Der 38-jährige Henri Lesewitz wuchs in der DDR auf, war dort im Radsport Mitglied des Nationalkaders und wurde 1988 ausdelegiert, vermutlich, weil seine Eltern nicht der Partei angehören wollten und Kontakte zum Westen hatten. Ihn ödet schon damals das System an, die Flucht in die Freiheit ist sein sehnlichster Wunsch. Zwanzig Jahre später bricht er mit einem Mountain-Bike auf zum, wie er es nennt, "Abenteuerversuch auf dem ehemaligen innerdeutschen Grenzstreifen". "Endlich Rasen" ist ein Road- oder besser Radmovie mit dem ganz eigenen Schreibwitz des Autors. Freiheit zieht sich dabei wie ein grünes Band durch seine zweiwöchige Tour von Hof nach Travemünde. Sein ist durchsetzt mit Rückschauen auf sein Leben in der DDR. Ein Kontrastprogramm zu den skurrilen Begebenheiten, die er jetzt machen kann, etwa der Erwerb jener Bierflasche mit der Aufschrift "Staatsreserve - Der letzte Husten, gebrannt nach dem deutschen Einheitsgebot von 1989". Diese Flasche hebt er sich auf bis zum Ziel, er leert sie am Strand von Travemünde. Überhaupt, was ist Freiheit? Laut Jean-Jacques Rousseau liegt die Freiheit des Menschen nicht darin, dass er tun kann, was er will, sondern das er nicht tun muss, was er nicht will.
Die Touren von Michael Cramer auf dem Radwanderweg entlang der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze sind geprägt von Ruhe und Muße. Cramer, 1949 in Gevelsberg geboren, studierte an der Universität Mainz Musik, Sport und Pädagogik. Der Gymnasiallehrer in Berlin wechselte darauf in die Politik. Seit 2004 ist er für Bündnis'90/Die Grünen Mitglied im Europäischen Parlament. Der begeisterte Radtourenfahrer hat von jeher auf ein eigenes Auto verzichtet.
Der deutsch-deutsche Radweg, so der Titel des im österreichischen Verlag Esterbauer erschienenen bikeline-Radtourenbuchs, liegt Cramer besonders am Herzen. Seinem Engagement war es schon zu verdanken, dass der ehemalige Mauerverlauf rund um Westberlin heute als Rad- und Wanderweg erschlossen ist. Cramer war es, der die EU-Parlamentarier überzeugte, Fördermittel zum Ausbau dieses 160 Kilometer langen Radwegesystems in Berlin zur Verfügung zu stellen. 1.393 Kilometer, jeden selbst geradelt, beschreibt Cramer entlang des ehemaligen Todesstreifens.
Man durchfährt 150 Naturschutzgebiete, zahlreiche Flora-Fauna-Habitat-Gebiete, Biosphärenreservate und Nationalparks. Exakte Karten, detaillierte Streckenbeschreibung, ausführliches Übernachtungsverzeichnis, Stadtpläne und die wichtigsten Informationen zu touristischen Sehenswürdigkeiten in gewohnter bikeline-Qualität bilden die Basis für einen unvergesslichen Fahrradurlaub.
Die Stiftung Aufarbeitung der SED-Diktatur hat das Zustandekommen des Buches finanziell unterstützt.
Einer von Cramers Mainzer Professoren war Heinz-Egon Rösch gewesen, Jahrgang 1931, Verfasser zahlreicher Rad-Tourenbücher. Der Autor, der in vielen Schriften auch christliche und ethische Aspekte im Sport beleuchtet hat, hält sich mit rund 4.000 Kilometern Radfahren pro Jahr fit. Er sieht Radfahren als Kultur des Miteinander, das untrennbar mit seinem Leben verbunden ist. "Zeitdokumente 1947 bis 2008" im Innenteil weisen auf seine Lebensphilosophie hin. Zusammengekommen sind so knapp 1.000 Seiten, auf denen er Erkenntnisse und Erlebnisse von Kunst, Kultur, Natur sowie Geschichten über Menschen zusammengetragen hat, wobei die von ihm lang ersehnte große Tour quer durch Deutschland erst durch die Wiedervereinigung möglich wurde.
Wie bei Michael Cramer animiert Rösch zum Nachradeln der beschriebenen Touren.
Im übrigen ist er auch Initiator des rheinhessischen Fahrradmuseums, das 2002 im ehemaligen Kur-Mainzer Schloss Ardeck in Gau-Algesheim seine Heimat gefunden hat.
"Traumtouren mit dem Fahrrad" verspricht ein großformatiges Buch. 34 Touren in 28 Ländern auf allen Kontinenten werden von mehreren Autoren und Autorinnen vorgestellt. Es liest sich trotzdem sehr homogen, was auch an Mathias Müller liegt, der die englische Original-Ausgabe ins Deutsche übersetzt hat. 173 Farbfotos, zum Teil doppelseitig, sowie 34 Karten mit Fakten und Zahlen, graphisch sehr ansprechend aufgearbeitet, machen das Buch gleichermaßen inspirierend wie informativ. Auch Hinweise auf mögliche Hindernisse in Form von amtlichen Genehmigungen fehlen nicht. Die sind auf Touren wie vom kasachischen Almaty über chinesisches Gebiet ins pakistanische Gilgit durchaus von Nöten. Auch Tibet und Bhutan sind, im Gegensatz zu Nepal, bürokratisch nicht ohne Hürden. Weitere Länder, in denen Traumtouren beschrieben werden, sind etwa Kolumbien, die USA und aus Europa Schottland, Schweden, Slowenien und die Tschechische Republik. Alles in allem ein lesens- und sehenswertes Buch, auch wenn man nicht alle Touren wird nachfahren können. Aber wenn man es nicht will, muss man es auch nicht. Die Freiheit, das haben wir vorab gelernt, kann sich jeder nehmen.
Besprochene Bücher:
Henri Lesewitz "Endlich Rasen" -Ein Abenteuerversuch auf dem ehemaligen innerdeutschen Grenzstreifen
Delius Klasing Verlag Bielefeld, 12 Euro
Michael Cramer "Deutsch-Deutscher Radweg"
Bikeline Radtourenbuch, Verlag Esterbauer, Rodingersdorf, Österreich, 11,90 Euro
Heinz-Egon Rösch "Deutschland-Rad"
Agon-Sportverlag, Kassel, 19,90 Euro
Steve Razzetti und andere "Traumtouren mit dem Fahrrad" - Die schönsten und abenteuerlichsten Routen der Welt
Delius Klasing Verlag Bielefeld, 29,90 Euro
Die Touren von Michael Cramer auf dem Radwanderweg entlang der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze sind geprägt von Ruhe und Muße. Cramer, 1949 in Gevelsberg geboren, studierte an der Universität Mainz Musik, Sport und Pädagogik. Der Gymnasiallehrer in Berlin wechselte darauf in die Politik. Seit 2004 ist er für Bündnis'90/Die Grünen Mitglied im Europäischen Parlament. Der begeisterte Radtourenfahrer hat von jeher auf ein eigenes Auto verzichtet.
Der deutsch-deutsche Radweg, so der Titel des im österreichischen Verlag Esterbauer erschienenen bikeline-Radtourenbuchs, liegt Cramer besonders am Herzen. Seinem Engagement war es schon zu verdanken, dass der ehemalige Mauerverlauf rund um Westberlin heute als Rad- und Wanderweg erschlossen ist. Cramer war es, der die EU-Parlamentarier überzeugte, Fördermittel zum Ausbau dieses 160 Kilometer langen Radwegesystems in Berlin zur Verfügung zu stellen. 1.393 Kilometer, jeden selbst geradelt, beschreibt Cramer entlang des ehemaligen Todesstreifens.
Man durchfährt 150 Naturschutzgebiete, zahlreiche Flora-Fauna-Habitat-Gebiete, Biosphärenreservate und Nationalparks. Exakte Karten, detaillierte Streckenbeschreibung, ausführliches Übernachtungsverzeichnis, Stadtpläne und die wichtigsten Informationen zu touristischen Sehenswürdigkeiten in gewohnter bikeline-Qualität bilden die Basis für einen unvergesslichen Fahrradurlaub.
Die Stiftung Aufarbeitung der SED-Diktatur hat das Zustandekommen des Buches finanziell unterstützt.
Einer von Cramers Mainzer Professoren war Heinz-Egon Rösch gewesen, Jahrgang 1931, Verfasser zahlreicher Rad-Tourenbücher. Der Autor, der in vielen Schriften auch christliche und ethische Aspekte im Sport beleuchtet hat, hält sich mit rund 4.000 Kilometern Radfahren pro Jahr fit. Er sieht Radfahren als Kultur des Miteinander, das untrennbar mit seinem Leben verbunden ist. "Zeitdokumente 1947 bis 2008" im Innenteil weisen auf seine Lebensphilosophie hin. Zusammengekommen sind so knapp 1.000 Seiten, auf denen er Erkenntnisse und Erlebnisse von Kunst, Kultur, Natur sowie Geschichten über Menschen zusammengetragen hat, wobei die von ihm lang ersehnte große Tour quer durch Deutschland erst durch die Wiedervereinigung möglich wurde.
Wie bei Michael Cramer animiert Rösch zum Nachradeln der beschriebenen Touren.
Im übrigen ist er auch Initiator des rheinhessischen Fahrradmuseums, das 2002 im ehemaligen Kur-Mainzer Schloss Ardeck in Gau-Algesheim seine Heimat gefunden hat.
"Traumtouren mit dem Fahrrad" verspricht ein großformatiges Buch. 34 Touren in 28 Ländern auf allen Kontinenten werden von mehreren Autoren und Autorinnen vorgestellt. Es liest sich trotzdem sehr homogen, was auch an Mathias Müller liegt, der die englische Original-Ausgabe ins Deutsche übersetzt hat. 173 Farbfotos, zum Teil doppelseitig, sowie 34 Karten mit Fakten und Zahlen, graphisch sehr ansprechend aufgearbeitet, machen das Buch gleichermaßen inspirierend wie informativ. Auch Hinweise auf mögliche Hindernisse in Form von amtlichen Genehmigungen fehlen nicht. Die sind auf Touren wie vom kasachischen Almaty über chinesisches Gebiet ins pakistanische Gilgit durchaus von Nöten. Auch Tibet und Bhutan sind, im Gegensatz zu Nepal, bürokratisch nicht ohne Hürden. Weitere Länder, in denen Traumtouren beschrieben werden, sind etwa Kolumbien, die USA und aus Europa Schottland, Schweden, Slowenien und die Tschechische Republik. Alles in allem ein lesens- und sehenswertes Buch, auch wenn man nicht alle Touren wird nachfahren können. Aber wenn man es nicht will, muss man es auch nicht. Die Freiheit, das haben wir vorab gelernt, kann sich jeder nehmen.
Besprochene Bücher:
Henri Lesewitz "Endlich Rasen" -Ein Abenteuerversuch auf dem ehemaligen innerdeutschen Grenzstreifen
Delius Klasing Verlag Bielefeld, 12 Euro
Michael Cramer "Deutsch-Deutscher Radweg"
Bikeline Radtourenbuch, Verlag Esterbauer, Rodingersdorf, Österreich, 11,90 Euro
Heinz-Egon Rösch "Deutschland-Rad"
Agon-Sportverlag, Kassel, 19,90 Euro
Steve Razzetti und andere "Traumtouren mit dem Fahrrad" - Die schönsten und abenteuerlichsten Routen der Welt
Delius Klasing Verlag Bielefeld, 29,90 Euro