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Geschäft der Teenager-Kultmarke Abercrombie&Fitch lahmt

Der US-Konzern Abercrombie & Fitch hat zu Beginn des Geschäftsjahres überraschend wenig Textilien an seine überwiegend jugendliche Kundschaft verkauft. Der Rückgang habe sämtliche Marken getroffen, besonders stark aber Hollister - die größte Kette aus dem Hause Abercrombie.

Von Miriam Braun | 22.08.2013
    Männliche Models vor einer Filiale von Abercrombie & Fitch
    Männliche Models vor einer Filiale von Abercrombie & Fitch (dpa / pa / Vennenbernd)
    Ein Drittel weniger Gewinn im vergangenen Quartal, zehn Prozent weniger Umsatz in den Läden, enttäuschende Nachfrage im Bereich Damenmode und die Aktie musste am Donnerstag zu Marktstart mehr als 20 Prozent wegbrechen. In einer Firmenmitteilung von Abercrombie & Fitch wird das schlechte Wetter in den Sommermonaten verantwortlich gemacht. Kritiker sehen in den Zahlen den enormen Imageverlust der vergangenen Monate quittiert. Vor der Abercrombie&Fitch Filiale in Downtown Manhattan muss man dieser Tage auch nicht mehr anstehen, wenn man einkaufen möchte. Es sind hauptsächlich Touristen, die die Läden mit Tüten verlassen:

    "In Italien gibt es Abercrombie nur in Mailand, wir wohnen in Mittelitalien. Also gehen wir natürlich hier in New York dort einkaufen."

    Sagt eine italienische Touristin. Dieser Junge, etwa 17 Jahre alt, kommt aus Großbritannien:

    "Meine Freunde in der Schule tragen alle Abercrombie, da will ich natürlich mithalten."

    Jung, sexy und schmal – so sieht der typische Abercrombie&Fitch-Kunde aus, wenn es nach Firmenchef Mike Jeffries gibt. Hauptgrund, warum das Image der Marke so stark gelitten hat: In den Läden gebe es zumindest für Frauen nicht die Größen XL und XXL. Jeffries hatte in einem Interview in deutlichen Worten gesagt: Abercrombie sei für die attraktiven Amerikaner. Viele würden in die Klamotten nicht passen und da auch nicht reingehören – ja, man schließe Kundengruppen aus. US-Einzelhandelsexperte Robin Lewis:

    "Er möchte niemand in seinen Läden haben, der aus seiner Sicht nicht cool, jung und sexy ist. Seinen Kernkonsumenten hat er ganz genau auskristallisiert."

    Und das in Zeiten, in denen in den USA mehr als zwei Drittel der Bevölkerung Bekleidungsgröße L und größer tragen. Das umstrittene Interview mit Jeffries fand bereits vor sieben Jahren statt, ist aber erst in diesem Jahr in den Fokus der Öffentlichkeit geraten. Vor allem durch den Protest des empörten Amerikaner Gregory Karber. Dieser hatte im Frühling in einem Internetvideo neben der Größenexklusivität auch darauf hingewiesen, dass überzählige Kleidungsstücke bei Abercrombie nicht an Bedürftige gespendet, sondern vernichtet werden. Fast acht Millionen Mal wurde das Video allein auf Youtube angesehen:

    "Ich brauche eure Hilfe. Schaut eure Schränke durch nach Abercombie&Fitch-Klamotten, die ihr irrtümlich gekauft habt und spendet sie für Obdachlose."

    Daraufhin rollte ein Schneeball der Kritik los: Der Firma wurde Arroganz vorgeworfen, Abercrombie stelle Mitarbeiter aufgrund des Aussehens und nicht der Qualifikationen ein, dagegen wurde in Frankreich auch geklagt. In Großbritannien eckte die Firma an, weil in einer traditionell für maßgeschneiderte Herrenausstattung bekannten Edelmeile in London ein Abercrombie-Kids-Store eröffnet werden sollte. Schon im ersten Quartal diesen Jahres mussten die Bilanzzahlen deutliche Federn lassen.

    In New York vor der Abercrombie&Fitch Filiale sind diese beiden Britinnen nicht der Meinung, mit dem Einkauf etwas Falsches zu machen. Und die Größe XL habe man im Laden gesehen, oder?

    "No, they've got large and extra large in there. I've just tried on a large sweater, though. No, they have large.”"
    ""I think it is his company and he can do what he wants, but its kind of not very, politically correct yeah. But its his company, he can decide what he wants."