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Geschlossene Wunde

Vor über 440 Jahren wurde es gegründet - "ein grunnen Gewelb", die sächsische Schatzkammer im Dresdner Schloss. August der Starke ließ acht Erdgeschoßräume für das Grüne Gewölbe umbauen, 1724. Zwei Jahrhunderte später wurde es von Bomben zerstört - nachdem die kostbaren Inhalte zuvor ausgelagert worden waren. Jetzt sind die acht Schatzkammerräume wieder hergestellt worden.

Von Alexandra Gerlach |
    Es ist kurios: die Wiedereröffnung des Historischen Grünen Gewölbes in Dresden fällt auf den 1. September. Das ist an sich ein dunkles Datum in der deutschen Geschichte, heute jährt sich der deutsche Überfall auf Polen zum 67. Mal. Es ist allerdings Zufall, und dem engen Terminplan der Bundeskanzlerin geschuldet, dass die glanzvolle Einweihung der legendären, augusteischen Pretiosen-Sammlung an diesem 1. September stattfindet. Gleichwohl schließt sich damit ein Kreis, schließlich begann die Zerstörung Dresdens durch alliierte Bomberverbände - in der Rückschau gesehen - just an jenem ersten September 1939, mit dem Beginn des Zweiten Weltkrieges.

    Die Bundeskanzlerin, die eigens für den Festakt nach Dresden gekommen war, versäumte es nicht, auf den zeitlichen Kontext einzugehen. Die Wiedereröffnung des Historischen Grünen Gewölbes mit seinen unschätzbar wertvollen Kunstwerken an seinem Ursprungsort, im Dresdner Residenzschloss, sei ein Glückstag für Deutschland und für Europa, sagte Angela Merkel.

    Die Vorboten des 2. Weltkrieges hatten die Sammlung im Grünen Gewölbe schon im Spätsommer 1938 erreicht. Dirk Syndram, Direktor des Grünen Gewölbes und heutiger Hausherr im wieder aufgebauten Dresdner Residenzschloss erinnert an jene Tage, als die erste glanzvolle Epoche dieser Sammlung zu Ende ging.

    Die Einlagerung der Juwelen und anderen Kunstwerke in Schächte unterhalb der Festung Königstein und ihre nachfolgende Verschleppung in die Sowjetunion sind Geschichte. Als sie 1958 nach Dresden - fast ohne Verluste - zurückkehrten, hatten sie im wahrsten Sinne des Wortes kein Zuhause mehr. Das Schloss war zerstört, der Wiederaufbau in weiter Ferne - noch dazu höchst umstritten. Dabei handelte es sich um einen einzigartigen Schatz. Dies war nach der Wende der ausschlaggebende Punkt für die Staatsregierung, fast eine halbe Milliarde Euro in die Hand zu nehmen, um den Sammlungen ein neues, angemessenes Gebäude zu geben.