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Geringer Nutzwert

In manche Innenstädte dürfen Autos seit Anfang des Jahres nur noch mit Plakette: Sie bescheinigt, dass das Fahrzeug mit seinem Feinstaubausstoß unter den Grenzwerten liegt. Denn Feinstaub ist gesundheitsschädlich - Kreislauferkrankungen und sogar Krebs können die Folgen sein. Auch die Stadt Bonn leidet unter Feinstaub, doch hier ist man von den Vorteilen einer Umweltzone nicht überzeugt.

Von Bamdad Esmaili | 19.12.2008
    Für den Luftreinhalteplan der Stadt Bonn ist hauptsächlich die Kölner Bezirksregierung zuständig. In einer Projektgruppe wurde nun beschlossen, welche Maßnahmen nötig sind, um die Luftschadstoffbelastung zu reduzieren. Dabei sollten Handlungen erwägt werden, die alternativ zu einer Umweltzone stehen, aber die gleiche Wirkung erzielen sollen. Zum Beispiel favorisiert die Stadtverwaltung die Erhöhung der Anzahl der Job-Ticket-Nutzer - sagt Dieter Misterek vom Umweltamt der Stadt Bonn:

    "Durch einen weiteren Ausbau des ÖPNV-Netzes, also dort als Beispiel nenne ich mal neue Haltepunkte. Und das bedeutet auch eine Attraktivitätssteigerung für Nutzer des ÖPNV, die also dann schneller umweltfreundlicher, flexibler ihren Arbeitsplatz erreichen sollen. "

    Zusätzlich plant die Stadt Bonn Maßnahmen, damit der Verkehr flüssiger fließt. So könnte man nach Ansicht von Dieter Misterek zum Beispiel die Steuerung der Ampeln besser abstimmen:

    "Also eine Verbesserung der so genannten grünen Welle. Zum anderen, in Anbetracht der Tatsache, dass es vor allen Dingen Dieselfahrzeuge sind und dort auch der Schwerlastverkehr - schwere LKW aber auch leichte LKW - die in erheblichem Maße zu der Situation beitragen, soll ein LKW-Durchfahrverbot im Bereich der Reuterstraße initiiert werden, so dass man den Anteil dieser Fahrzeuge dort auch raus nimmt."
    Ein LKW-Verbot sei genau die falsche Alternative, meint dagegen Ludwig Arenz, der bei der Stadt Köln die dortige Umweltzone koordiniert:
    "Weil der LKW-Verkehr muss ja woanders hingehen. Und da ist das immer die Frage: Wo bleibt der? Geht der durch irgendwelche Wohnstraßen? Das kann nicht das Ziel sein. Sondern das Ziel muss sein, die Verkehrsregelung so hinzubekommen, dass man stark belastenden Verkehr aus Wohngebieten raus hält, und auf Hauptachsen verlagert. Oder aber die Fahrzeuge, die in die Wohngebiete rein müssen, die müssen entsprechend sauber und technologisch gut ausgestattet sein."
    Dieses Ziel würde am einfachsten durch die Errichtung einer Umweltzone gelingen - so Arenz. Die Bilanz in Köln falle nach fast einem Jahr Umweltzone deshalb sehr positiv aus:

    "Weil wir in der Tat dieses Jahr weniger Überschreitungstage am Klevischen Ring - das ist unser Hotspot in Köln - hatten und in sofern schon eine gewisse Wirkung da ist.
    Und in sofern sind wir ein Drittel dahinter. Wir können jetzt nicht 100-prozentig sagen, dass es eine Auswirkung der Umweltzone ist, weil wir an dieser Stelle auch eine zusätzliche Abbiegerspur gebaut haben beziehungsweise ein meteorologisch sehr günstiges Jahr hinter uns haben. Aber eine Auswirkung der Umweltzone ist nicht auszuschließen. "
    "Die Einrichtung von Umweltzonen sei letztlich eine Kapitulation vor anderen, technisch machbaren Maßnahmen zum Umweltschutz", kontert dagegen Bonns Stadtdirektor Volker Kregel. Das Beispiel Köln zeige, dass die dortige Umweltzone mit einem Riesenaufwand eingerichtet und überwacht werde und so gut wie keinen Nutzwert für die Umwelt bringe.

    Darum werde Bonn diesen Weg nicht gehen. Neben den genannten Alternativmaßnahmen sind weitere Schritte in den Bereichen Klimaschutz, regenerative Energien sowie die Förderung umweltverträglichen Verkehrs geplant. Diese Maßnahmen sollen zunächst bis 2010 umgesetzt werden. Sollten sich die Feinstaubbelastungen in Bonn bis dahin nicht ändern, werde man dann über die Errichtung der Umweltzone nachdenken.