"Das Picasso-Museum ist in Paris. Bitte insistieren Sie nicht", warnt ein Schild am Gittertor des Château de Vauvenargues. Zur Picasso-Cézanne-Ausstellung in Aix-en-Provence nun - und nur solange diese dauert - lassen die Picasso-Erben erstmals das große Publikum in den massiven burgähnlichen Bau am Fuß des Sainte-Victoire-Gebirges, das Cézanne so oft malte und wo Picasso von 1959 bis 1961 lebte.
Sogar in Picassos Schlafzimmer dürfen die Besucher jetzt, in kleinen Gruppen, begleitet von wachsamen Aufpassern - Fotografieren streng verboten. Im Badezimmer hat Picasso die Wand hinter der Badewanne bemalt: Ein Flöte spielender Faun in einem Pinienwald. Das Wandbild ist das einzige Gemälde, das noch im Schloss zu sehen ist. Im Atelier stehen zwar noch Farbtöpfe und Pinsel herum, aber die Staffeleien sind leer - wie die Wände im Esszimmer. Nur noch die Nägel in der Wand erinnern daran, dass hier einmal Bilder hingen, darunter zwei Landschaftsgemälde von Cézanne. Eines davon - eine Ansicht des Ortes L'Estaque am Mittelmeer - ist jetzt im Musée Granet in Aix-en-Provence zu sehen. Die Ausstellung untersucht den Einfluss von Cézannes Malerei auf das Werk von Picasso, der einmal gesagt hat, Cézanne sei "sein einziger und unvergleichlicher Meister" gewesen.
Es beginnt mit einem Stillleben, das Cézanne 1881, im Geburtsjahr Picassos malte - ein chronologisch passender Auftakt für diese Geschichte der Wahlverwandtschaft zwischen Pablo und Paul.
Überzeugend sind die Gegenüberstellungen besonders im ersten Teil der Ausstellung, wo Cézannes analytische Malerei Picassos Kubismus vorauszuahnen scheint. Postimpressionistische Landschaftsgemälde von Cézanne - Ansichten der Dörfer L'Estaque und Gardanne - zeigen die Dächer der Häuser als quasi geometrische, ineinander verschachtelte Farbflächen und sind die Vorboten von Picassos kubistischer Malerei. Ähnlichkeiten fallen auch bei den Portraits auf. Cézannes Portrait des Kunstkritikers Gustave Geffroy von 1896 hängt da neben Picassos "Frau mit Mandoline" von 1909. Cézanne gestaltete das Gesicht nicht traditionell rein mit Licht- und Schattenkontrasten sondern mit farbigen Flächen. Ein Prinzip, das Picassos kubistisches Portrait der Mandolinen-Frau gewissermaßen vollendet. Und eine regelrechte Hommage an Cézanne ist Picassos Portrait von Georges Braque: Braque, gemalt in Cézanne-typischen Ockerfarbtönen, trägt hier einen typischen Cézanne-Hut und raucht Pfeife.
Picassos Kubismus, das ist in Aix-en-Provence einmal mehr nachzuvollziehen, ist ohne Cézanne kaum denkbar. Doch die Ausstellung zeigt noch weit mehr Parallelen. Cézanne und Picasso interessierten sich oft für dieselben Motive und Themen: Harlekin-Figuren, Kinderportraits oder die alttestamentarische Geschichte von Bathseba.
Zu Picassos Kunstsammlung gehörte auch Cézannes berühmtes "Portrait der Madame Cézanne im gestreiften Rock", das sie in einem Sessel sitzend zeigt. Eine Frau im Sessel sitzend - das ist ein Motiv, das auch bei Picasso immer wieder auftaucht. In Aix sind jetzt einige dieser Frauenportraits zu sehen, darunter, aus dem Jahr 1964, eine sehr schöne "Jacqueline im Sessel sitzend", jene Jacqueline, mit der Picasso im Schloss von Vauvenargues lebte. "Wir werden bei Cézanne wohnen", soll er ihr beim Einzug gesagt haben.
"Picasso nähert sich Cézanne" - so heißt schließlich der letzte Teil der Ausstellung mit Bildern, die in Vauvenargues entstanden: "Bei Cézanne" also, mit dem Sainte Victoire-Gebirge im Rücken. Hier macht Picasso zum Beispiel drei Landschaftsgemälde - ein Genre, in dem er sich sonst sehr selten versucht. Bruno Ely, Kurator der Ausstellung:
"Vom Fenster seines Ateliers sieht er das Dorf Vauvenargues, wie er es dann auch auf die Leinwand bringt. Allerdings sicherlich nicht wie ein impressionistischer Maler, der direkt "vor dem Motiv" malt, sondern ganz im Gegenteil: Picasso malt aus dem Gedächtnis. Er malt ja auch meistens nachts bei elektrischem Licht. Insofern ist Picasso die Antithese des impressionistischen Malers und wohl auch sehr weit entfernt von Cézanne."
Und so "wohnt" Picasso in Vauvenargues zwar "bei Cézanne". Künstlerisch aber scheint der Einfluss eher gering zu sein. Grün ist die dominierende Farbe dieser Landschaftsbilder wie auch vieler anderer Bilder, die Picasso in Vauvenargues malt, etwa seine Variationen zu Manets berühmtem Bild "Le déjeuner sur l'herbe", dem "Frühstück im Grünen".
Eher unwahrscheinlich, dass Picasso da an Cézanne dachte. Doch "bei Cézanne" in Vauvenargues hat er schließlich seine letzte Ruhestätte gefunden.
Picasso, der Spanier, der geschworen hatte, seinem Land den Rücken zu kehren, solange Franco an der Macht war. Bei Cézanne, davon überzeugt uns die Ausstellung in Aix-en-Provence, hatte er wenigstens zeitweise künstlerisch Asyl gefunden.
Sogar in Picassos Schlafzimmer dürfen die Besucher jetzt, in kleinen Gruppen, begleitet von wachsamen Aufpassern - Fotografieren streng verboten. Im Badezimmer hat Picasso die Wand hinter der Badewanne bemalt: Ein Flöte spielender Faun in einem Pinienwald. Das Wandbild ist das einzige Gemälde, das noch im Schloss zu sehen ist. Im Atelier stehen zwar noch Farbtöpfe und Pinsel herum, aber die Staffeleien sind leer - wie die Wände im Esszimmer. Nur noch die Nägel in der Wand erinnern daran, dass hier einmal Bilder hingen, darunter zwei Landschaftsgemälde von Cézanne. Eines davon - eine Ansicht des Ortes L'Estaque am Mittelmeer - ist jetzt im Musée Granet in Aix-en-Provence zu sehen. Die Ausstellung untersucht den Einfluss von Cézannes Malerei auf das Werk von Picasso, der einmal gesagt hat, Cézanne sei "sein einziger und unvergleichlicher Meister" gewesen.
Es beginnt mit einem Stillleben, das Cézanne 1881, im Geburtsjahr Picassos malte - ein chronologisch passender Auftakt für diese Geschichte der Wahlverwandtschaft zwischen Pablo und Paul.
Überzeugend sind die Gegenüberstellungen besonders im ersten Teil der Ausstellung, wo Cézannes analytische Malerei Picassos Kubismus vorauszuahnen scheint. Postimpressionistische Landschaftsgemälde von Cézanne - Ansichten der Dörfer L'Estaque und Gardanne - zeigen die Dächer der Häuser als quasi geometrische, ineinander verschachtelte Farbflächen und sind die Vorboten von Picassos kubistischer Malerei. Ähnlichkeiten fallen auch bei den Portraits auf. Cézannes Portrait des Kunstkritikers Gustave Geffroy von 1896 hängt da neben Picassos "Frau mit Mandoline" von 1909. Cézanne gestaltete das Gesicht nicht traditionell rein mit Licht- und Schattenkontrasten sondern mit farbigen Flächen. Ein Prinzip, das Picassos kubistisches Portrait der Mandolinen-Frau gewissermaßen vollendet. Und eine regelrechte Hommage an Cézanne ist Picassos Portrait von Georges Braque: Braque, gemalt in Cézanne-typischen Ockerfarbtönen, trägt hier einen typischen Cézanne-Hut und raucht Pfeife.
Picassos Kubismus, das ist in Aix-en-Provence einmal mehr nachzuvollziehen, ist ohne Cézanne kaum denkbar. Doch die Ausstellung zeigt noch weit mehr Parallelen. Cézanne und Picasso interessierten sich oft für dieselben Motive und Themen: Harlekin-Figuren, Kinderportraits oder die alttestamentarische Geschichte von Bathseba.
Zu Picassos Kunstsammlung gehörte auch Cézannes berühmtes "Portrait der Madame Cézanne im gestreiften Rock", das sie in einem Sessel sitzend zeigt. Eine Frau im Sessel sitzend - das ist ein Motiv, das auch bei Picasso immer wieder auftaucht. In Aix sind jetzt einige dieser Frauenportraits zu sehen, darunter, aus dem Jahr 1964, eine sehr schöne "Jacqueline im Sessel sitzend", jene Jacqueline, mit der Picasso im Schloss von Vauvenargues lebte. "Wir werden bei Cézanne wohnen", soll er ihr beim Einzug gesagt haben.
"Picasso nähert sich Cézanne" - so heißt schließlich der letzte Teil der Ausstellung mit Bildern, die in Vauvenargues entstanden: "Bei Cézanne" also, mit dem Sainte Victoire-Gebirge im Rücken. Hier macht Picasso zum Beispiel drei Landschaftsgemälde - ein Genre, in dem er sich sonst sehr selten versucht. Bruno Ely, Kurator der Ausstellung:
"Vom Fenster seines Ateliers sieht er das Dorf Vauvenargues, wie er es dann auch auf die Leinwand bringt. Allerdings sicherlich nicht wie ein impressionistischer Maler, der direkt "vor dem Motiv" malt, sondern ganz im Gegenteil: Picasso malt aus dem Gedächtnis. Er malt ja auch meistens nachts bei elektrischem Licht. Insofern ist Picasso die Antithese des impressionistischen Malers und wohl auch sehr weit entfernt von Cézanne."
Und so "wohnt" Picasso in Vauvenargues zwar "bei Cézanne". Künstlerisch aber scheint der Einfluss eher gering zu sein. Grün ist die dominierende Farbe dieser Landschaftsbilder wie auch vieler anderer Bilder, die Picasso in Vauvenargues malt, etwa seine Variationen zu Manets berühmtem Bild "Le déjeuner sur l'herbe", dem "Frühstück im Grünen".
Eher unwahrscheinlich, dass Picasso da an Cézanne dachte. Doch "bei Cézanne" in Vauvenargues hat er schließlich seine letzte Ruhestätte gefunden.
Picasso, der Spanier, der geschworen hatte, seinem Land den Rücken zu kehren, solange Franco an der Macht war. Bei Cézanne, davon überzeugt uns die Ausstellung in Aix-en-Provence, hatte er wenigstens zeitweise künstlerisch Asyl gefunden.