Der Trödelmarkt in der Warschauer Vorstadt lädt sonntags viele zum Bummeln ein. Auch bei Touristen gilt der Markt, der Kolo genannt wird, als Geheimtipp. Denn hier landen Antiquitäten aus dem Osten des Landes, der von Sammlern noch nicht so abgegrast ist. Antiquitäten sind aber nicht das einzige Geschäft auf dem Kolo. SS-Abzeichen liegen neben einer Armbinde, selbst Gabeln mit eingeprägten Hakenkreuzen gibt es.
Ein Händler im grünen Parka sieht im Verkauf mit nationalsozialistischen Symbolen nichts Verkehrtes.
"Das sind Nachbildungen, die für Film und Theater hergestellt werden. In Polen ist es erlaubt, solche Gegenstände zu produzieren und zu verkaufen. Man darf diese Symbole nur nicht propagieren. Mehr sage ich jetzt aber nicht, denn Lärm um diese ganze Sache ist das Letzte, das wir brauchen können."
Nur harmlose Nachbildungen für Film und Theater? Wohl kaum. Kenner der Szene wissen, dass diese Gegenstände an Neonazis aus dem In- und Ausland verkauft werden, vor allem aus Deutschland. Polen ist mutmaßlich der größte Hersteller von solchen Artikeln in ganz Europa - weil die Firmen hier billig produzieren können und weil sie niemand behelligt.
Dabei wäre es kein Problem, die Hersteller aufzuspüren. Viele von ihnen bieten ihre Artikel ganz offen im Internet an. Ein Blick auf die Seite der polnischen Internet-Börse "allegro.pl" genügt: Hier gibt es sogar Kaffeetassen mit Reichsadler und Hakenkreuz.
In Polen gibt es eine Organisation, die diese Massenfertigung von Nazi-Artikeln immer wieder anspricht - "Niemals wieder" heißt sie. Aber leider sei sie mit ihrem Protest allein auf weiter Flur, sagt Jacek Purski, Experte für den Kontakt von polnischen und deutschen Nationalisten.
"Unser Land hat sehr unter mehreren totalitären Systemen gelitten, besonders unter der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg. Trotzdem verharmlosen die meisten Politiker das Thema Neonationalsozialismus. Sie tun so, als seien das nur ein paar wenige Verrückte, die nicht viel Schaden anrichten können. Aber diese Einschätzung ist falsch. Der amtierende Intendant des öffentlichen Fernsehens hat noch vor acht Jahren eine Zeitschrift herausgegeben, die rassistische und neonationalsozialistische Beiträge enthielt. Heute sagt er einfach, das seien Jugendsünden gewesen."
Das Wegschauen hat Methode: Im Januar berichteten die Zeitungen über einen Arzt, der in seiner Praxis Hakenkreuzfahnen und sogar ein Hitlerporträt hängen hat. Konsequenzen muss er aber keine fürchten. Die Staatsanwaltschaft stellte die Ermittlungen ein, der Arzt habe den Nationalsozialismus ja nicht propagiert.
Der Arzt wurde nicht angeklagt, weil das polnische Gesetz an dieser Stelle recht unpräzise formuliert ist. Damit beschäftigt sich bei der Organisation "Niemals wieder" Bartlomej Gutkowski.
"Im Grunde ist das Gesetz restriktiv. Im Wortlaut heißt es: 'Es ist verboten, für eine totalitäre Gesellschaftsordnung zu werben' - für einen kommunistischen oder einen nationalsozialistischen Staat zum Beispiel. Aber das wird von Juristen so ausgelegt, dass die Ideologie, die hinter so einem Staat steht, nicht unbedingt verboten ist. Wer zum Beispiel nur sagt, der Faschismus sei gut gewesen, weil die Arbeitslosigkeit niedrig war, dem kann nichts passieren."
Wie viele Hersteller von Nazi-Symbolen es in Polen gibt, ist unbekannt. Auch die Organisation "Niemals wieder" hat keinen Überblick, weil die Firmen klein sind und nicht viele Mitarbeiter beschäftigen.
Die Organisation will nun wenigstens die Internetbörse "allegro.pl" dazu bringen, den Handel mit Nazi-Artikeln zu verbieten. Bisher stoßen die Aktivsten dort auf Granit.
Bartlomej Gutkowski:
"Allegro ist mit Abstand die größte Internet-Börse in Polen. Sie könnte es sich leisten, auf diesen Umsatz zu verzichten. Aber ich nehme an, dass sie grundsätzlich keinem Konkurrenten eine Nische überlassen wollen."
Ein Händler im grünen Parka sieht im Verkauf mit nationalsozialistischen Symbolen nichts Verkehrtes.
"Das sind Nachbildungen, die für Film und Theater hergestellt werden. In Polen ist es erlaubt, solche Gegenstände zu produzieren und zu verkaufen. Man darf diese Symbole nur nicht propagieren. Mehr sage ich jetzt aber nicht, denn Lärm um diese ganze Sache ist das Letzte, das wir brauchen können."
Nur harmlose Nachbildungen für Film und Theater? Wohl kaum. Kenner der Szene wissen, dass diese Gegenstände an Neonazis aus dem In- und Ausland verkauft werden, vor allem aus Deutschland. Polen ist mutmaßlich der größte Hersteller von solchen Artikeln in ganz Europa - weil die Firmen hier billig produzieren können und weil sie niemand behelligt.
Dabei wäre es kein Problem, die Hersteller aufzuspüren. Viele von ihnen bieten ihre Artikel ganz offen im Internet an. Ein Blick auf die Seite der polnischen Internet-Börse "allegro.pl" genügt: Hier gibt es sogar Kaffeetassen mit Reichsadler und Hakenkreuz.
In Polen gibt es eine Organisation, die diese Massenfertigung von Nazi-Artikeln immer wieder anspricht - "Niemals wieder" heißt sie. Aber leider sei sie mit ihrem Protest allein auf weiter Flur, sagt Jacek Purski, Experte für den Kontakt von polnischen und deutschen Nationalisten.
"Unser Land hat sehr unter mehreren totalitären Systemen gelitten, besonders unter der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg. Trotzdem verharmlosen die meisten Politiker das Thema Neonationalsozialismus. Sie tun so, als seien das nur ein paar wenige Verrückte, die nicht viel Schaden anrichten können. Aber diese Einschätzung ist falsch. Der amtierende Intendant des öffentlichen Fernsehens hat noch vor acht Jahren eine Zeitschrift herausgegeben, die rassistische und neonationalsozialistische Beiträge enthielt. Heute sagt er einfach, das seien Jugendsünden gewesen."
Das Wegschauen hat Methode: Im Januar berichteten die Zeitungen über einen Arzt, der in seiner Praxis Hakenkreuzfahnen und sogar ein Hitlerporträt hängen hat. Konsequenzen muss er aber keine fürchten. Die Staatsanwaltschaft stellte die Ermittlungen ein, der Arzt habe den Nationalsozialismus ja nicht propagiert.
Der Arzt wurde nicht angeklagt, weil das polnische Gesetz an dieser Stelle recht unpräzise formuliert ist. Damit beschäftigt sich bei der Organisation "Niemals wieder" Bartlomej Gutkowski.
"Im Grunde ist das Gesetz restriktiv. Im Wortlaut heißt es: 'Es ist verboten, für eine totalitäre Gesellschaftsordnung zu werben' - für einen kommunistischen oder einen nationalsozialistischen Staat zum Beispiel. Aber das wird von Juristen so ausgelegt, dass die Ideologie, die hinter so einem Staat steht, nicht unbedingt verboten ist. Wer zum Beispiel nur sagt, der Faschismus sei gut gewesen, weil die Arbeitslosigkeit niedrig war, dem kann nichts passieren."
Wie viele Hersteller von Nazi-Symbolen es in Polen gibt, ist unbekannt. Auch die Organisation "Niemals wieder" hat keinen Überblick, weil die Firmen klein sind und nicht viele Mitarbeiter beschäftigen.
Die Organisation will nun wenigstens die Internetbörse "allegro.pl" dazu bringen, den Handel mit Nazi-Artikeln zu verbieten. Bisher stoßen die Aktivsten dort auf Granit.
Bartlomej Gutkowski:
"Allegro ist mit Abstand die größte Internet-Börse in Polen. Sie könnte es sich leisten, auf diesen Umsatz zu verzichten. Aber ich nehme an, dass sie grundsätzlich keinem Konkurrenten eine Nische überlassen wollen."