Archiv

Geschäftsbilanz
RWE schreibt Milliarden-Verlust

Der Energiekonzern RWE verdient mit seinen fossilen Kraftwerken kaum noch Geld. In der Geschäftsbilanz steht erstmals seit Gründung der Bundesrepublik ein dickes Minus. Der Konzern sieht die Ursache im Ausbau der erneuerbaren Energien.

    RWE produziert den meisten Strom mithilfe von Braun- und Steinkohle, nämlich 51 Prozent. In Gaskraftwerken erzeugte RWE im vergangenen Jahr 17 Prozent des Stroms, in Atomkraftwerken 14 Prozent. Nur sechs Prozent kamen aus erneuerbaren Energiequellen - genau darin liegt die Krux. Der Energiekonzern verkauft weniger Strom, weil die Nachfrage nach Energie aus Sonne oder Wind steigt. "Unsere Kraftwerke werden in den kommenden Jahren noch weniger verdienen, als wir befürchtet hatten", erklärte RWE-Chef Peter Terium.
    Talsohle noch nicht erreicht
    Im abgelaufenen Geschäftsjahr hat der zweitgrößte deutsche Energieversorger so 2,8 Milliarden Euro Verlust gemacht. Im Vorjahr hatte RWE noch 1,3 Milliarden Euro verdient. Der Verlust wäre noch kräftiger ausgefallen, denn der russische Gaskonzern Gazprom hatte für zu teure Gaslieferkonditionen eine einmalige Entschädigung in Höhe von rund einer Milliarde Euro gezahlt. Grund für den hohen Verlust waren Abschreibungen in Höhe von 4,8 Milliarden Euro, vor allem auf konventionelle Kraftwerke. Der Konzern erwartet in diesem Jahr weitere Einbußen. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen werde um rund zehn Prozent sinken.
    Den Energieversorgern macht die Konkurrenz durch den Ökostrom und die gefallenen Großhandelpreise zu schaffen. Wegen des Vorrangs von Strom aus Wind oder Sonne müssen sie in Deutschland ihre Kohle- und Gaskraftwerke immer häufiger drosseln.
    Windkraft- und Solaranlagen bei Bitterfeld-Wolfen
    Windkraft- und Solaranlagen bei Bitterfeld-Wolfen (dpa / Jan Woitas)
    Das Betriebsergebnis allein in der konventionellen Stromerzeugung hat sich auf 1,4 Milliarden Euro mehr als halbiert. RWE hat bereits mehrere Kohlekraftwerke wegen mangelnder Rentabilität vom Netz genommen. Die Zahl stillgelegter Kraftwerke könne sich 2014 noch deutlich erhöhen, erklärte Terium im Vorwort zum Geschäftsbericht.
    Angesichts der "überaus schwierigen Lage" hatte der RWE-Chef Ende Februar angekündigt, der Vorstand verzichte auf eine halbe Million Euro Gehalt. Bis Ende 2016 will RWE jede zehnte Stelle streichen, insgesamt rund 6700 Jobs.
    Greenpeace: Verluste selbst verschuldet
    Die hohen Verluste sind aus Sicht der Umweltschutzorganisation Greenpeace selbst verschuldet. Statt in den Wachstumsmarkt Energiewende einzusteigen, habe RWE immer neue Milliarden in fossile Kraftwerke gesteckt und sitze heute auf unrentablen Überkapazitäten. Neben Abschreibungen auf Kohlekraftwerke seien künftig auch Abschreibungen auf die Braunkohlekraftwerke nötig, forderte der Sprecher. Auch Braunkohlestrom werde durch die Energiewende zunehmend überflüssig.
    Der Vorsitzende der Gewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie, Michael Vassiliadis, warf dem Konzernvorstand Konzeptlosigkeit vor. RWE-Chef Terium beklage fast nur die schwierigen politischen Rahmenbedingungen, sagte Vassiliadis "Spiegel Online". Dabei müsse er dringend eine Strategie für RWE entwickeln, "die übers Jammern hinausgeht".