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Geschickte Inszenierung

Mit gefälschten Websites und einer geschickten Inszenierung hat der deutsche Regisseur Jan Henrik Stahlberg die dpa hereingelegt.

Von Brigitte Baetz |
    Wie deutsche Forscher jetzt herausgefunden haben, arbeitet unser Gehirn äußerst effizient. Für die Verarbeitung von Informationen verwendet der Mensch nur ein Viertel der Energie, die beispielsweise ein Tintenfisch aufbringen müsste. Das würde erklären, wieso es diese Kopffüßer so schwer haben, im knallharten Nachrichtengeschäft Karriere zu machen. Kommt es doch hier auf Schnelligkeit und Effizienz an bei gleichzeitiger Genauigkeit in Formulierung und Recherche.

    Nehmen wir zur Verdeutlichung eine andere Meldung dieser Woche: "Anschlag in kalifornischer Kleinstadt" titelte dpa in einer Eildepesche unter dem Stichwort USA/Terrorismus. In Bluewater sei es zu einem Selbstmordanschlag gekommen, wie der ortsansässige Sender vpk-tv berichtet habe.

    Schon 21 Minuten später wurde ergänzt, die städtische Feuerwehr habe die Explosionen bestätigt. Aber dann das Dementi: in Bluewater war das geruhsame Kleinstadtleben weitergegangen wie bisher. Nur im fernen Deutschland hatte sich die führende Nachrichtenagentur und in ihrem Gefolge die schnellen Multiplikatoren im Internet Panik verbreitet. Welt-Online, Morgenpost.de, um nur einige zu nennen und die üblichen

    Nachrichtenepileptiker bei Twitter: Der Regisseur Jan Henrik Stahlberg hatte die Medien mit einer gefälschten Internetseite des fiktiven Fernsehsenders genarrt und auch die Telefonnummern auf der Website zu Feuerwehr und Polizei gefälscht. Und wir, die Medienkonsumenten, haben in dieser Woche eines gelernt: das Tintenfische dem Menschen wirklich unterlegen sind. Denn so schnell, wie hier berichtet und dann wieder dementiert wurde, das hätte kein Tintenfisch geschafft.