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Geschichte der Nationalakademie

Angefangen hat alles im alten Griechenland. Platons Philosophenschule "Akademia", gegründet 387 v. Chr. in Athen, gilt als Vorläufer all jener Zusammenschlüsse von Wissenschaftlern, die seit der Renaissance zunächst in Italien, dann in der ganzen Welt entstanden. Diese Akademien waren zunächst ein Ausdruck des Protests: Weil an den Universitäten der damaligen Zeit so gut wie gar nicht geforscht wurde, taten sich junge Professoren zusammen, um in intellektuellen Debattierclubs neue Fragen aufzuwerfen und Antworten zu suchen. Dies führte etwa 1652 in Schweinfurt zur Gründung der "Leopoldina", der ältesten naturwissenschaftlichen Akademie der Welt, die im Übrigen bis heute besteht. 1663 wurde auch die Royal Academy in London, drei Jahre später die Académie des Sciences in Paris gegründet.

Von Armin Himmelrath |
    Erst im 19. Jahrhundert kehrte die Forschung an die Universitäten zurück. Die Akademien jedoch blieben bestehen, und nach den Naturforschern gründeten auch Geistes- und Technikwissenschaftler eigene Zusammenschlüsse. Sieben solcher Akademien gibt es heute in Deutschland, und ihre Standorte verraten viel über die föderalistische Struktur der Bundesrepublik. In Berlin, München, Göttingen, Leipzig, Heidelberg, Mainz und Düsseldorf haben die jeweiligen Akademiepräsidenten mit Spannung auf das Plazet des Wissenschaftsrates gewartet. Sie alle wissen: Viel Billiger als die Neugründung einer nationalen Akademie wäre es, eine bestehende Einrichtung aufzuwerten und auszubauen. Deshalb hat Dieter Simon, Präsident der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, seine Ansprüche auch schon mal angemeldet und klar gemacht, was er von seinen Kollegen in den anderen Akademien hält. Zitat: "Das sind schläfrige Gelehrtengesellschaften, deren Mitglieder sich wechselseitig an ihrem Wohlergehen erfreuen." Der Konter ließ nicht lange auf sich warten: Simons Berlin-Brandenburgische Akademie sei doch nur ein verschwindend kleiner Haufen von Professoren, entgegnete Benno Parthier, bis letztes Jahr Präsident der Leopoldina. Seine Akademie sei so groß wie alle anderen deutschen Akademien zusammen und deshalb prädestiniert für die nationale Aufgabe.

    Der Streit der Akademiepräsidenten macht jetzt schon deutlich, wie schwer es sein wird, den Vorschlag des Wissenschaftsrates in die Tat umzusetzen. Das haben auch schon andere festgestellt: Vor 15 Jahren scheiterten Bundeskanzler Helmut Kohl und sein Forschungsminister Heinz Riesenhuber schon einmal mit dem Plan, aus dem Vielstimmigkeit der deutschen Wissenschaftsakademien eine einzige, nationale Stimme zu formen.