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Geschickt, wendig und feinfühlig

Raumfahrt. - Heute früh startete die US-Raumfähre Endeavour zur Internationalen Raumstation ISS. Mit an Bord befindet sich der erste Teil des japanischen Forschungslabors Kibo sowie ein in Kanada gebauter Roboter, der den Astronauten einige Arbeit abnehmen soll.

Von Dirk Lorenzen |
    "Dextre ist der Handwerker für den Außeneinsatz auf der Internationalen Raumstation. Die Besatzung muss nicht mehr so oft in den gefährlichen Weltraum aussteigen, um dort Wartungsarbeiten zu erledigen."

    Daniel Rey, Projektleiter bei der kanadischen Raumfahrtagentur, ist von den Vorzügen seines Dextre überzeugt. Dextre ist das englische Wort für geschickt. Der Name scheint Programm. Der knapp vier Meter große Roboter könnte bald Astronauts Liebling im All werden, der der ISS-Besatzung viele Arbeiten abnimmt und ihr mehr Zeit für wissenschaftliche Tätigkeiten lässt. Der stählerne Kollege hat für Daniel Rey geradezu menschliche Züge:

    "Dextre hat einen großen Oberkörper, eine Hüfte wie beim Menschen, Gelenke und ein Unterteil mit Werkzeugen und Ablageflächen. Am Oberkörper gibt es zwei Schultern. Von jeder Schulter geht ein äußerst beweglicher Arm mit sieben Gelenken aus. Unten am Arm gibt es eine Art Hand, die kaputte Teile der Raumstation greifen und ersetzen kann."

    Dextres Bewegungen erinnern an die eines Schlangenmenschen, so sehr kann der Roboter seine Gliedmaßen verbiegen, um in die optimale Arbeitsposition zu gelangen. Laufen kann der Roboter nicht. Er bewegt sich mit Hilfe des 17 Meter langen Greifarms der Raumstation. Die ISS hat außen zahlreiche Haltevorrichtungen, an die der Greifarm oder Dextre andocken können. In den nächsten Tagen soll die Besatzung der US-Raumfähre Endeavour den Roboter zusammenbauen und an der ISS installieren. Nach einigen Tests und Übungen könnte in ein paar Monaten der automatische Weltall-Handwerker zum Einsatz kommen. Zu tun gibt es da oben genug: An den Modulen der Raumstation befinden sich Hunderte von elektronischen Bauteilen, Batterien, Schaltkästen et cetera. Beim Austausch solcher Teile wird der Roboter entweder von den Astronauten in der Station oder vom Kontrollzentrum am Boden gesteuert. Dextre kann bis zu 600 Kilogramm schwere Komponenten millimetergenau bewegen und arbeitet dabei mit viel Gefühl, betont Daniel Rey:

    "Jedes Handgelenk hat einen Sensor, der die auf ihn wirkenden Kräfte spürt. Der Steuercomputer bewegt den Arm dann ganz sanft, so dass er auch große Teile austauschen kann ohne hart aufzusetzen oder anzuschlagen. Wir haben jetzt erstmals einen Roboter, der in den schwierigen Bedingungen des Weltalls Aufgaben erledigen kann, für die man bisher immer Menschen brauchte."

    Mehr als 100 Mal mussten bisher Astronauten die ISS für Außenarbeiten verlassen. Dextre wird zumindest einige Routine-Einsätze im freien Weltraum überflüssig machen. Spezielle Aufgaben, wie kürzlich das Reparieren eines defekten Sonnensegels oder die Montage des Raumlabors Columbus, bleiben auch künftig den Astronauten vorbehalten. Sollte Dextre tatsächlich im All so filigran arbeiten wie geplant, dann sieht Daniel Rey solche himmlischen Helfer vor einer großen Zukunft.

    "Das ist ein großer Schritt für den Einsatz von Robotern bei Mars-Missionen. Während eines sechsmonatigen Fluges ist am Raumschiff sicher mal etwas zu reparieren. Das könnte ein Roboter übernehmen. Auch wenn wir mit Dextre jetzt in der Schwerelosigkeit arbeiten, so lassen sich viele Erfahrungen auch auf einen Einsatz auf dem Mond oder auf dem Mars übertragen. Mit Dextre lernen wir, wie robotische Geräte und Astronauten gut zusammenarbeiten können."