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Geschäftskunden-Umfrage
Bankdienstleistungen in der Kritik

Vor allem kleine und mittelständische Unternehmen sind einer Umfrage zufolge eher unzufrieden mit den Dienstleistungen ihrer Bank. Was negativ auffällt, sei unter anderem die lange Bearbeitungsdauer von Kreditwünschen. Einige Firmen sehen im Crowdfunding-Prinzip eine interessante Alternative - zum Ärger der Banken.

Von Michael Braun | 09.03.2015
    Skyline von Frankfurt, im Vordergrund der Hauptbahnhof, hinten das Bahnkenviertel.
    Immerhin 36 Prozent aller Geschäftskunden wollen in den kommenden zwölf Monaten ihre Hausbank wechseln. (imago/Westend61)
    Was zählt mehr als Treue zur Hausbank? Der Preis etwa, die Qualität von Beratung und Produkt, die Digitalisierung der Abläufe bei gleichwohl gesichertem Datenschutz. Wenn es hier oder dort fehlt, sind auch Firmenkunden schnell weg von ihrer Bank. Großunternehmen sind zögerlicher, die Bankverbindung zu wechseln.
    Aber kleine und mittelständische Unternehmen seien eher auf dem Sprung. Das hat eine Umfrage des Beratungsunternehmens Ernst & Young ergeben. Immerhin 36 Prozent aller Geschäftskunden wollen in den kommenden zwölf Monaten ihre Hausbank wechseln. Die Mehrheit will also nicht von dannen ziehen, ist gleichwohl nicht voll zufrieden:
    "Bei zwei Dritteln der Befragten gibt es ein Verbesserungspotenzial aus ihrer Sicht in Richtung der Bankdienstleistungen."
    Lange Bearbeitungsdauer reklamiert
    Sagt Ulrich Trinkaus, der als Partner bei Ernst & Young die Studie betreut hat. Ein Problem, was Kunden nervt, ist der neudeutsch Relationship Management genannte Umgang mit dem Kunden: Versteht die Bank ihn und seine Bedürfnisse? Stellt sie einen Ansprechpartner? Und werden Beschwerden des Kunden auch beachtet? Oft wohl nicht, weiß Trinkaus:
    "Es sind ungefähr 40 Prozent, die eben sagen, es ist nicht zufriedenstellend gelöst worden für mich. Vor allem die Bearbeitungsdauer wird genannt. Man muss ein-, zweimal nachfragen, bevor sich was tut, und man muss vielleicht auch länger suchen, bis man den Entscheider oder den Verantwortlichen gefunden hat."
    Kunden wandern dann gerne zu anderen Anbietern ab, die auch Geld und Kredit geben, aber nicht im Bankgeschäft tätig sind. Versicherungen etwa, die im Niedrigzinsumfeld für ihre Geldanlagen kaum mehr Rendite erwirtschaften können und deshalb den mittelständischen Firmenkunden umwerben. Oder Hedgefonds, die - anders als Banken - weitgehend unreguliert und ohne Eigenkapitaleinsatz ihr Geschäft betreiben.
    Harter Verdrängungswettbewerb
    Das sogenannte Crowdfunding über das Internet kommt langsam auch für Firmen in Mode. Dazu internetbasierte IT-Firmen, die die Finanzindustrie revolutionieren wollen, sogenannte "Fintechs" wie Ayondo oder Marketinvoice. Telekomgesellschaften besorgen immer mehr vom Zahlungsverkehr. Etwa zwei Drittel aller Unternehmen nutzen schon diese sogenannten Nichtbanken für Bankgeschäfte. Die klassischen Banken wissen, wie Wachstum in diesem Umfeld funktioniert: Commerzbank-Vorstand Martin Zielke sagte dazu kürzlich:
    "In unserer Branche Geld zu verdienen, wird nicht einfacher. Ein stagnierender Markt mit neuen Wettbewerbern führt zu hartem Verdrängungswettbewerb. Das heißt: Wer in diesem Markt wachsen will, muss Marktanteile von seinen Wettbewerbern gewinnen."
    Punkten müssen die Banken, so die heute vorgelegte Studie, dabei natürlich beim Preis, mehr noch bei der Datensicherheit, beim schnellen Zugriff auf die Daten und mit individuellen Hilfen via Chat und Videodienst.