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Gesellschaft
Selbstermächtigung als transkulturelle Praxis

Obwohl oder weil nicht hinreichend definiert, scheint sich der Begriff "Selbstermächtigung" als Deutungsbegriff für politische Protesthaltungen in "spätmodernen" Gesellschaften zu etablieren.

Moderation: Hermann Theißen | 19.09.2014
    Türkische Bürger schreien Slogans am ersten Tag des Ramadan - die Gezi-Proteste gegen die türkische Regierung am 09 Juli 2013 in Istanbul.
    Flashmobs, Wikileaks oder Online-Petitionen lassen sich ebenso als Formen der Selbstermächtigung beschreiben wie der Widerstand gegen Stuttgart 21 oder der Protest auf symbolträchtigen Plätzen in Istanbul, Kairo oder Kiew. (dpa / picture alliance / Georgi Licovski)
    Selbstermächtigungen resultieren aus Unzufriedenheit mit institutionellen Ordnungen und/oder mit den Ergebnissen normierter Entscheidungsprozesse und wollen sie durch "autonomere" Formen der "Selbstorganisation" ersetzen. Sie stellen etablierte Regelwerke und Hierarchien in Frage und werden getragen von der Haltung des "Das kann ich besser!" oder der des "Das können wir besser!".
    Man findet sie auf individueller Ebene, in der Politik, in den Kirchen. Flashmobs, Wikileaks oder Online-Petitionen lassen sich ebenso als Formen der Selbstermächtigung beschreiben wie der Widerstand gegen Stuttgart 21 oder der Protest auf symbolträchtigen Plätzen in Istanbul, Kairo oder Kiew. Auf den ersten Blick scheinen Selbstermächtigungen in einer progressiven Tradition zu stehen, Entmündigung, Überwachung und Kontrolle zu trotzen, doch in ihnen schlummern auch Möglichkeiten der Exklusion, des Elitären und des Abbaus von Demokratie. Gründe genug, nach der Tauglichkeit des Begriffs "Selbstermächtigung" zu fragen und ihn einer kritischen Debatte auszusetzen.
    Es diskutieren:
    Prof. Dr. Sigrid Baringhorst (Universität Siegen)
    Prof. Dr. Klaus von Beyme (Universität Heidelberg)
    Prof. Dr. Wolf-Andreas Liebert (Universität Koblenz-Landau)

    Live aus der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. Eine Gemeinschaftsveranstaltung von Deutschlandfunk, Forschungsnetzwerk Sprache und Wissen und dem Heidelberg Centre for Transcultural Studies