen und die Gefahren für die nationale sowie die landwirtschafliche biologische Vielfalt, sagt Simwanda. Groß sei die Angst, dass der Marktanteil der Bauern, die einheimische Sorten anbauen, kleiner wird und ihre Abhängigkeit von einigen wenigen multinationalen Konzernen steigt.
Immer mehr Bauern müssten für patentiertes Saatgut hohe Lizenzgebühren bezahlen. Dass Agro-Gen-Technik irgendwie auch zum Wohle der Menschen sein könnte, glaubt Simwanda nicht. Alles, was wir sehen, ist, dass diese Technologie den Bauern aufgedrückt wird. Denen, die jetzt schon unter erheblichem ökonomischen und technischen Druck stehen, sagt der Mann aus Sambia.