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Geschlossene Gesellschaft

Im Mai ist es zehn Jahre her, dass der exzentrische niederländische Rechtspopulist Pim Fortuyn auf offener Straße erschossen wurde. Sein Aufstieg und Tod haben in der niederländischen Gesellschaft einen tiefgreifenden Wandel ausgelöst.

Mit Reportagen von Kerstin Schweighöfer |
    Der schwule Dandy mit Bentley, Butler und Schoßhündchen war der erste, dem es gelang, das Tabu der scheinbar mustergültigen multikulturellen Gesellschaft hinterm Deich zu brechen: Er forderte einen Zuwanderungsstopp, bezeichnete den Islam als rückständige Kultur und löste damit ein politisches Erdbeben aus.

    Vieles, was Fortuyn damals forderte, mutet heute fast harmlos an. Die etablierten Parteien haben längst zum Aufholmanöver angesetzt und Fortuyn rechts überholt.

    Die Fortuyn'sche Revolte hat den Weg geebnet für Nachfolger wie Geert Wilders, der mit seiner islamfeindlichen Partei für die Freiheit seit 2010 ein Minderheitskabinett aus Rechtsliberalen und Christdemokraten duldet.

    Anno 2012 gelten die Niederlande nicht mehr als Idealbild einer weltoffenen, toleranten Gesellschaft, sondern als abschreckendes Beispiel für die Verbreitung des Rechtspopulismus in Europa.


    Am Mikrofon: Jeanette Seiffert