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Geschichte eines Amateurastronomen

1872 eröffnete Lewis Swift ein Metallwarengeschäft in Rochester im US-Bundesstaat New York. Er handelte mit Pflügen, Kellen, Schaufeln, Nägeln und anderen Dingen, die man auf dem Lande so benötigte. Besonders bekannt war er schon damals wegen seines Hobbys. Er war fasziniert von Kometen. In fast jeder klaren Nacht saß er an seinem kleinen Teleskop und suchte den Himmel ab.

Gary Harrison |
    Swifts Entdeckungen erregten die Aufmerksamkeit des Millionärs H.H. Warner, der sein Vermögen durch Patente in der Medizin verdient hatte. 1882 baute er Swift ein Observatorium, das er mir einem 40-cm-Teleskop ausstattete. Voller Enthusiasmus und Zuversicht eröffnete Warner das Observatorium und machte es auch zugänglich für die Öffentlichkeit. Als Eintritt musste man nur eine Verpackung seiner Leberpillen vorzeigen.

    Als sein Gönner Konkurs anmelden musste, schmuggelte Swift das Teleskop aus der Stadt. Damit verhinderte er, dass die Gläubiger Warners es verkauften. Mit "seinem" Teleskop zog Swift gen Westen. In Kalifornien arbeitete er mit dem Amateurastronomen Thaddeus Lowe zusammen. Mehrere Jahre war Swift Direktor am Mount Lowe Observatory, bevor er in den Ruhestand ging und nach Rochester zurückkehrte.

    Bis zu seinem Tod im Jahr 1913 hatte Swift 17 Kometen gefunden, mehr als 1300 Nebel aufgelistet und war sogar Mitglied der Royal Astronomical Society geworden - eine der damals renommiertesten Vereinigungen für Hobbyastronomen und wissenschaftliche Astronomen. In Rochester erinnerte man sich noch lange an jenen Mann, dessen Hände Metallwaren verkauften, dessen Herz jedoch am Himmel hing.